Leben

Ewig schön

Berühmt waren sie alle. Aber das Jahr 1990 machte aus fünf jungen Damen das, was heute gemeinhin als Supermodel bezeichnet wird. Glamouröse Heldinnen, schöner, besser, strahlender als das Leben selbst, und vor allem in jeder Lebenslage präsent. Also quasi Minions, Ninja Turtles und Jedi-Ritter in Personalunion – nur sexier. Zuerst kam Peter Lindberghs Vogue-Cover-Foto mit Cindy Crawford, Tatjana Patitz, Linda Evangelista, Naomi Campbell und Christy Turlington. Alle auf einem Haufen.

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Aber das hätte trotz beinahe übernatürlich geballter Weiblichkeit wohl wieder nur Vogue-Leser und Mode-Aficionados interessiert. Wenn nicht ein vom Popstarleben etwas übersättigter Sänger sich eingebildet hätte, dass er genau diese Mädels für sein neues Video braucht. Alle. Auf einem Haufen. Vielleicht wollte George Michael ja auch seinen Freunden von Duran Duran, die kurz zuvor ein Model durch ihr Videos stolzieren ließen, zeigen, was eine Harke ist.

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Jedenfalls tanzten im Hit "Freedom! 90" Cindy & Co sechseinhalb Minuten vor der Kamera, Regie führte David Fincher, das Ganze sah also tatsächlich phänomenal aus. Wenig später erklärten Auskenner so unterschiedlicher Prägung wie Karl Lagerfeld und Henry Muller, Chefredakteur des New Yorker Time Magazines, dass Models gesellschaftlich relevanter seien als Hollywood-Stars.

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Von da an gab’s kein Halten mehr. Damen, die zuvor ausschließlich fürs Schönsein bezahlt worden waren, bekamen eigene Fernsehsendungen, wurden in Talk-Shows geladen und um ihre Meinung gefragt, die sich keinesfalls mehr auf Schmink-Vorlieben beschränken musste. Golfkrise? Find ich nicht so gut.

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In diesem zunehmend hysterischen Umfeld behielt eine Frau die Contenance wie kaum eine andere: Cindy Crawford. "Man darf sich nicht zu wichtig nehmen. Make-up aufzulegen, ist nicht Astrophysik und auch kein wissenschaftlicher Beitrag zur Krebsforschung. Aber als Model wird man intellektuell derart gering geschätzt, dass es nicht schwierig ist, jemanden zu beeindrucken", sagt sie mit elegantem Understatement dazu. Sie hat eben Stil. Und vielleicht haben es ihr die Kolleginnen wirklich leicht gemacht – festzuhalten bleibt dennoch: Kein dummer Spruch, keine Eskapaden, von Drogenexzessen und hetero-, homo- oder polysexuellen Affären, mit denen heute Instagram-Schlagzeilen gemacht werden, ganz zu schweigen. Nicht mit Cindy. Sie umgab schon immer der Nimbus der unantastbaren und allzeit kontrollierten Schönen. Von der sie selbst sagt: "Auch ich wache morgens nicht als Cindy Crawford auf."
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Ostküsten-Adel, könnte man fast glauben, obwohl sie aus dem kaum für seinen elaborierten Stil bekannten Mittelwesten der USA kommt. Dafür ist sie immerhin mit dem alten Kaiser Karl dem Großen verwandt. Dem derzeit unter Promis beliebten Hobby der Ahnenforschung sei für diese Erkenntnis gedankt (siehe dazu auch: Jetset).

Derart gewappnet, blieb Cindy als angeblich bloßes Alibi an Richard Geres Seite ebenso würdevoll und makellos wie später als Mutter zweier Musterkinder und Gattin des megaerfolgreichen Geschäftsmannes Rande Gerber. "Ich will, dass mein Zuhause gut aussieht, sich gut anfühlt und gut riecht", sagt sie zu ihren hausfraulichen Ambitionen und klingt dabei fast ein wenig wie diese rothaarige Hausfrau aus der Wysteria Lane. Ob jemanden wie sie es stört, dass die junge Frau ihres alten Freundes George Clooneys nicht mit ihr befreundet sein will, wie kürzlich durch den Blätterwald gerauscht kam? Wohl nicht. Zumindest würde sie es nie zeigen.

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Wer übrigens demnächst glaubt, eine magisch verjüngte Crawford auf den Titelseiten von Hochglanzmagazinen zu erkennen, leidet nicht unter nostalgisch motivierten Zwangsvorstellungen. Cindys 14-jährige Tochter Kaia (Bilder o. und u.) wurde von der Top-Agentur "IMG Models" unter Vertrag genommen. Sie ist ein Ebenbild ihrer Mutter. Was ihr fehlt? Das Muttermal. Hoffentlich nicht der Stil.
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Cynthia Ann Crawford wurde am 20. Februar 1966 in der Kleinstadt DeKalb, Illinois, geboren. Ihr auffälliges Muttermal an der Oberlippe, das später zu ihrem Markenzeichen wurde, sorgte in ihren Teenager-Jahren eher für Spott als für Bewunderung.

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Sie war eine Vorzugsschülerin und erhielt ein Leistungsstipendium fürs Studium des Chemie-Ingenieurwesens. Dem sie sich allerdings nicht widmen konnte – mit 20 startete ihre Model-Karriere so richtig durch. In erster Ehe war sie mit Richard Gere verheiratet. Für viele nur ein Schachzug des Hollywood-Stars, um die Gerüchte über seine Homosexualität zu entkräften. 1994 bezahlte das Ehepaar sogar eine 30.000 Dollar teure „Wir sind hetero“-Anzeige in der London Times ...
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Seit 17 Jahren führt sie mit dem Unternehmer Rande Gerber eine echte Vorzeige-Ehe und hat zwei Kinder: Sohn Presley (16) und Tochter Kaia (14).

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In drei Monaten wird Cindy Craword 50. Zeit für eine Zwischenbilanz. Mit „Becoming“ veröffentlichte sie einen Rückblick in Bildern und Essays zu den wichtigsten Stationen ihrer Karriere. (256 Seiten, Rizzoli)