Multimedia: Star der Woche
Von Andreas Bovelino
„Love Your Dum & Mad“ – ihr Debüt vor zwei Jahren machte NADINE SHAH praktisch ohne jede Gegenstimme zum absoluten Kritikerliebling. Der große kommerzielle Erfolg blieb für die Nord-Engländerin mit pakistanischen Wurzeln allerdings noch aus. Das könnte sich mit ihrem aktuellen Album Fast Food ändern. Ohne sich in irgendeiner Form anzubiedern, gelingt es der Songwriterin mit erstaunlich reduzierten Mitteln – Drums, Gitarre, Bass – nicht nur eine unglaublich dichte Atmosphäre zu erzeugen, sondern auch eine Spannung aufzubauen, der man sich einfach nicht entziehen kann. Der Grund? Da ist natürlich ihre ungewöhnliche, kräftige Alt-Stimme. Aber sie beweist auch eine leichtere Hand für Melodien als früher: „Stealing Cars“ etwa oder „Fool“ sollten auch im Radio überzeugen. Großartig sind ohnehin alle zehn Songs.
„Als Schülerin hab ich immer behauptet, dass meine Eltern aus dem Iran sind. Das schien mir zumindest ein wenig mysteriös, beinahe glamourös. Ich habe viel gelogen damals. Aber da wo ich herkomme, war es einfach wirklich nicht cool, aus Pakistan zu sein“, erklärte Nadine Shah vor Kurzem in einem Interview. Sie kommt aus der Gegend von Newcastle im Nordosten Englands. Ihr Vater ist aus Pakistan, ihre Mutter aus Norwegen. „Ich definiere mich voll und ganz als Engländerin. Aber mittlerweile liebe ich die Kultur der Heimat meines Vaters, obwohl ich leider die Sprache kaum spreche. Viele seiner Verwandten leben auch in der Gegend – ich bin also zumindest zum Teil ,asiatisch‘ aufgewachsen.“
In ihrer Musik spiegelt sich dieser Background kaum wider. Von einigen perkussiven Elementen abgesehen, kling die klingt eher, als hätten PJ Harvey und Nick Cave ein gemeinsames Kind, das sie bis vor Kurzem vor der Welt versteckt hielten. Düster bis melancholisch, manchmal sogar ein wenig bedrohlich – ohne dabei auf Pauken und Trompeten oder pure Lautstärke setzen zu müssen. Der Schrecken liegt im Detail, ist ein alltäglicher. „Die erste CD war beeinflusst vom Tod zweier Freunde. Junge Männer, die einfach nicht mehr sind“, sagt Ms Shah. Die aktuelle ist persönlich. Es geht um Beziehungen, die gedankenlos konsumiert werden, vorbei sind und uns dennoch im Magen liegen. „Fast Food“ eben.
Nadine Shah erzählt von sich und ihren Gefühlen. Praktisch in jedem Lied ihrer neuen Platte. Vielleicht macht das ihre intimen Songs so dermaßen hypnotisch. Es ist schwer, sich ihnen zu entziehen. Sie lügt nicht mehr. „Ich bin nicht religiös“, sagt sie, „aber mein Vater ist sehr gläubig. Altmodisch vielleicht. Er ist Muslim. Als ich 17 war, ließ er mich ohne große Diskussionen nach London ziehen, um Musik zu studieren. Weil er mein Glück wollte. Heute, seit Terroristen im Namen des Islam Gräueltaten verüben, muss er bei jeder Gelegenheit betonen, dass er ein moderner Muslim ist, um nur ja nicht in einen Topf mit der IS oder ähnlichen in einen Topf geworfen zu werden. Das ist einfach dumm und lächerlich.“
FKA TWIGS: Glass & Patron – Aufzeigen, wer nicht mit Robert Pattinson tauschen würde.
FIJUKA: Cold Brat – Girl meets girl. Grooviges Liebesdrama.
GRIMES: Realiti – Aussortierte Ware der Kanadierin. Besser als viele Hochglanzprodukte.
FANTASMA FEAT. MOONCHILD: Shangri La – Sommer in Südafrika. Besser geht’s nicht.
RIHANNA: Bitch Better Have My Money – Die Queen of Trap meldet sich zu Wort. Heftig.
JAMIE XX FEAT. ROMY MADLEY-CROFT: Loud Places – Best Break-up Disco-Song ever.
HOP ALONG: Waitress – Und zum Abschluss in den Gitarrenkeller. Indierockmithüpfhymne – und hört euch diese Stimme an!