It’s a kind of Magic
Von Andreas Bovelino
Ist Zauberei cool? Nicht so richtig, wenn man darunter einen Mann mit lächerlichem Umhang und lächelnder Assistentin versteht, der Blumen aus dem Ausschnitt einer Zuschauerin zaubert und dann ein weißes Kaninchen aus dem Zylinder holt. Damit haben Benny Kimoto & Co allerdings auch nichts am Hut. Sie sind von der Breakdance Company "Flying Steps". Das heißt, sie kommen aus der Hip-Hop-Szene. Und cooler als Hip-Hop geht eigentlich nicht.
Wenn also die "Flying Steps", immerhin mehrfache Breakdance-Weltmeister, beschließen, sich mit Magie zu beschäftigen, darf man davon ausgehen, dass es mit süßen Nagetieren in Kopfbedeckungen nicht getan sein wird. Was die Berliner Tanz-Kompanie für ihre aktuelle Produktion "Flying Illusion" auf die Bretter bringt, ist schlichtweg phänomenal. Körper scheinen physikalischen Gesetzen zu widersprechen, biegen und drehen sich ohne sichtbare Anstrengung, heben ab – und fliegen.
Ja, die Magie macht’s möglich: Tänzer, die schon beim Aufwärmen Dinge zeigen, die man nicht für möglich halten würde, gehen noch einen Schritt weiter und setzen sich vollends über die Schwerkraft hinweg, tanzen verwegene Duette mit ihren eigenen Schatten, verschwinden in wirbelnden Pirouetten, um ohne Zeitverzögerung woanders wieder aufzutauchen ...
"Als Breakdance-Gruppe stößt du irgendwann einmal an deine Grenzen", sagt Choreograf Benny Kimoto. "Egal, wie gut du bist, wie viele WM-Titel du gewinnst – dein Zielpublikum bleibt begrenzt. Bei richtig großen Videoproduktionen darfst du im Hintergrund tanzen – um den Star zu unterstützen." Damit wollten er und seine Kollegen sich nicht abfinden. Die Tänzer selbst sollten die Hauptrolle spielen. Vor vier Jahren feierten sie einen Sensationserfolg mit der Show "Flying Bach", bei der sie zum "Wohltemperierten Klavier" ihre spektakulären Moves zeigten. Bis heute touren sie damit durch die großen Hallen der Welt. Und in ihrem neuen Programm begeben sich Kimoto & Co in die Welt der Magie.
Die Flying Steps wurden 1993 in Berlin gegründet. Die ursprünglich neun Tänzer etablierten sich rasch in der Breakdance-Szene, gewannen nach nur sieben Jahren die „Battle Of The Year“ und wurden ab 2005 vier Mal hintereinander Weltmeister. Heute haben sie eine eigene Dance Company, Studios und Tanzschule inklusive.
„Wir hatten keine professionellen Trainer, haben uns alles von Freunden und älteren Tänzern abgeschaut und schließlich eigene Moves kreiert. Aber wir versuchen, das, was wir heute können, an die Kids weiterzugeben“, erklärt Choreograf Benny Kimoto. Wobei er und seine Crew sich inzwischen auch bei Lehrern für zeitgenössischen Tanz weitergebildet haben. „Das war sehr interessant. Und es ist prinzipiell gut, wenn man über den Tellerrand schaut. Aber vieles ist für uns dann doch zu steif – und zu wenig spektakulär“, sagt der Choreograf.
Seit ihrem Johann-Sebastian-Bach-Spektakel „Flying Bach“ sind Benny Kimoto & Co Weltstars. Was tun Extrem-Tänzer, wenn sie nicht gerade 6-8 Stunden täglich trainieren? „Chillen, Musik hören. Alles von Jazz über Wu Tang Clan bis Drake. Und seit ein paar Jahren Natürlich: Bach!“
„Red Bull Flying Illusion“
in der Wiener Stadthalle:
11. Dezember, 20.15 Uhr;
12. Dezember, 16.15 & 20.15;
13. Dezember, 18.15