Die ewige Prima Donna
Zwischen Kolosseum und Petersdom, Michelangelos Schöpfungszyklus und der Piazza Navona brodelt das Leben. Rom, Europas kulturträchtigste Stadt, ist eine Welt für sich. Das antike Rom. Das Rom der frühchristlichen Basiliken. Das Rom von Renaissance und Barock mit seinen Kirchen, Palästen und Plätzen, wo über Jahrhunderte die größten Künstler Europas ihre Spuren hinterlassen haben. Es braucht viele Jahre, im Grunde ein ganzes Menschenleben, bis aus der Liebe auf den ersten Blick eine Beziehung mit Tiefgang wird. Um zu wissen, dass auf der etwas abgelegenen Piazza Santa Maria, dem ganzen Stolz des Trastevere-Viertels, einer der ältesten Brunnen Roms steht und sich hier am Abend die jungen Römer treffen. Dass man zum Einkaufen am besten in die Via Condotti und die Via Frattina geht, wo man die schicksten Römer sieht. Und dass man gute Freunde am besten ins Restaurant „Museo Atelier Canova Tadolini“ in der Via del Babuino 150 ausführt, wo auch schon Meryl Streep oder Robert De Niro wegen des außergewöhnlichen Ambientes eingekehrt sind: Der Architekt und Bildhauer Antonio Canova und sein Lieblingsschüler Adamo Tadolini schufen hier 400 Skulpturen historischer Persönlichkeiten, die heute als versteinerte Tischnachbarn Spalier stehen.
Die Villa Medici wurde im 16. Jahrhundert erbaut.
Statue: Gott Tiberinus mit Füllhorn auf dem Kapitol in Rom
„Sie müssen Rom doch sehr gut kennen“, wurde der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen einmal gefragt. „Ich beginne gerade damit, es zu verstehen, ich lebe hier erst seit dreißig Jahren“, soll er in Bescheidenheit geantwortet haben. Den schönsten Panoramablick auf die Ewige Stadt hat man heute vom Restaurant Imàgo im sechsten Stock des Hotels Hassler auf der Piazza della Trinità dei Monti. Oder vom Monte Pincio, dem Hügel am südlichen Ende der Villa Borghese, über die Piazza del Popolo und den Tiber bis hin zum Vatikan, der wie eine Legolandschaft wirkt. Von kaum einer anderen Stadt, mit Ausnahme von New York, hat man so viele Bilder im Kopf. Die meisten stammen aus dem Kino. Anita Ekberg und Marcello Mastroianni, der in Rom noch immer verehrt wird, beim Bad im Trevi-Brunnen, Anna Magnani hinter dem Obststand, Pasolinis schöner Zuhälter Accattone, wie er von einem Aquädukt in den Tiber springt. Und Audrey Hepburn, wie sie in „Ein Herz und eine Krone“ auf der Vespa am Kolosseum vorbeiflitzt.
Überall Spuren der Vergangenheit: Die Galleria Sciarra in der Nähe des Trevi Brunnens, obwohl nur wenige Schritte abseits vom touristischen Trampelpfad, übersehen die Vorbeieilenden gerne. Der Innenhof des schönen Gebäudes, 1880 vom Architekten Giulio De Angelis entworfen, wurde mit einer Konstruktion aus Glas und Eisen überdacht. Später war der Palazzo Sitz des Kulturmagazins „Cronaca Bizantina“ unter einem Chefredakteur namens Gabriele D’Annunzio. Die Fresken des Malers Giuseppe Cellini zeigen Szenen des täglichen Lebens der Frau als Ehefrau, Mutter und Engel des Herzens.
Gotteshaus in Größe XXL: Der mehr als 500 Jahre alte Petersdom ist ein einziger Superlativ – die gigantische Kirche über dem Grab Petri ist 211 m lang und 137 m hoch, hat 44 Altäre und kann 60.000 Gläubige aufnehmen – mehr als ein mittleres Fußballstadion.
Die Römer muss man lieben für ihre Unverwüstlichkeit, die sich bei aller Zuneigung zu „Mamma Roma“ auch in ihrem zynischen Humor ausdrückt: Römern ist nichts heilig, man kann sie nicht mehr verblüffen. Sie haben Päpste, Invasoren und Könige kommen und gehen sehen und betrachten deshalb alles mit einer gewissen Distanz. Mauro Nicoletti von der Galerie Magazzino kann man mit etwas Glück am Sonntag zu einem spontanen Plausch über die zeitgenössische Kunstszene im „La Bolognese“ auf der Piazza del Popolo 2 treffen: „Dort ist es fast so, als würde man ins Theater gehen. Eine Art Theater der Stadt.“ Es gebe genug Hässliches in Italien, die Krise, die Politik, die Korruption. Da wird die Schönheit zu einer Form des Widerstandes. Auch wenn sie oft nur so ausschaut, als wär’s eine Theaterkulisse wie die Rokoko-Bauten an der Piazza Sant'Ignazio, wo die gleichnamige Kirche mit ihrer Trompe-l'oeil-Decke steht. Oder wie Roms kleinster Obelisk, den hinter dem Pantheon der Bernini-Elefant mit dem überlangen Rüssel trägt. Oder die Kirche dahinter: Santa Maria sopra Minerva gilt als einzige „gotische“ Kirche der Stadt, die den auferstandenen Christus von Michelangelo beherbergt. Anstatt vom Kreuz gebrochen, steht sein Christus als Sieger da.
ANKOMMEN
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AUSSCHLAFEN
Das HOTEL HASSLER ist ein legendäres 100-jähriges Haus oberhalb der berühmten spanischen Treppe. 82 Luxuszimmer bieten zusätzlich einen grandiosen Ausblick über die Stadt. Unter den vielen Bars und Salons auch ein Michelin-Sterne-Restaurant. Leider nicht budgetfreundlich. www.hotelhasslerroma.com
Das HOTEL DE MELLINI ist ein 4-Sterne-Boutiquehotel zentral am rechten Tiberufer. Modern, hip und gemütlich. Mit einem schönen begrünten Dachgarten. Schon ab € 156. www.hotelmellini.com
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ESSEN
Romeo – Chef & Baker: Restaurant, Bäckerei und Feinkostladen in einer ehemaligen Alfa-Romeo-Werkstatt www.romeo.roma.it
Schlemmen inmitten von Skulpturen im Caffè Museo Atelier Canova Tadolini, das einst das Studio des Bildhauers Antonio Canova war. www.canovatadolini.com