Märchen, Mythen, Mysterien
Von Bernhard Praschl
Märchen, Mythen, Mysterien. Erich von Däniken, 80, baut darauf eine lebenslange Karriere auf. Ob es um den Bau der Pyramiden geht oder um rätselhafte Flugobjekte im All, der Schweizer setzt sich angesichts monumentaler Fragen stets so in Szene, dass er nach wie vor im Gerede bleibt.
FREIZEIT: Herr von Däniken, man schimpft Sie Ufo-Papst, Fantast, Spinner, aber die Leser Ihrer Bestseller mit Titeln wie „Erinnerungen an die Zukunft“ oder „Zurück zu den Sternen“, lassen sich davon nicht beirren und bleiben Ihnen seit Jahrzehnten treu. Stört Sie, dass Wissenschaftler Sie skeptisch beurteilen?
DÄNIKEN: Bei Wissenschaftlern ist es meist so, dass jeder ein Genie auf seinem Fachgebiet ist, ihm aber der Blick auf das Allgemeine fehlt. Jede Wissenschaft bräuchte einen kleinen Däniken.
FREIZEIT: Ihre Hauptthese ist: Vor vielen Jahrtausenden landeten Außerirdische auf der Erde und halfen unseren Vorfahren auf evolutionäre Sprünge. Die Steinzeitmenschen hätten die Fremden für Götter gehalten. Diese wiederum sollen wie Ethnologen die Menschen studiert und ihnen Ratschläge, etwa für den Bau der Pyramiden, gegeben haben. Dann wären sie wieder abgezogen, nicht ohne zu versprechen, in ferner Zukunft wiederzukehren. Wann ist diese Zukunft endlich Gegenwart?
DÄNIKEN: Wir kennen das aus unserer eigenen Geschichte. Als ein großer Entdecker wie Francisco Pizarro vor 500 Jahren das Reich der Inka eroberte, oder James Cook vor 250 Jahren auf der Osterinsel landete, glaubten die Eingeborenen, Götter seien vom Himmel herabgestiegen. Der Grund: Die beiden waren die ersten Weißen, die überhaupt in eine so entfernte Gegend gekommen sind.
Ich jedenfalls bin der Meinung, dass wir demnächst Kontakt zu Außerirdischen kriegen. Sei es via Radiowellen, oder dass sie sich in ein paar Jahren selber zu erkennen geben und uns anfunken und sagen: „Wir sind da!“ Die Zeit ist reif für so etwas.
FREIZEIT: Für jemanden, der Hotelfachlehrling war und später auch ein Hotel geleitet hat, begeben Sie sich mit derartigen Überlegungen auf ein kontroverses Gebiet. Warum eigentlich? Was ist Ihre Triebfeder, sich mit so gewagten Thesen in Szene zu setzen?
DÄNIKEN: Zur Gastronomie kam ich durch die Familie. Nach dem Gymnasium absolvierte ich eine Kellnerlehre, war dann Koch, Barkeeper und habe später ein Vier-Sterne-Hotel geführt. Als 1968 mein erstes Buch, „Erinnerungen an die Zukunft“, ein Bestseller wurde, hängte ich die Gastronomie aber an den Nagel und ging meinem Hobby nach. Als katholisch erzogener Mensch wollte ich antike Schriften auf ihre Versionen einer Schöpfungsgeschichte abklopfen.
FREIZEIT: Als Sie an Ihrem Debüt schrieben, war die Mondlandung noch Zukunftsmusik, jetzt ist eine Reise zum Mars zum Greifen nah. In Ihrem, im Vorjahr erschienenen Buch „Das Ende des Schweigens“ schreiben Sie: „Bis wir zu den Sternen aufbrechen, warte ich auf das erste Menschenbaby, in dessen Reisepass steht: Geburtsort Mars.“ Würden Sie das gerne erleben?
DÄNIKEN: Ich schaffe das wohl nicht mehr, ich bin jetzt über 80 Jahre alt.
FREIZEIT: Und dennoch rauchen Sie Kette ...
DÄNIKEN: Ja, aber mit dem Trick, dass ich die Zigaretten jeweils nur bis zur Hälfte rauche. Aber stimmt, ich bin eigentlich der letzte Kettenraucher, den ich kenne.
FREIZEIT: Sie behaupten ebenso, die „richtige ET-Welle“ komme erst. Meinen Sie damit, dass das Genre der Science-Fiction so einschlägt wie vor vierzig, fünfzig Jahren, als „2001: Odyssee im Weltraum“ sowohl Leser als auch Kinogänger fesselte. Oder aber, dass sich tatsächlich Außerirdische unter uns mischen?
DÄNIKEN: Ich sage Ihnen, die sind schon da. Dazu erzähle ich einen Witz: Ich saß vor zwölf Jahren in den USA zwischen zwei Astronomen. Sagt der eine, ein Skeptiker: Wenn da draußen irgend etwas wäre, das uns beobachtet, hätte es doch längst diplomatische Beziehungen zu uns aufgenommen. Sagt der andere ganz nüchtern: Wir nehmen doch auch keine diplomatischen Beziehungen zu Hühnern auf.
FREIZEIT: In den USA wären Sie Berater eines Hollywood-Studios.
DÄNIKEN: Mag sein, aber ich bin dankbar, dass ich in der Schweiz lebe. Ich bin gerne hier oben in den Bergen.
FREIZEIT: Ich erwähne das, weil Oberth unter anderem Regisseur Fritz Lang bei seinem Film „Die Frau im Mond“ (1929) wissenschaftlich beraten hat. Hat eigentlich Ridley Scott bei Ihnen angefragt, als er vor drei Jahren seinen Science-Fiction-Film „Prometheus“ drehte, worin es um Hinweise auf außerirdische Ursprünge menschlichen Lebens geht?
DÄNIKEN: Nein. Aber Scott ist nicht der Erste, der sich meiner Ideen bedient. Von Roland Emmerich („Stargate“) weiß ich, dass er alle meine Bücher gelesen hat.
FREIZEIT: Google-Cheftechniker Ray Kurzweil meint, spätestens im Jahr 2045 würden Computer den Menschen überflüssig machen, weil uns die Künstliche Intelligenz überlegen ist. Was geschieht dann?
DÄNIKEN: Ich hoffe, dass er Unrecht hat. Die Künstliche Intelligenz der Zukunft, so Kurzweil, würde uns hinter unserem Rücken überlisten, weil wir gar nicht merken, wie intelligent sie ist.
FREIZEIT: Ich hoffe, dass Sie da Unrecht haben: Vor ein paar Jahren erregten Sie beim TV-Talk mit Markus Lanz Aufsehen, als Sie meinten, Aliens hätten Sex mit Menschen gehabt. Ist das Ihr Ernst?
DÄNIKEN: Es gibt antike Schriften, die das tatsächlich behaupten. Heute kann man es auch wissenschaftlich erklären. Es wäre möglich – dank der auf Nobelpreisträger Svante Arrhenius (siehe Kasten links) zurückgehenden Hypothese der „Panspermie“ über die Ursprünge des Lebens im Universum.
FREIZEIT: Haben Sie darüber auch mit Religionsvertretern gesprochen?
DÄNIKEN: Mit jenen, die offen sind. Jesuiten sind die Besten. Mit denen kann man über alles reden. Gott geht dabei ja nicht verloren. Am Ende der Kette bleibt immer noch Schöpfung. Man bleibt dann ganz bescheiden.
FREIZEIT: Herr von Däniken, vielen Dank für dieses Gespräch.
„Unmögliche Wahrheiten“
Multimedia-Vortrag von Erich von Däniken
über Ufo-Sichtungen und andere Auffälligkeiten
26.11., 20h,
Simm City, Wien,
Festsaal Simmering, Simmeringer
Hauptstraße 96A
28.11., 20h,
VAZ, St. Pölten