Buchhit: "Das Rosie-Projekt"
Von Bernhard Praschl
Herausragend! Eins ist klar: Don Tillman wird die Welt im Sturm nehmen«, prophezeite das Wochenblatt "Australian Women’s Weekly" schon vor Monaten. Ein Weihnachtsgeschäft später steht fest: Die raffiniert konstruierte Romanze zwischen einem sozial unfähigen wissenschaftlichen Mitarbeiter an einem Institut für Genetik und einer umtriebigen Barkellnerin mit medizinischen Hintergedanken entwickelt sich zum nachhaltigen Hit.
Graeme Simsions 350-Seiten-Roman "Das Rosie-Projekt" befindet sich mittlerweile 23 Tage lang unter den Top 20 auf www.amazon.de, auf Platz 5 in der "Spiegel"-Bestsellerliste und ist auch in den KURIER-Charts unermüdlich auf dem Weg zur Spitze. Übersetzt in Dutzende Sprachen und verkauft in 40 Länder, spricht alles dafür, dass es sich bei der Story über die altbekannte Suche nach der perfekten Frau um so etwas wie "Pretty Woman 2.0" handelt.
Aber eben in der Version "Pretty Man". Don Tillman, Ende Dreißig, Zahlen- und Fitness-Fetischist und außerdem Fahrradfahrer, ist der Genetiker auf Brautschau. Weil sich der durchaus vorzeigbare Assistenzprofessor bis dato aber völlig neben der Spur bewegt, entwickelt er einen 16-seitigen Fragebogen, der ihn dem "Projekt Ehefrau" näher bringen soll, ohne dass ein harmloses Date gleich in ein "Aprikoseneis-Desaster" ausartet.
Mit der wesentlich jüngeren Rosie könnte es eigentlich klappen. Sie hat rot gefärbte Haare, studiert an derselben Uni, ist nebenbei Kellnerin in einer Bar und klopft auf der Suche nach ihrem biologischen Vater an der Türe des DNA-Forschers. Don weiß um seinen gesellschaftlichen Status - "im Reich der Tiere würde ich mich erfolgreich vermehren" - und auch Alkohol ist ihm nicht fremd. "Einen Großteil meiner Arbeitszeit verbringe ich damit, Mäuse betrunken zu machen", erklärt der Psychologe an einer Stelle. Eines jedoch bleibt sein Problem: Gefühle sind ein Fremdwort für ihn.
Klingt jetzt banaler als es ist. Der Neo-Schriftsteller von "Down Under" schafft es jedoch, so scheinbar unvereinbare Elemente wie die Symptome des Asperger-Syndroms, den Kuschel-Effekt von Filmen wie "Die Brücken am Fluss", den befreienden Spaß eines Cocktail-Kurses und von Tanzübungen mit einem Skelett zwischen zwei Buchdeckel unterzubringen.
Das liest sich so leichtfüßig wie in Hollywood eine Romanze zwischen Hugh Grant und Julia Roberts angebahnt wird. Oder zwischen Tom Hanks und Julia Roberts. Bis Don und Rosie sich näherkommen, dauert es allerdings nicht ganz so lang. Doch länger noch, bis ihm einleuchtet, dass er mit Frage 35 in seinem Bogen wohl auch nicht viel weiterkommen wird: Essen Sie Niere? Besonders, weil nur eine Antwortmöglichkeit gegeben ist, c) gelegentlich.
An der Verfilmung des "Rosie-Projekt" wird natürlich schon heftig gearbeitet. Sony Pictures sicherte sich die Rechte, hält sich mit näheren Auskünften zur Besetzung aber bedeckt. Dafür äußerte Autor Graeme Simsion auf seiner Website diesbezügliche Wünsche.
Sie reichen von Eric Bana ("Troja", "Die Frau des Zeitreisenden") für die Rolle des Don Tillman über Jungstar Melissa George als Rosie bis zu Cate Blanchett als lesbische Dekanin und Toni Collette als Dons immer mit einem guten Rat zur Seite stehenden Freundin. Allesamt aus Australien stammende Schauspieler.
Ob es die Verfilmung bis zum Weihnachtsgeschäft in elf Monaten ins Kino schaffen wird, steht also noch in den Sternen. Der in Melbourne lebende Neo-Schriftsteller weiß die Zeit bis dahin zu nutzen. Er schreibt an der Fortsetzung des "Rosie-Projekts".