Leben

König der Mutanten

Wirklich, ein Wiesel?“, meinte Hugh Jackman überrascht, als ihn ein britischer Journalist mit der wahren Natur seiner Paraderolle „Wolverine“ aus dem X-Men-Universum konfrontierte. „Das klingt allerdings nicht sehr sexy: ,Wolverine – Rise of a Weasel!’“ Der Mann hat einfach Humor.

Und obwohl er also keinen bösen Wolf, sondern ein Wiesel spielt – genauer eigentlich einen Vielfraß, den größten Vertreter der Gattung –, werden seine Fans ihn lieben wie eh und je, wenn „The Wolverine“ im Juli weltweit in den Kinos anlaufen wird. Der Film ist bereits der sechste Streifen der X-Men-Reihe – und dürfte so wie seine Vorgänger einer DER Kinohits des Jahres werden. Vor allem, weil es hauptsächlich um Wolverine geht, den mit Abstand beliebtesten der Superhelden.

Die Story ist so abstrus wie die der Vorgänger, aber hey, wir sprechen von Filmen, in denen mutierte Menschen Stürme entfachen, telekinetische Spektakel veranstalten, mit Laserblicken töten oder ihre Körper nach Belieben verändern können! Dass die Streifen nicht ausschließlich für Comics-Spezialisten interessant sind, sondern insgesamt bereits knapp 2 Milliarden Euro eingespielt haben, liegt auch zu einem nicht geringen Anteil an den hervorragenden Schauspielerin, die an dem Special-Effects- und Trick-Spektakel sichtlich Freude haben. Allen voran die fantastische Famke Janssen und, eben, Mr. Hugh Jackman.

Seinen Sinn für Humor haben wir ja bereits angesprochen. Noch ein Beispiel? Auf die, vorsichtig formuliert, „gewöhnungsbedürftigen“ Koteletten seiner Figur angesprochen, antwortete der baumlange Australier: „Die sind lächerlich, nicht? Und bei jedem Dreh starten die Jungs von der Crew eine Koteletten-Competition. Ich hab dann am Ende die große Ehre, den Sieger zu bestimmen.“ Über seine gefährlichsten Stunts als Actionheld: „Es sind wirklich alle anderen, die gefährdet sind. Diese langen Krallen machen mich sehr ungeschickt – ich hab am Set schon unglaublich viele Menschen verletzt ...“Hugh Jackman gelingt es, einer Comics-Figur ein Gesicht zu geben, eine Persönlichkeit, um die man sich schon auch mal ein bisschen Sorgen macht. Eine reife Leistung. Bei der ihm seine unglaubliche Wandlungsfähigkeit zugute kommt. Vor seinem ersten Einsatz als Actionheld hatte er mit klassischen amerikanischen Musicals Erfolg, danach überzeugte er als romantischer Liebhaber à la Cary Grant ebenso wie als klassisches Abenteurer-Raubein oder als von Neid und Rachegefühlen korrumpierter Magier in „Prestige“, wo er eiskalt seinen Widersacher Christian Bale an den Galgen bringt, als ewiger Liebhaber von Rachel Weisz in „The Fountain“ und als mörderischer Schnösel in der Woody-Allen-Kommödie „Scoop“.Das ist eine Bandbreite, an die nur wenige Hollywood-Kollegen des 45-Jährigen herankommen.

Natürlich, Method-Acting-Superstars wie Daniel Day Lewis oder Christian Bale verleiben sich ihre Rollen mit Haut und Haar ein, oft mit brutalstem Körpereinsatz. Sie bleiben aber doch einem gewissen Typ treu, dem des getriebenen, grüblerischen Außenseiters – egal ob in der Rolle des düsteren Helden oder des Bösewichts. Und wenn Robert De Niro in „Meine Braut, ihr Vater und ich“ oder „Reine Nervensache“ seine zum Brüllen komische Seite zeigt, dann ist es quasi seine eigene De-Niro-Parodie, die uns zum Lachen bringt. Das hat alles Größe – und wird zurecht mit Preisen überhäuft. Aber dann gibt es auch die – oft unterbewerteten – Schauspieler, die mit spielerischer Leichtigkeit durch sämtliche Genres zu tanzen scheinen. Heute Prinzessin, morgen alkoholkranke Furie, gestern blasser Pantoffel- und übermorgen knallharter Actionheld. Sie sorgen für echten Zauber auf der Leinwand, egal ob im Popcorn-Kino oder im Autorenfilm, im großen Drama oder einer luftigen Komödie. Und Hugh Jackman, so viel steht fest, ist einer von ihnen.