Leben

Hansi Hinterseer über Höhen und Tiefen

freizeit: Hansi, meine Kollegin hat mich gefragt, wen ich dieses Mal interviewe. Als ich deinen Namen genannt habe, meinte sie: „Cool. Der Hansi ist Kult.“ Ein großes Kompliment, oder?

Hansi Hinterseer: Kult ist schon ein bissl übertrieben. Aber ab einem gewissen Alter kommt eben einiges daher.

Dein gewisses Alter ist bald 60. Am 2. Februar ist es soweit. Schlimm?

Bis jetzt ist mir noch nicht unterkommen, dass ich mir ’dacht hab: „Teifel, jetzt wirst schon so alt.“ Ich genieß, was ist. In meinem Leben hat vieles, was ich angegriffen hab’, funktioniert. Da wirst zum Marschierer, der nach vorn schaut. Und ich hab eine tolle Familie daheim. Die versuch ich zu schützen und a Gaudi zu haben. Das Radl der Zeit kannst eh nicht zurückdrehen.

Der Franz Klammer hat erzählt, dass du nicht feiern wirst.

Jedenfalls nicht mit einer Riesenparty. Wozu soll ich mir 300 Leute einladen? Dass alle sagen, der hat eine Riesen-Party gefeiert? Da sitz ich viel lieber mit meiner Familie zusammen.

Franz Klammer hat bei der Heim-Olympia 1976 in der Abfahrt Gold geholt, du hast am Slalomhang Pfiffe geerntet. Denkst du manchmal wehmütig daran?

Das war eine große Enttäuschung, die mich sehr geprägt hat. Du bist jung, euphorisch, voller Tatendrang und möchtest natürlich gewinnen. Ich weiß noch gut, wie der Franz die Goldene gewonnen hat. Wir sind in sein Zimmer gegangen und er hat sie mir gezeigt. Dann hat er gesagt: „Du kannst auch zwei Goldene holen.“ Bei mir ist dann leider alles schief gegangen, was schief gehen konnte. Ich muss damals einen katastrophalen Biorhythmus gehabt haben.

Woran kann das gelegen sein?

Ich war damals gut in Form, Zweiter im Gesamt-Weltcup und Führender im Slalom-Weltcup. Dann habe ich eine kleine Verletzung dazubekommen, einen Kapseleinriss. Vor dem Slalom-Start habe ich mir zum ersten Mal in meinem Leben selbst drei Spritzen reingelassen, weil der Doktor im Ziel unten war. Dann ist noch ein Schneesturm dazugekommen und eine Startverschiebung um eine halbe Stunde. Da habe ich langsam gespürt, dass es nicht laufen könnte. Auch, wenn ich heute drüberstehe, denke ich mir im Nachhinein oft: Was ist da wirklich passiert?

Hat dich die Reaktion der Fans überrascht?

Wenn du als hochgejubelter Star in Österreich von einer Minute zur anderen plötzlich angespuckt und ausgelacht wirst und nimma auf die Straße gehen kannst, verstehst du das als junger Mensch nicht. Ich hatte ja keinen verletzt, sondern selbst am meisten verloren, nämlich Olympia. Und auf einmal wirst betoniert.

Du hast dann deine Karriere in Österreich mit 24 Jahren beendet und bist nach Amerika, wo du in der U.S. Pro-Ski Tour tolle Erfolge gefeiert hast. Hat dich das getröstet?

Getröstet hat mich vor allem, dass ich damals auch viel gewonnen habe. Nämlich Erfahrung. Wenn du erfolgreich bist, gehen überall die Türen auf, auch wenn gar keine da sind. Verstehst? Es ist schwierig für einen jungen Menschen, damit umzugehen. Ohne ein gutes Umfeld fängt man an, zu steigen. Man kommt aber auch wieder runter. Amerika war da eine tolle, prägende Zeit.

Obwohl du dort erst recht hättest abheben können. Irgendwo habe ich gelesen, dass du bei der Oscar-Verleihung in der ersten Reihe gesessen bist.

Ja, das war 1981. Als Profi-Rennfahrer habe ich viele Prominente kennengelernt. Mit John Denver, der leider schon verstorben ist, habe ich mich sehr gut verstanden. Der hat mich immer zu seinen privaten Skirennen eingeladen, wo acht Profis mitfahren durften – neben der ganzen Hollywood-Prominenz. Da habe ich dann eine Schauspielerin betreut, die mich mitgenommen hat.

Darf man fragen, wer das war?

Die Morgan Fairchild. Ich hab’ ihr Skifahren gelernt, und sie wollte mich als Gegenleistung zu den Oscars mitnehmen. Da habe ich mir gedacht: „Hansi, da kimmst a nit allweil hin.“ Sie hat eine Laudatio gehalten und ich bin in der ersten Reihe direkt vor dem Rednerpult gesessen. Das war echt ein Erlebnis.

Hansi Hinterseer

Wer wurde damals ausgezeichnet?

Ich kann mich nur noch erinnern, dass der Clint Eastwood direkt vor mir eine Ansprache gehalten hat. Gregory Peck war auch da. Der war eine richtige Erscheinung, sehr selbstbewusst. So jemanden findet man heute unter den Hollywoodstars kaum noch.

Woran erinnerst du dich noch gerne, wenn du an Amerika denkst?

An die Golfrunden mit Expräsident Ford. Er war ein absoluter Skifan und hat in Vail gewohnt. Ich habe ihn über den Pepi Gramshammer (Anm.: ehemaliger österreichischer Skirennläufer, der in die USA ausgewandert ist) kennengelernt, der mit meinem Vater Ski gefahren ist. Ich möchte Amerika nicht missen. Ich bin als junger Bursch aus dem wohlbehüteten ÖSV-Apparat hin und musste drüben alles selber machen. Das war eine sehr gute Erfahrung.

Jetzt haben wir uns beim Thema Skifahren verplaudert. Du hast ja noch drei andere Leben: Als Schauspieler, Sänger und das letzte hab’ ich jetzt vergessen.

Moderator war ma auch einmal. Das ist halt aufgrund des großen Erfolges passiert. Gewisse Leute sagen dann: Der könnte das machen und das auch noch. Da läppert sich einiges zusammen.

2013 wurde genau an deinem 59. Geburtstag bekannt, dass deine TV-Show „Hansi Hinterseer“ eingestellt wird. Hat dich das getroffen?

Ich hab’ die Sendung jetzt 18 Jahre g’habt. Man muss sich einmal vorstellen, was das für eine Promotion für mich war. Ich war als Österreicher in Deutschland im Hauptabendprogramm. Dass das irgendwann vorbei ist, ist eh klar. Das Radl der Zeit dreht sich weiter. Ich bin dem Fernsehen sehr dankbar und ich bin kein Wehleider. Es ist nur schade, dass die Leut das nimma sehen können. Die haben sich sehr aufgeregt. Es gibt einfach ein Millionen-Publikum, das das gerne sieht.

Deine Fans bleiben dir aber als Sänger treu. Mit deiner jüngsten CD „Heute ist mein Tag“ warst du im Herbst auf Platz eins in Deutschland, Österreich und sogar Dänemark. Wieso Dänemark?

Vor einigen Jahren hatte die Plattenfirma die Idee, eine „Danish Collection“ mit meinen besten Liedern rauszugeben. In Dänemark gibt es bei einem Privatsender einen DJ, der ein Riesen-Fan von mir ist. Der hat mich rauf und runter gespielt. Dann ist „Heute ist mein Tag“ rausgekommen und patsch, war ich Nummer eins – noch vor der Lady Gaga.

Du feierst heuer nicht nur den 60er, sondern auch dein 20-jähriges Bühnenjubiläum. Freut es dich überhaupt noch, auf der Bühne zu stehen?

Das Singen ist was ganz Spezielles für mich. Wenn man da oben steht und spürt, dass die Menschen mit dir was anfangen können, ist das ein wahnsinnig schönes Gefühl. Da kommen alle Berufs- und alle Altersgruppen. Das ist toll. Ich bin dankbar, dass ich das machen darf.

Und die Tour?

Da laufen die Vorbereitungen natürlich schon längst. Bei den Technikern habe ich seit 14 Jahren dieselben Mander. Darauf bin ich stolz. Wir sind 45 Leute. Alleine das Routing zu planen, ist nicht leicht. Und die Auswahl der Lieder auch nicht. Mittlerweile hab ich ja schon 370 Lieder.

Die Tour startet am 12. 2. Da ist noch Winter. Wirst du deine Moonboots auch im Gepäck haben?

Ich sag dir was: In den 1970er-Jahren war das der Schuh, den man im Winter hat haben müssen. Wir haben damals in der Mannschaft alle die Fellboots angehabt und ich hab mir in Italien noch zwei Paar gekauft. Dann ist das wieder abgeflacht. Und viele Jahre später hab ich dann für meine Sendungen einmal Schuhe gebraucht, um im Schnee zu marschieren. Da sind mir die Fellboots wieder eingefallen. Die waren natürlich aus der Mode damals, aber das war mir immer gleich. Die Moonboots haben mir einfach gefallen.

Hat es dich nie gestört, dass du dafür belächelt wurdest?

Heut haben die Fellboots doch alle – von Dior bis Chanel. Als ich in New York war, habe ich in einer Auslage ein Foto von mir mit den Boots entdeckt. Da brauch ich eigentlich nichts mehr dazu sagen. Wenn sich die Leute lustig machen, hast du was richtig gemacht – weil sie über dich reden.

Jubiläums-Tour und -CD: www.hansi-hinterseer.at

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