Frischer Wind
Mit dem Flug über Grönlands bizarre Eisschollenformationen, Gletscherströme und schwarzes Land, nähern wir uns langsam – fliegen über die kleinen Vorstädte. An deren Ende, dort, wo die große blaue Fläche sich als Michigan See entpuppt, glaubt man fast, die Hochhaus-Skyline in den Wolken zu streifen. Allen voran steht der Sears Tower, der bis 1998 das höchste Gebäude der Welt war. Ein atemberaubendes Panorama – zum Greifen nah, so hoch ragen die Wolkenkratzer in den Himmel. Hier, in luftiger Höhe über Illinois, beginnt die Geschichte Chicagos lebendig zu werden. Man erinnert sich an Brechts „Heilige Johanna der Schlachthöfe“, denn tief unten erkennt man den Rest der berühmten Union Stock Yards, die Schlachthöfe Chicagos, im Stadtteil New City, die 1981 zur National Historic Landmark erklärt wurden.
Perfekt ausgeruht, der Flug verging wie im Flug, geht’s gleich mit einer aufregenden Autobahn-Fahrt ins Zentrum. All das, was man so aus US-Spielfilmen kennt, wie riesige Trucks, SUVs mit verdunkelten Scheiben, endlose Limos oder Krankenwagen, die aussehen wie aus „Emergency Room“, werden vom Taxifahrer rasant überholt. Nach diesem Tempo fällt es nicht schwer, sich sofort auf das zu stürzen, was Chicago ausmacht: nämlich auf das Dach eines Skyscrapers.
Etwa im Hotel The Wit, um hier von der Dachterrasse hinunterzublicken in die geometrisch angelegten Straßenschluchten, durch die Sirenen heulen. Beeindruckend. Fast genau so, wie die Meute schicker Teenies, die hier eine Party abfeiern und die aussehen wie aus Sophia Coppolas neuem Film „The Bling Ring“.
Oder auf die „EL“ zu blicken, eine Hochbahn, die nach dem großen Feuer von 1871, das den Großteil der Stadt zerstörte, über den Straßen gebaut wurde und den Loop-District umfährt. Unter ihren Gleisen, zwischen Park-Decks, haben Obdachlose ihr Quartier aufgeschlagen. Chicago, das Ende des 19. Jahrhunderts nach einem großen Brand fast zur Gänze neu gebaut wurde, wird deshalb auch „second city“ genannt und ist mit seinen schönen Villen und Alleen im Downtown-Viertel Gold Coast eine oft verwendete Kulisse für Hollywood-Blockbusters.
Aber erst wird einmal der Begrüßungs-Cocktail „Dangerous Summer“ auf Chicagos bester Rooftop-Terrasse geschlürft. Dabei wird man gleich in hiesige Trinksitten eingeweiht. Denn während man sich in der Stadt, bedingt durch großzügig angelegte Avenues und Wasserstraßen, gleich heimisch fühlt, ist es etwas befremdlich, dass es keine Gläser gibt. Bevor ein Drink serviert wird, egal wo, kommt ein 0,5-Liter-Plastikbecher, gefüllt mit Eiswürfeln und nach Chlor schmeckendem Wasser auf den Tisch. Vielleicht ist Alkohol hier deshalb so beliebt, denn der kommt im Glas. Wie zum Beispiel das neue In-Getränk Koval-Whisky. Zu dessen Brennerei nördlich der Gold Coast werden Touren angeboten. Der Besitzer der Destillerie stammt übrigens aus Österreich, vom Attersee. Neben der hier so beliebten „Chicagos Famous Deep Dish Pizza“, ein in fett getränktes, Quiche-artiges Gericht, hat sich zum Glück ein richtiger Gourmet-Tourismus zu internationaler Küche entwickelt. Vorzüglich Biologisches speist man gleich im Hotelrestaurant State and Lake Tavern, da kann man auf die üppig-fette Nationalpizza gerne verzichten.
Wer nach dem Zehn-Stunden-Flug noch fit ist, stürzt sich in das rege Nachtleben im Loop-Viertel, das eigentlich ein Geschäfts- und Büroviertel ist – auf der State Ave. Denn rund um das Chicago Theater geht die Post ab. Die vorwiegend jugendliche Bevölkerung treibt durch die Straßen, lange Warteschlangen stehen vor dem Lift zum Wit-Rooftop oder die jungen Chicagoans ziehen über die nahe Brücke des Chicago Rivers Richtung Magnificent Mile, der Flaniermeile. Am nächsten Vormittag empfiehlt sich ein Spaziergang von Old Town durch die 2,7 Millionen-Einwohner-Stadt, am Drake Hotel vorbei, dem ältesten Hotel, in dem schon Marilyn Monroe wohnte. Weiter geht’s ins Gold-Coast-Viertel, vorbei an Mies van der Rohes ewig modern aussehenden Lake Shore Drive Apartments von 1948, zum Oak-Beach. Hier sieht man vereinzelt Segler und Schwimmer – sogar bei bedecktem Himmel. Wer Zeit hat, sollte noch eine Chicago-River-Tour zu Sears, dem Willis Tower & Co machen und ins Art-Institute of Chicago pilgern. Trendsetter erforschen das hippe Wicker-Viertel am Nachmittag und trinken einen Cocktail in der angeblich weltbesten Bar „The violet Hour“ – im Glas. Spätestens jetzt gilt man als Chicagoan.
TO DO
Chicago Segway Tour Nicht zögern – diese Segway-Tour kann sehr lustig sein. Die breiten Straßen und Parkanlagen rund um das Field Museum, das Shedd Aquarium oder Art Institute of Chicago lassen genügend Platz für volle Fahrt voraus.
Skyscraper-Hopping Skyscraper-Hopping Auf das John Hancock Observatory (besser man nimmt den Nebenlift ins Panorama-Restaurant, keine Warteschlange).Skydeck of Chicago: Foto vor dem Abgrund machen
Adventure-ToursAdventure-Tours zu Broadway und Feuerwache
TO SHOP
Mens Best. Coole it-Teile bei Haberdash Magnificent Mile. Hier gibt’s auch günstige und beliebte Vitamine, Melatonin und Aufbaustoffe in den Pharmacys
TO EAT
The Signature Room at the 95thState and Lake Tavern, The Wit. Sehr gutes Bio-Essen
The Wit, beste Roof-Top-Bar Chicagos , in Down- town, neben dem Chicago Theatre, fußläufig zur Michigan Shopping Area und zum Millenium Park, Design-Zimmer, Spa & Gym.
INFOS
Chicago-City Pass, um 46 % ermäßigte Tickets zu allen Sehenswürdigkeiten, 94 $ Bester Blog für Shops, junge Designer & Co: Chicago like a local
FLUG
Austrian Airlines fliegt fünf Mal pro Woche ab Wien mit der Boeing 767 nonstop nach Chicago. Neu und bequem sind die Kabinen mit Full-Flat Sitzen in der Business Class sowie die Economy-Sitze und das Bord-Entertainment- System. Bis 31. Oktober, ab 724 €, (all incl.) Ab 1. November bis 13. Dezember, ab 673 €, all inclusive