Kaum entdeckte Welten: Allein im Paradies
Von Barbara Reiter
KIRIBATI Wo ist das? Zur Orientierung: Der Inselstaat mitten im Pazifik liegt auf halbem Weg zwischen Hawaii und Australien in Mikronesien. Nur etwa 5000 Touristen machen sich pro Jahr auf die beschwerliche, lange Reise, um hier Südsee-Feeling zu tanken. Belohnt werden sie dafür mit viel Sonne, türkisblauem Meer, weißen Sandstränden und einer faszinierenden Unterwasser- und Vogelwelt. Traurig, aber wahr: Die Bevölkerung Kiribatis ist nicht nur arm, sondern auch gefährdet, in diesem Jahrhundert ihre Heimat zu verlieren. Die 33 Atolle, verteilt auf drei Inselgruppen, könnten nach Berechnungen der Weltbank 2050 nicht mehr bewohnbar und 2070 überschwemmt sein. Der Grund: Kiribati liegt nur zwei Meter über dem Meeresspiegel und ist deshalb besonders von der Klimaerwärmung bedroht.
INFO: Die Anreise nach Kiribati kann je nach Flugverbindung zwischen 30 und 50 Stunden dauern. Von Europa aus fliegt man am besten nach Brisbane und steuert von dort den Flughafen Bonriki auf dem großen Tawara-Atoll an. Touristen: etwa 5000 pro Jahr.
MARSHALLINSELN Mit einer Fläche von nur 181 km² gehören die Marshallinseln zu den kleinsten Staaten der Erde. Sie umfassen zwei fast parallel zueinander verlaufende Inselketten mit ca. 870 Riffen auf mehr als 1000 Inseln. Da Amerika in der Nachkriegszeit, Stichwort Bikini-Atoll, hier Atomtests durchgeführt hat und die Marshallinseln generell ein geschichtsträchtiger Kriegsschauplatz im Pazifik zwischen Japan und den USA waren, ist die Wasserwelt ein Paradies für Wrack-Taucher. Die Sicht reicht bis zu 50 Meter und die Wassertemperatur beträgt ganzjährig 28 Grad. Auch Hochseefischen ist hier angesagt.
INFO: Mindestens 24 Stunden und eine Nacht sind notwendig, ehe man die Hauptstadt Majuro erreicht. Außerdem ist gute Reiseplanung wichtig, da es
nur einige Hundert Hotelbetten gibt. Touristen: etwa 10.000 pro Jahr.
MIKRONESIEN umfasst neun Inselgruppen, von denen Yap, Chuuk, Pohnpei und Kosrae zusammen die Föderierten Staaten von Mikronesien bilden. Alle vier haben ihre eigenständige Kultur, Sprache und Geschichte. Pohnpei ist die größte und damit die Hauptinsel der Föderierten Staaten und mit Regenfällen von bis zu 7600 mm pro Jahr einer der regenreichsten Plätze der Erde. Die Küste besteht aus Mangrovenwäldern, das Hochland ist bewaldet.
INFO: Wer es einmal nach Honolulu geschafft hat, kann von dort United Flight 154 – bekannt als „the Island Hopper“ – nehmen und fliegt innerhalb von 20 Stunden sieben Inseln an: Die Föderierten Staaten sind mit dabei. Touristen: etwa 24.000 pro Jahr.
TONGA Das Königreich ist ein Inselstaat im Südpazifik und unglaubliche 16.800 Kilometer von Wien entfernt. Das sind etwa 40 Stunden Reisezeit, bis man das Südsee-Paradies erreicht. Und trotzdem: „Ah, Tonga, schon mal gehört.“ Verantwortlich für den Aha-Effekt, ist der tonganische Skilangläufer Pita Taufatofua, der bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Pyeongchang 2018 im traditionellen Kostüm und mit eingeöltem Oberkörper aufgetreten ist. Beste Werbung für die insgesamt 176 Inseln, von denen nur 36 bewohnt sind. Taufatofua stellt aber nicht nur als Wintersportler auf Tonga eine Ausnahme dar. Auf Tonga gilt Übergewicht nämlich als Schönheitsideal. Der Gesundheit wegen setzt man nun mittlerweile aber auch hier immer öfter auf Sport und Ernährungsberatung.
INFO: Aus Europa fliegt Air New Zealand täglich von London nach Los Angeles (elf Stunden). Von dort geht es ein Mal pro Woche über Samoa weiter nach Tonga. Oder: von Europa über Singapur nach Auckland, Neuseeland, und weiter. Touristen: etwa 61.000 pro Jahr.
SAN MARINO Der Zwergstaat ist mit seinen 61 km² zwar größer als das nur 2,03 km² umfassende Monaco, aber weniger bekannt. Er liegt nur wenige Kilometer vom überlaufenen Badeort Rimini entfernt, gehört außerdem zum Weltkulturerbe und ist trotzdem das am seltensten besuchte Land Europas. Dabei gilt der autonome Staat auf der Spitze des Monte Titano (o.), mit seinen engen Gassen, historischen Gebäuden und toskanischem Flair als älteste Republik der Welt und soll seit dem Jahr 301 bestehen. Und die Gäste? Vielleicht hadern sie mit der autofreien Altstadt, die nur zu Fuß über Treppen und Aufzüge oder mit der Gondel erreichbar ist.
INFO: Der Flughafen Rimini liegt 27 Kilometer entfernt. Züge fahren ebenfalls nach Rimini, dann geht es weiter mit dem Bus nach San Marino. Touristen: etwa 60.000 pro Jahr.
MONTSERRAT Karibik at it’s best ... und mehr: Die kleine Antillen-Insel Montserrat liegt südwestlich von Antigua und gehört zu Großbritannien. Hier leben nur 5.000 Einwohner, von denen fast jeder jeden kennt. Schönheitsmakel: Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und hat seit 1996 mit den Ausbrüchen des Soufrière Hill zu kämpfen. Die Hauptstadt Plymouth wurde vom Vulkan vollständig zerstört und 1997 offiziell aufgegeben. Kein Schaden ohne Nutzen: Seither ist das „Pompeji der Karibik“ eine Touristenattraktion.
INFO: Von London aus fliegt man weiter nach Antigua und von da nach Montserrat. Gesamtflugzeit Wien – London – Antigua – Montserrat (letztere Strecke meist per Helikopter): ca. 11 Stunden. Touristen: etwa 9.000 pro Jahr.
LIECHTENSTEIN Das Fürstentum mag mit 160 km² und knapp 38.000 Einwohnern kein Riese sein, dafür sind 69.000 Besucher pro Jahr gar nicht so schlecht. Aber: Das nur 2,02 km² große Monaco hatte im Jahr 2017 336.000 Touristen. Auch, wenn Monaco ob seines Luxus-Images einen Sonderstatus hat: Liechtenstein, vor allem bekannt für seine Berge, hat sich mehr Aufmerksamkeit verdient. Da wäre eine stetig wachsende Museumsmeile ebenso, wie die Möglichkeit, am liechtenstein’schen Staatsfeiertag, dem 15. August, Fürst Hans-Adam II. persönlich die Hand zu schütteln. Und das muss Albert in Monaco ihm erst einmal nachmachen.
INFO: Das Fürstentum Liechtenstein liegt zwischen Österreich und der Schweiz. Flug von Wien nach Friedrichshafen: eine Stunde und 20 Minuten. Von dort nach Vaduz: zwei Stunden und 40 Minuten. Touristen: etwa 69.000 pro Jahr.
SALOMONEN Wenn Sie sich fragen, wofür die Salomonen stehen: Paradies, Palmen und Promis. William und Kate waren 2012 hier, fast frischvermählt, zum 60. Thronjubiläum der Queen. Die Inselgruppe erholt sich aufgrund fehlender Mittel aber erst nach und nach von den ethnischen Unruhen zwischen 1998 und 2003. Die Bewohner sind arm, der Tourismus wächst nur langsam. Wer den drei Flugstunden nordöstlich von Australien gelegenen Inselstaat besucht, wird sich verlieben: weiße Strände, Traum-Unterwasserwelt, Sonne pur.
INFO: Für die Anreise sollte man einen Tag einplanen. Einmal wöchentlich von Frankfurt nach Honiara auf der Insel Guadalcanal mit Umsteigen in Singapur oder Manila und Port Moresby in Papua-Neuguinea. Touristen: etwa 22.000 pro Jahr.