Leben

Naomie Harris: First Lady

Vom Arbeitsamt direkt auf den roten Teppich, auch so kann eine Karriere verlaufen. Nicht nur, weil ihre Mutter Drehbuchautorin ist, weiß Naomie Harris, dass es immer noch das Leben ist, das die guten Geschichten schreibt. „Manchmal ging ich von zwölf Monaten ganze neun Monate stempeln“, erinnert sich die aparte Amazone mit den hohen Wangenknochen an die Zeit, in der sie noch nicht als Filmpartnerin von Daniel Craig oder Johnny Depp gesichtet wurde. Als die Schauspielerin mit jamaikanischen Wurzeln 1976 in London geboren wurde, befand sich Nelson Mandela bereits seit 14 Jahren in Haft. Nachzuvollziehen, dass es sie förmlich umgehauen hat, als ihr die Rolle der Winnie Mandela angeboten wurde. Denn die Vorbereitung darauf bedeutete Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit.

Meterhohe Stapel mit Lesestoff, Reportagen und jeder Menge Videos und DVDs mit TV-Interviews und Dokus sollten ihr einen authentischen Eindruck von der Frau an Nelson Mandelas Seite vermitteln. Das Gegenteil war der Fall: Beim Versuch, sich in das Innenleben der Überfrau und streitbaren Gegnerin des früheren Apartheid-Regimes zu versetzen, verwirrte so viel Überinformation nur. Naomie Harris ahnte, dass sie sich selbst ein Bild machen musste. Vor Ort. Und rechtzeitig vor Drehbeginn. In Südafrika sprach die Engländerin mit zahlreichen Menschen aus dem Umkreis von Winnie Mandela. Betrieb Feldforschung wie eine Wissenschaftlerin.

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Das ist durchaus ungewöhnlich für eine Action-Aktrice, die sonst mit Jamie Foxx auf Tuchfühlung geht („Miami Vice“) oder sich als Piraten-Braut gegen den „Fluch der Karibik“ zur Wehr setzt. Die Annäherung an ihr Rollen-Vorbild fand Naomie Harris extrem „spannend, denn die Meinungen über sie gehen weit auseinander.“Noch spannender freilich war jener Moment, als sie schließlich der echten, mittlerweile 77-jährigen und seit 1996 geschiedenen Winnie Mandela gegenübersaß. All das Gerede über die Wutausbrüche und das herbe Temperament der geradezu mythischen Person schüchterten die Schauspielerin ein. Grundlos. Denn, so Naomie Harris: „Sie ist eine großartige, bewundernswerte Frau. Sie gärtnert gerne und ich hatte den Eindruck, dass sie längst ihren inneren Frieden gefunden hat.“

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In Südafrika hat sich „Mandela – Der lange Weg zu Freiheit“ vom Start weg zum erfolgreichsten Film entwickelt. Bei der Premiere letzten Herbst hielt neben Regisseur Justin Chadwick und Produzent Anant Singh auch Winnie Mandela eine Rede. Naomie Harris flüsterte sie danach zu: „Du hast mich zu Tränen gerührt.“Seither reist der Filmstar mit den Modelmaßen um die halbe Welt, um das Andenken an den am 5. Dezember verstorbenen Nelson Mandela wach zu halten. Dabei traf sie auch schon auf eine weitere First Lady – Michelle Obama. Die Vorführung im Weißen Haus war „special“, auch weil sich das US-Präsidentenpaar dabei ganz natürlich gab. „Michelle und Barack sind großartig“, erzählte Naomie Harris dem „Telegraph“. „Man erwartet das ja auch. Aber ich war überrascht, wie umgänglich der US-Präsident ist. Beim Buffet meinte Obama zu mir, ich solle mir ruhig mehr auf den Teller laden.“

www.mandela.senator.de

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