Baby-Doll & Sex-Glockerl
Von Gabriele Kuhn
Und jetzt die Sache mit der sogenannten Themenunterwäsche, die in Zeiten wie diesen sehr gerne gereicht wird. Sie wissen schon – das sind Dessous und Herrenslips als Pendant zum omnipräsenten „Last Christmas“. Wozu, um Himmels Willen? Braucht eine sexuell einigermaßen selbstbewusste Dame tatsächlich BHs mit Santa-Rauschebart-Bommeln an den Nippeln oder Baby-Dolls im naiven Christkinderl-Look? Ist der Mann von Welt und Potenz wirklich beglückt, wenn er den weihnachtlichen String-Tanga für „ihn“ auswickelt – einen also, der sein bestes Stück mit einer Rudolph-the-Red-Nosed-Reindeer-Maske verniedlicht? Oder seine Nudel in ein handgestricktes Unding mit Elchgeweih versenkt? Will er wirklich Boxershorts mit Tannenbaummuster, die „O du fröhliche“ intonieren, wenn man am Hosentürl zupft? Kann ich mir nur bedingt vorstellen. Aber bitte – vielleicht lösen solche Geschenke bei manchen tatsächlich einen kurzen Moment des Prickelns und Lächelns aus. Aber sonst hat der Spaß wohl eher ein klar definiertes Ablaufdatum. Spätestens zu Ostern sind nämlich schon wieder die Hasen am Werk und völlig andere Eierwärmer angesagt. Das „erotische“ Weihnachtsgeschenk ist sowieso eine heikle Angelegenheit – rein geschmacklich betrachtet ein Hochseilakt zwischen peinlich, anbiedernd und, naja, ideenlos. Ich denke da an die gute M – Single und frische 35 – die von einem Verflossenen das „Badebuch für Frauen“ geschenkt bekam. Mit einem Augenzwinkern, was sonst? Die M ist ein heiterer Mensch, aber da hat sie weniger gelacht. Aus zwei Gründen: 1.) War’s das einzige Geschenk vom Lustigen. 2.) Las sich die Beschreibung des Büchleins so: „Auf 8 Seiten erwarten die Frauen beim Badespaß-Badebuch knackige sexy Männerkörper. Die Aktmodels präsentieren sich so, wie Frau es gern hat. Ein Geschenk für anspruchsvolle Frauen. Das Badebuch wird aufgrund der Schaumstoffseiten, die absolut Wasser- und spritzdicht sind, gern als Kopfkissen für den entspannenden Genuss in der Badewanne genutzt.“ Noch Fragen? Kaum weniger indigniert erinnert sich auch die K an jene Christnacht, in der sie in einem aufwendig behübschten Packerl Kondome vorfand. Mit: Vanille!Kipferl!Geschmack! Und dazu ein Kärtchen mit der Aufschrift „Für mein Blasengerl.“ Die Beziehung hat die Jahreswende nicht überdauert. Aber die Nachfrage für all den Schwachsinn existiert. Nur so ist zu erklären, dass es eine gigantische Erotik-Geschenk-Industrie gibt und Angebote wie etwa die „Sex-Glocke“ um wohlfeile 14,99 €. Beipacktext: So kann die Glocke benutzt werden – 1x klingeln bedeutet „Sex mit Vorspiel“, 2x klingeln „die schnelle Nummer“ oder 3x klingeln „sexueller Notstand“. Was haben wir gelacht! Mehr oder minder nahtlos schließt sich hier das „Muschi-Shampoo“ an. Laut Produktbeschreibung „ist es äußerst praktisch, damit echte Schmusekätzchen nicht länger nach Fisch riechen“. Dazu der Spruch: „Noch zarter wird der Flaum, man glaubt es kaum“. Ein besseres Schlussmacher-Argument gibt es nicht. Oder vielleicht doch: das Präsent „Wichssäckchen“. Für Männer, die sich verwöhnen wollen, ohne nachher das Bett überziehen zu müssen.
„Sex in der freizeit“ gibt es wieder ab 10. Jänner