Frauen in Männerberufen: So cool sind Technikerinnen
Auf der Baustelle mag das Argument noch gelten, dass Frauen für die Jobs nicht genug Kraft haben. Aber am Computer gilt das Argument nicht: Hier haben Frauen dieselben Voraussetzungen, um in technischen Jobs Karriere zu machen. Doch noch prägen die alten Rollenbilder den Arbeitsmarkt, zeigt der Nationale Bildungsbericht: Menschen, die in einem Beruf ausgebildet wurden, der für ihr Geschlecht untypisch ist, brauchen länger für die Jobsuche, als wenn sie einen klassischen Frauen- oder eben Männerberuf wählen.
Dazu kommt, dass der gleiche Job noch lange nicht gleiche Bezahlung bedeutet: Frauen mit einem Hochschulabschluss in Ingenieurwissenschaften und Technik verdienen trotzdem weniger als Männer mit einer Matura in diesem Bereich, zeigt der Bericht. Wo es einen Mitarbeiterengpass gibt, steigen die Gehälter und die Einstiegschancen jedoch – zum Beispiel derzeit bei den Programmierern.
Berührungsängste
Viel wird dafür getan, dass sich Mädchen und junge Frauen für Technikjobs interessieren und insbesondere in den digitalen Medien breitmachen. Am 25. April findet etwa zum 18. Mal der „Töchtertag“ statt, an dem Mädchen bewusst in technische Unternehmen eingeladen werden, um sich ein Bild zu verschaffen. Doch bei den Mädchen gibt es noch Berührungsängste, weiß Anna Gawin vom DaVinci-Lab. 2500 Schüler nahmen an ihrem Programmierwettbewerb „Youth Hackaton“ statt, dessen Gewinner diese Woche ausgezeichnet wurden. „Es haben gleich viele Mädchen wie Burschen an den Workshops teilgenommen, aber viel mehr Burschen haben ihre Projekte eingereicht.“ Nur jedes achte Mädchen traute sich gute technische Kenntnisse zu, zeigte eine Umfrage im Workshop.
IT-Spezialistin Marion Marschalek möchte mit ihren Black-Hoodie-Events diese interessierten Mädchen stärken (siehe unten): „Ich war oft die einzige Frau unter allen Teilnehmern und ich habe mich in eine Ecke verkrochen“. Inzwischen steht sie selbstbewusst auf der Bühne: Weil sich Männer von ihr die digitale Welt erklären lassen.
Eine Frau mit starken Nerven und guter Orientierung
Fluglotsin Viveka Wächter sorgt für die Sicherheit der FlugzeugeIn ihrem Job ist 100-prozentige Konzentration nötig: Gemeinsam mit ihren Kollegen von der Flugsicherung entscheidet Viveka Wächter, wann und wo die Flugzeuge am Flughafen Wien unterwegs sind.
„Nach dem Abitur wusste ich nicht, was ich machen wollte. Gerne etwas mit Flugzeugen – da schwebte mir der Beruf Flugbegleiterin vor“, erzählt die gebürtige Deutsche. „Im Berufsinformationszentrum habe ich festgestellt, dass Stewardessen kürzere Kurse hatten als ich dachte.“
So entschied sie sich für eine kaufmännische Ausbildung bei einer Fluggesellschaft, „aber mich hat die technische Seite immer mehr interessiert“. Sie arbeitete als Verkehrsassistentin am Flughafen München und bewarb sie sich bei der Austro Control in Wien, wo sie eine dreijährige Ausbildung zur Fluglotsin absolvierte.
Raum & ZeitEs ist nicht leicht, aufgenommen zu werden, weiß Wächter: „Man durchläuft ein mehrstufiges Aufnahmeverfahren mit Leistungs- und Persönlichkeitstests – das schreckt Bewerberinnen vielleicht ab.“ Oft heißt es, Frauen hätten ein schlechteres räumliches Verständnis. „Da haben manche Männer einen Vorteil: Computerspiele können diese Orientierungsfähigkeit stärken. Und diese Spiele spielen eher Männer.“
Für Wächter hat der Job viele Vorteile, erzählt die zweifache Mutter: „Wenn ich im Dienst bin, mache ich genau das Gleiche wie meine Kollegen. Da gibt es keinen Unterschied, nur weil ich jetzt Teilzeit arbeite. Ich habe weniger Stunden, aber sonst ändert sich nichts.“
Nach der Arbeit kann sie sich auf ihre zwei kleinen Töchter konzentrieren: „Wenn meine Schicht um 6.30 Uhr beginnt, ist sie um 14.30 Uhr aus. Da sind keine eMails mehr zu erledigen. “
Das Technikinteresse der Mama zeigt sich in der Erziehung kaum: „Es muss nicht neben jeder Puppe ein Auto stehen. Aber natürlich interessieren sich die Mädchen für Flugzeuge.“
Eine der 30 wichtigsten Europäer
IT-Security-Spezialistin Marion Marschalek ist international erfolgreich. Die gebürtige St. Pöltnerin Marion Marschalek war gerade einmal 28 Jahre alt, da reihte sie das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ unter die „Besten 30 unter 30“ im Bereich Technologie. Ihr damaliger Job klingt wie ein Kinofilm: Sie analysierte Schadsoftware – „Malware“ genannt – und spürte die Hacker auf, die sie versendet hatten. Aufsehen erregte die Fachhochschul-Absolventin mit ihrer Arbeit über Viren aus Frankreich.
Seither hält sie bei internationalen Konferenzen Vorträge über ihre Arbeit. Inzwischen hat die Computer-Expertin ihren Fokus etwas verlagert und arbeitet beim IT-Konzern Intel in Oregon (USA). Der Job macht enormen Spaß und hat ihr die Welt geöffnet. Woher das Interesse an Computern kam? Von ihrem großen Bruder. Seine Elektrospielzeuge lockten sie als Kind und bei der Entscheidung für die HTL war er auch ausschlaggebend. Er sagte ihr: „Das schaffst du nie.“
Das spornte ihren Kampfgeist an – und den braucht man als Frau in der Technik: „Es ist für Mädchen und Frauen nicht so einfach, in ein Klassenzimmer, einen Univortrag oder einen Konferenzraum voller Männer hineinzumarschieren. Ich war oft die Einzige und bin an den Rand geflüchtet.“ Inzwischen ist sie selbst ein Vorbild und hat für ihre „BlackHoodie“-Veranstaltungen für Frauen sogar Partner wie Microsoft überzeugt. Warum nur für Frauen? „Ein Workshop nur für Mädchen ist befruchtender als ein Zimmer voller Männer mit einer oder zwei Frauen in der Ecke.“
Marschalek wünscht sich mehr Frauen in Technologie-Jobs: „Die Herausforderung macht dich glücklich. Es wird gut bezahlt. Das Geld bringt dir – noch wichtiger – Stärke und Unabhängigkeit.“ Es warten viele Jobmöglichkeiten auf der ganzen Welt. „Es gibt eine Menge Frauen, die voller Elan sind, aber nicht wissen, wo sie starten sollen. Mit unseren Workshops wollen wir sie ins Thema einführen und ihnen ein Netzwerk geben. Die Kombination – gemeinsam mit dem Ehrgeiz einer unterschätzten Minderheit – gibt ihnen Superkräfte.“
„Ich wollte etwas Handwerkliches machen“
In der Statistik der männerdominierten Berufe führt die Baubranche eindeutig: 95 Prozent ihrer Mitarbeiter sind männlich. Tamara Schütz schreckt das nicht ab: Sie ist gelernte Installateurin, derzeit absolviert sie berufsbegleitend beim WIFI eine Ausbildung zur Werkmeisterin für Installations- und Gebäudetechnik.
Die 22-Jährige macht für die Wiener Wasserwerke die Bauaufsicht für verschiedene Projekte und mag ihren Job. „Ich wollte immer etwas Handwerkliches machen. Es war mir egal, dass da nicht viele Frauen sind. Ich habe auch gerne Fußball gespielt. Und bei meinen Sportfreunden war so eine Berufswahl normal.“ Auch bei ihrem großen Bruder, einem Spengler, mit dem sie ihre Interesse an Technik entdeckte. Oft war sie das einzige Mädchen: „Da daran muss man sich gewöhnen.“
Die Arbeit als Installateurin war körperlich anstrengend, aber inhaltlich anspruchsvoller, als man annehmen würde: „Alles rund ums Wasser fand ich interessant, den Teil Heizung fand ich nicht so toll. Und es wird immer mehr mit dem Computer gemacht und komplizierter, etwa Klimaanlagen.“
Köpfchen ist gefragt. Eine Chance für Frauen? „Es werden nur langsam mehr Mädchen in der Installateurlehre, auch bei den Elektrikern und den Rauchfangkehrern.“ Finanziell ist ihr Job interessant: „Als Bürokauffrau verdient man weniger.“
Später soll ihre Karriere noch weitergehen: „Ich möchte Ingenieurin für Hoch- oder Tiefbau werden, ja nachdem, was für meinen Job besser passt. Das sind dann noch drei Jahre Ausbildung.“ Eine klare Karriere, „aber zu viel planen will ich nicht.“