Multimedia: Star der Woche
Von Andreas Bovelino
Ein US-Fachmagazin nannte ihn den „Don Juan des Alternative Rock“. Das ist zwar vielleicht ein wenig erotisch-spekulativ, mag aber doch in mancherlei Hinsicht stimmen. Denn Howe Gelb, der mittlerweile 58-jährige Songwriter aus Tucson, Arizona, hat ein beinahe magisches Talent, Menschen zu fesseln. Eine faszinierende Aura, mit der er seine Mitmusiker und Fans durch wüste Gitarrenorgien, puristische Country-Balladen, jazzigen Americana und dekonstruktivistischen – hm – Freestyle führt.
Zu seinen Fans und Kollaborateuren zählen immerhin PJ Harvey, KT Tunstall, Neko Case, Lisa Germano, Isobel Campbell, Victoria Williams, Juliana Hatfield, John Paul Jones, Vicky Peterson (The Bangles), Susan Cowsill (Psycho Sisters), Paula Jean Brown (The Go-Go’s), Vic Chesnutt, Mark Lanegan, Kristin Hersh, Nive Nielsen, John Parish, Raimundo Amador, M. Ward, Conor Oberst (Bright Eyes), Steve Wynn, Chris Cacavas. Und John Convertino und Joey Burns – die heutigen Indie-Superstars von Calexico. Eine Band, die aus Gelbs Wüstenrock-Kollektiv „Giant Sand“ entstand. Nur halt ohne das ursprüngliche Mastermind - seine musikalischen Eskapaden schienen Burns & Convertino auf Dauer nicht erfolgversprechend genug...
„You don’t need them!“, rief ein Fan, als er sich in Wien bei einem Live-Konzert auf die beiden bezog. „It’s not about need. It’s about passion“, meinte Gelb darauf etwas wehmütig. Fakt ist jedenfalls: Dieser Mann hat nicht nur eine unglaublich lässige Stimme, er kann auch die schönsten Songs der Welt schreiben. Die er, wenn ihm der Sinn danach ist, live, manchmal auch schon im Studio, mit ebensolcher Leichtigkeit zerstört. Wonach ihm im Moment nicht der Sinn steht, wie er mit seinen letzten CDs und Auftritten gezeigt hat. Howe Gelb ist gut drauf. Schön für ihn. Und für uns.
Die neue CD? Nach einigen etwas durchwachsenen Solo-Jahren – mit seiner Stamm-Band "Giant Sand" war er eigentlich eh immer "solide" – geht Mr. Gelb jetzt dort weiter, wohin seine letztjährige Unplugged-CD "Dust Bowl" wies: The Coincidentalist, sein neuestes Werk, ist ein herrlich entspanntes Americana- Album mit jazzy Einflüssen geworden. Sehr relaxt instrumentiert – da kommt seine tequilagereifte Cowboystimme so richtig zur Geltung. Sexy off key sometimes, aber genau so muss es bei ihm ja auch sein, wer will schon einen super-gelackten Crooner, bei 50ies- Nostalgien wie "Left Of Center" oder beinahe schon klassischen Barroom-Schleichern wie "An Extended Plane". Das wär dann ja echt kitschig.
JOYCE MUNIZ FEAT. BAM: Back In The Days – Großartige Dance-Beats der besten Producerin der Stadt.
JOAN AS POLICE WOMAN: Holy City – Joan Wasser wird zur Soul-Queen. Super.
LOBI TRAORE: Sigui Nyongon Son Fo – Einer der lässigsten Gitarristen Afrikas, live in Bamakos Bozo Bar. R.I.P.
JUDITH HOLOFERNES: Ein leichtes Schwert – Was soll ich sagen. Ich liebe Frau Holofernes. Und diesen Song.
CLARA LUZIA: Sinnerman – Der Titel-Track von "Das finstere Tal". Fesselnd.
ÁSGEIR: Torrent – Der 22-jährige Isländer ist ein musikalisches Genie.
EMA: So Blonde – Wer sie vor einigen Jahren im Badeschiff gesehen hat, weiß, wie die Frau rocken kann. On your knees!