Multimedia: Star der Woche
Von Andreas Bovelino
„Hey Snow White!“ – vor einiger Zeit landete der von seinen Fans kultisch verehrte Kanadier Daniel Bejar einen überraschenden „Mainstream“-Hit. Einer Mobilnetz-Werbung sei’s gedankt. Skurril: dabei coverte er sich mit seiner Zweit-Band „The New Pornographers“ quasi selbst. Das etwas sperrigere Original hatte er nämlich zuvor unter seinem Standard-Moniker „Destroyer“ veröffentlicht ...
Kompliziert? Von wegen, da geht noch wesentlich mehr: Destroyer, The New Pornographers, Swan Lake, Hello Blue Roses, Aaron Schroeder & The Moustaches, Bonaparte, Heartbreak Scene – der Mann spielt in so vielen Bands gleichzeitig, dass man glatt den Überblick verlieren könnte. Einige Konstanten bleiben allerdings – zum Glück: seine entspannte, unglaublich lässige Stimme, sein Songwriting, das sich auch in den sanftesten Momenten nie anbiedert – und seine wunderbaren Texte. Eines meiner Highlights: „The Portrait is finished and I have failed to capture your beauty…“, eine CD, die er unter dem Namen Hello Blue Roses (eine Anspielung auf Tennesse Williams‘ „Glas Menagerie“) mit seiner Freundin Sydney Vermont produziert hat. Derzeit ist der, inzwischen auch schon knapp 44-jährige, ewig junge Indie-Gott wieder als melancholisch bis leichtfüßig rockender „Destroyer“ unterwegs. „5 Spanish Songs“ heißt die EP, ein Tribut an den spanischen Komponisten Antonio Luque - und Bejars eigene, spanisch-sephardischen Wurzeln. Traumhaft schön.
2D – ist das zeitgemäß? Völlig wurst, wenn’s so gut gemacht ist wie THE BANNER GAME, freut man sich regelrecht über die Abkehr von der Hyperrealität anderer Spiele. Die Wikinger-Saga für PC und Mac ist wunderbar im Comic-Stil gezeichnet, die Welten sind so grandios wie datailliert. Und die Story, die mit dem harmlosen Steuereintreiber "Ubin" beginnt, entwickelt sich zu einem echten, auch für Erwachsene fesselnden Epos. Außerdem liebe ich das rundenbasierte Kampfsystem, das mich an gute alte "Das dunkle Auge"- Zeiten erinnert – und das ausgeprägte Eigenleben der Charaktere. "Ich wollte das nicht tun", sagte Bogenschützin Alette zu mir, als ich sie, quasi in Notwehr, eine Wache erschießen ließ...
KATY B: Tumbling Down – Die Londonerin bewegt sich elegant und weitab vom Wusch-Wusch jeder Großraumdisco auf dem Dancefloor. Genialer Track.
SOLANGE: Losing You – Das Sommer-Highlight von Beyoncés kleiner Schwester. Tut auch im Winter gut. Oder: Grad im Winter.
LAURYN HILL: Something – Ihre Stimme war schon mal besser? Vergesst die Nörgelei, Hill covert die Beatles wie eine echte Göttin. Live bei Letterman.
NIYAZ: Parishaan – Persische Lyrik aus dem 11. Jahrhundert. Die wunderbare Azam Ali mit einer neuen, hypnotischen Trance-Nummer.
WENDE PUNKT: Freude, du Zicke – City-Chanson, Pop, Folk aus Wien. Diesen Winter entdeckt: meine neue deutschsprachige Lieblingsband.
EX HEX: HOT AND COLD – Rockerin Mary B. Timony serviert uns den besten "Sweet"-Song, den wir noch nie gehört haben. Lässiger Retro-Stampfer.
DESTROYER: El Rito – Klassischer Rock-Riff, nichts neues unter der Sonne? Doch, mit Dan Bejars spanischen Vocals schmeckt das Ganze so unwiderstehlich nach Sommer, dass ich gar nicht genug davon kriegen kann.