Schöne der Nacht
Von Eva Gogala
Die Dorotheergasse war die Probestrecke. 17 Laternen mit Talglicht erleuchteten erstmals in den Novembertagen des Jahres 1687 die finstere Gasse zwischen Graben und Hofburg. Und weil sich das so gut bewährte, ordnete Kaiser Leopold I. an, 2.000 Lampen in der Stadt zu installieren. Die Bürger, an deren Häusern die Lichter angebracht waren, sollten Sorge tragen, dass diese stets mit Brennstoff – Unschlitt und Fett – gefüllt und geputzt wurden.
Doch leider, diese Form von Privatisierung ging daneben, viele Lampen gingen kaputt und blieben finster. Als sich die Stadt mehr und mehr verdüsterte, wurden Laternenknechte beschäftigt, die sich um den Zustand der Lampen zu kümmern hatten. Die letzte Gaslaterne leuchtete bis 1962 am Haus Sauraugasse 28 in Hietzing. Und seit den 1950ern werden Lampen verwendet, um Gebäude anzustrahlen und so ins rechte Licht zu rücken. Heute werden knapp 3.000 Straßenkilometer von 227.000 elektrischen Lampen erhellt.
Doch auch dort, wo es nachts nicht gleißt und glänzt, lohnt sich ein zweiter Blick, um Unbekanntes oder Verborgenes zu entdecken. Besonders bei Nacht, wenn die Hektik des Tages erlischt und jeder die Stadt für sich selbst entdecken kann.
Brücke mit viel Effekt: Schmetterlinge, luftig und leicht, scheinen die Salztorbrücke zu tragen, die von der Hollandstraße über den Donaukanal in die Innenstadt führt. Nur noch wenige Plätze an der Wand sind von den Graffiti-Sprayern verschont geblieben, die „Tags“ spiegeln sich im Wasser. Unzählige Lampen beleuchten die Brücke. Sie wurde, so wie fast alle anderen Donaukanalbrücken, mit Lichtkunst in Szene gesetzt. „Effektbeleuchtung“ nennt sich das. Es wirkt – ebenso wie die Graffiti.
Tramway-Kathedrale Große Hallen, Backstein, Stahltraversen und viel Licht. Zunächst dienten die Remisen der Wiener Tramway-Gesellschaft, die heute offiziell „Betriebsbahnhöfe“ heißen, als Remise der Pferde- und später der Dampftramway.
Heute werden von hier, dem Währinger Gürtel, die Straßenbahnen der Linien D, 37, 38, 40, 41 und 42 ins Schienennetz geschickt.
Die andere Seite des Doms: Es ist quasi die Maschek-Seite des berühmtesten Bauwerks der Stadt, des Stephansdoms. Links in der Ecke versteckt sich in einer Nische der „Zahnwehherrgott“. Das ist die Christusstatue mit dem leidenden Blick, die der Sage nach einst von drei betrunkenen Zechern verspottet wurde. Und da kleine Sünden bekanntlich sofort bestraft werden, wurde das Trio noch in derselben Nacht von unerklärlichen Zahnschmerzen gequält, die erst wieder nachließen, als die drei Trunkenbolde dem Herrgott im Gebet Abbitte leisteten.