Leben

Vier Pfoten für ein Hallelujah

Pferdekutschen gibt es an jeder Ecke“, meint Hans, stellt den Kragen seiner Daunenjacke mit aufgedrucktem Husky am Rücken auf und ruft Yukon, Sharum, Flesh sowie Roxy ein aufforderndes „Goooo-oooo!“ zu. „Aber das gibt es nur bei uns!“ Los geht’s, und wie! Mit einem Tempo von bis zu 30 km/h fegt das Husky-Gespann über den knirschenden Schnee. Willkommen im Waldviertel, dort, wo der Winter schon fast so heftig wie in der Arktis daherkommt, sofern es ausgiebig schneit. Dem schmalen Hans macht das gar nichts. Je kälter sich die Natur gibt, desto heißer ist der 45-jährige Niederösterreicher auf ein Abenteuer. Eines wie den „Ritt“ mit sechs Huskys über Schnee und Eis. Das laute, zufriedene Jaulen der Hunde signalisiert, dass das kuschelige Sextett einen großen Spaß an der Sache hat.

„Gee!“, bellt der Polarhundeführer „Musher“ Hans – und das Gespann biegt rechts ab. Das Kommando dazu stammt aus dem US-amerikanischen Rennsport in dieser Disziplin. Selbst beim flüchtigen Zusehen gewinnt man den Eindruck, Hunde und Herrl wollen lange nicht zurückkommen. Später, beim heißen Tee, wird Hans erzählen, dass Huskys erst bei Minusgraden in ihrem Element sind. Und auch erst, wenn sie kilometerlang durch die Gegend jagen können. Ein Schlittenhunde-Workshop gibt einem die Möglichkeit, sich für ein paar Stunden wie weiland Jack London zur Zeit des Goldrausches in Nordamerika zu fühlen. Abenteuer und Action à la „4 Pfoten für ein Halleluja“, wobei den Pfoten der Huskys tatsächlich kleine Thermosocken übergestülpt werden, sollte der Schnee einmal sehr harsch sein. Mit seiner Frau Daniela betreibt Hans Dastig im Waldviertel die Schlittenhundeschule „Husky-Time“. Mit insgesamt 26 Hunden ist man selbst für einen großen Ansturm von Interessenten gewappnet. So gesehen, vertrauen auch große Eventagenturen auf den polaren Hundeflüsterer. Dumm nur, dass selbst das obere Waldviertel nicht wirklich schneesicher ist. „Im Vorjahr konnten wir diesen Sport nur für zweieinhalb Tage anbieten“, blickt er leicht frustriert zurück. Aber grundsätzlich gilt: „Wenn das Wetter passt, sind wir von Dezember bis März buchbar.“ Er selbst wurde schon vor mehr als zehn Jahren zum „Musher“. Weil es ihm in der winterlichen kalten Luft taugt. Und weil dieser Sport mit keinem anderen vergleichbar ist. „Schlittenhunde führen und sich auf den Kufen über Wiesen und Hügel und durch Wälder ziehen zu lassen, ist ein Traum“, schwärmt Hans. Wobei er sich seinen ganz großen Traum wohl nie erfüllen wird können: die Teilnahme am „Iditarod“, dem längsten Schlittenrennen der Welt. Die 1.800 Kilometer lange Strecke von Anchorage ins arktische Nome gilt als die Königsdisziplin unter den Hundeschlittenrennen. Etwa 50 Teams mit zumeist 12er-Gespannen nehmen regelmäßig daran teil. Nicht einmal Paris-Dakar kann sich daran messen. Nächster Termin: 7. März. Hans aber muss kapitulieren. „Mit eigenem Gespann anzureisen ist viel zu teuer. Und: Wer kümmert sich dann um meine Hunde daheim?“

„Husky-Time“

Die Schlittenhundeschule von Dani und Hans Dastig in Etlas im Waldviertel verspricht „Alaska Feeling pur“; nächste Termine (falls es die Schneelage erlaubt): 2. bis 8.2., 4-Stunden Workshop-Grundkurs mit zwei Hunden: 160 €. www.husky-time.at

„Huskyhof Waldviertel

Die Angebote der Hundefreunde aus Brand/Altnagelberg reichen vom einfachen Husky-Wandern bis zum 2-Tages-Musher-Kurs; von 39 € bis 320 €. www.huskyhof-waldviertel.at

„Huskyranch Wald4tel“

Franz und Katharina Steindl in Friedersbach bei Zwettl bieten individuelle Schlittenausfahrten abseits von Massenveranstaltungen an. www.huskyranch.at

Huskys sind robust, genügsam, außerordentlich freundlich und von Sibirien bis nach Grönland beheimatet. Es gibt auch den Alaskan Husky, aber am weitesten verbreitet ist der Siberian Husky, eine anerkannte Hunderasse aus den USA. Seinen „Durchbruch“ hatte dieser 1909 auf dem All-Alaska-Sweepstakes-Schlittenhunderennen, bei dem ein aus Sibirien stammender Pelzhändler Dritter wurde. Was den Husky zum besten Schlittenhund macht: Er kann das Neunfache seines Gewichts ziehen.