Leben

Gekaufte Schönheit, Beauty-Serie - Teil 1

Wenn Hollywoodstar Uma Thurman von ihrem kleinen Bäuchlein ablenken will, befolgt sie gerne einen Tipp, den ihr der Starfotograf Mario Testino einmal gegeben hat: „Arme in die Luft reißen und lachen!“ Wie, Uma Thurman hat zu viel Speck am Bauch? Kann nicht sein. Hollywoods Frauen sind doch perfekt. Und dort, wo sie’s nicht sind, wird nachgebessert. Ein bisschen Fettabsaugen hier, etwas Personal Training dort und obendrein die beste, individuell zugeschnittene Hollywood-Diät. Bei so viel Hilfe kann ja nichts schief gehen.
Etwas für die Schönheit „machen zu lassen“ ist allerdings längst nicht mehr nur in Hollywoodkreisen ein Thema. Die ästhetische Medizin, aber auch die Kosmetikbranche haben hier längst noch nicht alles ausgeschöpft. Der internationale Trend im Jahr 2015 heißt Bodyforming. Diesen Eindruck vermittelte zumindest der weltweite Anti-Aging Kongress IMCAS, der kürzlich in Paris stattgefunden hat. Was Männer und Frauen demnach jetzt wollen? Fett wegnehmen lassen, wo es zu viel ist und dort hintun, wo es fehlt. „Körpereigener Fetttransfer“ nennt man das. Der Bauch zu dick, der Po zu flach? Kein Problem, die ästhetisch-chirurgische Medizin kann helfen.
Aber auch wer sich für einen schöneren Körper nicht auf den OP-Tisch legen will, muss auf Bodyforming nicht verzichten. Am populärsten sind sogenannte nicht-invasive Fettweg-Methoden mithilfe von Kälte, Energie, Ultraschall und Injektionen. Die Versprechen der Anbieter klingen meist, als wäre das Ganze ein Spaziergang: „sanft, risikoarm, nachhaltig, zeitsparend und ohne Beeinträchtigung“ sei das alles.
Und zumindest wer über genug Geld verfügt, der kann sich durch das gesamte Angebot probieren, irgendetwas wird schon helfen. Oder? „So einfach ist das nicht“, weiß Johannes Neuhofer, Obmann der Bundesfachgruppe für Dermatologie der Ärztekammer. „Man sollte die Beauty-Industrie nicht verteufeln, sie kann viel Gutes.“ Doch ohne einen Arzt oder Hautarzt, dem man vertraut, sollte man sich eher nicht auf diesen Weg machen.
„Die Beauty-Industrie ist eine Wunscherfüllungs-Industrie“, sagt Daisy Kopera. Sie lehrt an der Medizinischen Universität Graz und leitet an der Grazer Hautklinik das erste Zentrum für Ästhetische Medizin in Österreich. Für die freizeit beurteilt sie im 1. Teil unserer Beauty-Serie, wie die Möglichkeiten gängiger Fettweg-Methoden ohne OP einzuschätzen sind.

  • Gut zu wissen: Die Anbieter dieser Beauty-Behandlung verwenden für die Kryolipolyse unterschiedliche Geräte und Namen. Doch in einem sind sich alle einig – Kryolipolyse soll zwar gezielt gegen einzelne Fettpölsterchen helfen und den Body in die gewünschte Form bringen, eine Methode gegen Übergewicht ist sie aber auf keinen Fall.
  • Bitte nicht: Wer glaubt, seinen Problemzonen selbst rasch und günstig den Garaus machen zu können – etwa mit Kälte-Kompressen –, riskiert Hautschäden. Und zusätzlichen Frust, denn das wird garantiert nichts.
  • Das Versprechen: Bereits die erste Behandlung der Kryolipolyse soll Ergebnisse bringen. Ein kleiner Bauch wird noch kleiner, der Hüftspeck abgemildert. Je nach Anbieter sollen etwa durch die Bearbeitung der Fettpolster ein bis drei Kleidergrößen weniger möglich sein. Das Ergebnis ist aber frühestens nach etwa drei Monaten sichtbar.
  • Die Behandlung: Grundlage ist, Fettzellen durch Kälte zu zerstören. So wird etwa mit einer Handglocke die zu behandelnde Hautschicht angesaugt, bis ein Vakuum entsteht. Dann wird gezielt runtergekühlt. Das zerstört die kälteempfindlichen Fettzellen – so dass sie in den nachfolgenden Monaten über das Lymphsystem und die Leber abtransportiert und letztlich ausgeschieden werden können.
  • Die Wirkung: Daisy Kopera von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie in Graz: „Laut wissenschaftlichen Studien kann die Kryolipolyse bei richtiger Anwendung tatsächlich zur Straffung der Haut und Reduktion von Fettgewebe beitragen.“ Der Verein für Konsumenteninformation urteilt in der Broschüre „100 Medizin-Mythen“ (Stand September 2014) anders: „Bisher veröffentlichte Studien dazu sind äußerst mangelhaft. Ob die Methode wirksam Körperfett reduzieren kann, lässt sich anhand der Studienergebnisse nicht sagen.“
  • Die Risiken: „Die dabei bewusst gesetzte Vereisung kann bei zu starker Kälteeinwirkung zu Erfrierungen führen, die Hautnekrosen, also das Absterben von Hautzellen, und schlecht heilende Wunden zur Folge haben“, so Daisy Kopera. Auch der VKI warnt: „Behandelte Klienten müssen mit Schmerzen rechnen, die in einigen Fällen sehr stark sein können. Häufig treten Rötungen auf, die über Wochen anhalten. Gelegentlich verändert sich für bis zu zwei Monate auch die Berührungsempfindlichkeit der behandelten Stelle.“
  • Die Kosten: Je nach Körperareal zwischen 250 € und 800 € pro Behandlung.
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Daisy Kopera, Univ.-Professorin der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie in Graz.

„So gute Schönheitsbehandlungen es mittlerweile auch gibt, jede Methode hat ihre Grenzen“, sagt die Medizinerin. Für die freizeit hat Daisy Kopera Wirkung, Risiken und Nebenwirkungen der Fettweg-Behandlungen beurteilt.

  • Gut zu wissen: Die Beauty-Industrie hat unterschiedliche Geräte am Start – für Anti-Aging, Hautstraffung und zur Bekämpfung von Fettzellen.
  • Das Versprechen: Ohne operativen Eingriff wird das Gewebe von der Tiefe her gestrafft. Auch gegen überschüssiges Fett an Bauch, Beinen und Po sollen die elektromagnetischen Wellen helfen.
  • Die Behandlung: Die Anwendung erfolgt vier bis fünf Mal im Abstand von drei Wochen. Über einen elektromagnetisch aufgepeppten Applikator gelangen Radiowellen in die untere Hautschicht. Dort entwickelt sich Wärme, die neues Kollagen und Elastin entstehen lässt und so für ein glatteres Hautbild sorgt. Oder je nach Gerät, sogar bis zu den Fettzellen vordringt und diese derart bearbeitet, dass sie letztlich über das Lymphsystem „verstoffwechselt“, also ausgeschieden werden können. Fettdepots und Umfang werden auf diese Art weniger, auch Cellulite soll so verringert werden.
  • Die Wirkung: Wissenschaftliche Studien, die den Erfolg der Radiofrequenzwellen-Behandlung für die Bekämpfung von Problemzonen untermauern, werden kontroversiell beurteilt. Dermatologin Daisy Kopera: „Die Kunden werden gleichzeitig mit der Behandlung dazu angehalten, Gewicht zu reduzieren, Diäten einzuhalten und mehr Bewegung zu machen. Dies führt klarerweise auch zur Reduktion von Fettpolstern.“
  • Die Risiken: „Bei dieser Methode muss man mit brennenden Schmerzen bei der Behandlung und in Folge möglicherweise mit Verbrennungen, Blasen und Narben rechnen“, warnt Kopera.
  • Der Preis: Ab 100 € pro Behandlung und Problemzone am Körper – meist sind bis zu fünf oder mehr Behandlungen notwendig.
  • Das Versprechen: Ob Doppelkinn oder Po – Fettdepots am Körper und im Gesicht können sichtbar reduziert werden. Auch zur Behandlung von Tränensäcken geeignet.
  • Die Behandlung: Die Injektion sorgt dafür, dass die Fettzellen zerfallen und dadurch das Fettgewebe verstoffwechselt und ausgeschieden wird. Das Ganze geschieht ambulant und dauert zwischen 15 und 45 Minuten. Die Haut wird desinfiziert, eine schmerzlindernde Creme betäubt die ausgesuchte Problemzone. Es wird direkt in die Fettdepots gespritzt. Je nach Größe der Fläche braucht es pro Sitzung mehrere Stiche. Die Injektionen sollte ein Arzt setzen.
  • Die Wirkung: „Auch hier sind die wissenschaftlichen Studien umstritten“, so Kopera. „Mit derartigen nicht- oder semi-invasiven Methoden wird meist auch eine Änderung der Lebensumstände angestrebt. Das heißt, die Betroffenen werden gleichzeitig mit der Behandlung angehalten, Gewicht zu reduzieren, Diäten einzuhalten und mehr Bewegung zu machen. Dies führt klarerweise zur Reduktion von Fettpolstern.“
  • Die Risiken: Kopera: „Schmerzen, Schwellungen und Blutergüsse an den behandelten Stellen nach jeder Behandlungssitzung.“
  • Der Preis: Pro Behandlung 200 bis 300 €, meist braucht es mehrere Termine.
  • Das Versprechen: Ergebnisse einer ersten messbaren Umfangreduktion sollen bereits nach einer Behandlung innerhalb weniger Tage möglich sein. Ultraschall soll auch die Gewebsspannung und Elastizität der Haut verbessern.
  • Gut zu wissen: Hochfokussierter Ultraschall, auch bekannt als HIFU (high intensive focalized ultrasound), ist um ein Vielfaches stärker als bei der weit häufiger angebotenen Ultraschall-Kavitation. Bei HIFU sollen zwar weniger Behandlungen nötig sein, dafür sind die Risiken und Nebenwirkungen größer. Die Vielfalt an Anbietern, Namen und Geräten in diesem Bereich ist enorm. Nicht immer wird auf den ersten Blick klar, was dahintersteckt.
  • Die Behandlung: HIFU kann durch die Eigenschaft, Haut und Gewebe zu durchdringen, gezielt auf die unter der Haut liegende Schicht aus Fettgewebszellen gebündelt werden. Fettzellen werden dabei erhitzt, zerstört und über das Lymphsystem abtransportiert. Die im kosmetischen Bereich weit geläufigere Ultraschall-Kavitation bringt die Fettzellen zum Schwingen, bis sich die Fette lösen, die wiederum verstoffwechselt (= ausgeschieden) werden.
  • Die Wirkung: Daisy Kopera: „Einige wissenschaftliche Studien an relativ kleinen Testgruppen bestätigen eine Wirksamkeit, jedoch ist auch hier auf die begleitende Änderung des Lebensstils hinzuweisen, die vermutlich den Löwenanteil der Wirkung verursacht.“
  • Die Risiken: „Schmerzen während der Behandlung sind möglich“, so Kopera. Je intensiver der Ultraschall, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass es wehtut.
  • Der Preis: 100 bis 200 € pro Behandlung, vier bis zehn Behandlungen sind nötig.
  • Das Angebot für Schönheitsbehandlungen am Markt ist zum Teil sehr gut, doch nicht nur für den Laien unüberschaubar groß. Gehen Sie deshalb mit Hausverstand und eher kritisch an die Sache heran.
  • Jeder Mensch, jede Haut, jedes Gewebe, jede Zelle reagiert anders – sowohl was Schmerzen, als auch einen möglichen Behandlungserfolg angeht. Das Allheilmittel für alle Menschen zum Abnehmen oder für Anti-Aging gibt es also nicht.
  • Egal, was Sie für eine Behandlung planen, lassen Sie die betreffende Haut oder die „Problemzone“ erst von einem Arzt untersuchen. Hat er Einwände? Fragen Sie ihn, was er von Ihrer geplanten Behandlung hält. Er kann Ihr Guide durch den Dschungel der Beauty-Industrie sein.
  • Methoden „einfach einmal auszuprobieren“ ist nicht zu empfehlen. Man kann mit einer einzelnen Behandlung leider schon viel kaputt machen, was dann schwer zu reparieren ist.
  • Schönheitsbehandlungen, die noch nicht lange auf dem Markt sind, sind generell mit Vorsicht zu genießen. Meist sind sie noch nicht genug erprobt und auch die Erfahrung bei der Anwendung fehlt. Das erhöht das Risiko und die Möglichkeit von Nebenwirkungen.
  • Gutes Fett: Fettpolster am Körper haben durchaus ihre Berechtigung: Sie dienen als Polster, speichern Energie und schützen vor Kälte. Forscher der Universität Kalifornien haben auch die Funktion von Fettgewebe bei der Krankheitsabwehr untersucht. Zudem hat das Forscherteam erst kürzlich Anzeichen dafür gefunden, dass Fettgewebe in der Lage ist, durch Bakterien verursachte Infektionen und Wunden zu verhindern.
  • Warum schnelles Abnehmen kein Fett abbaut: Wer schon einmal radikal gefastet hat, kennt das ja. Gerade in der ersten Phase zeigt die Waage weniger Kilo an. Da sind innerhalb einer Woche fünf Kilo durchaus möglich. Auch der Bauch ist kleiner, die Jeans passen besser. Doch Fett wurde hier nicht verloren. Dafür umso mehr Wasser und Muskelmasse. Der Fettabbau durch Fettverbrennung macht hier den geringsten Teil aus.
  • Wie man selbst am besten Fett verbrennt: Ohne Ernährungsumstellung geht es nicht, allerdings hilft diese nur in Kombination mit Sport, wenn man nicht nur weniger Umfang, sondern auch weniger Fett am Körper will. Vor allem Ausdauersport hilft bei der Fettverbrennung. Wichtig: dabei nicht hungern. Auch Schlanke können einen erhöhten Körperfettanteil haben, hier wird vor allem regelmäßiges Krafttraining empfohlen, um Muskelmasse aufzubauen – denn nichts verbrennt so gut Fett wie Muskeln.