Leben

Entspannt über den Wolken

Der Coleopter sollte einen Ur-Traum der Menschheit realisieren: Wie ein Vogel vom Fleck weg in die Höhe und in schnellem Vorwärtsflug zu fliegen. Als vor genau 60 Jahren auf der Pariser Luftfahrtschau das erste Modell eines Senkrechtstarters, der deutsch-französische Coleopter (Ringflügler) präsentiert wurde, sagten Experten noch voraus, dass senkrecht startende und landende Flugzeuge bereits in zehn Jahren, 1965, die herkömmlichen Modelle ersetzen würden. Daraus wurde bis heute nichts.

Doch wenn die Visionen der Airbus-Ingenieure in 20, 30 Jahren Realität werden, können mit Hilfe von völlig neuen Techniken – durch erneuerbare Energien betrieben – Flugzeuge steil in die Luft gehievt werden. Dadurch sind sie schnell in Luftschichten, in denen nicht so viel Energie verbraucht wird und ihr Lärm ist weniger lange hörbar.

Außerdem werden laut Airbus-Studien in Zukunft durch ein besseres Flugverkehrsmanagement Flüge in Europa und den USA um durchschnittlich 13 Minuten kürzer dauern. Und in rund 40 Jahren soll es intelligente Flugzeuge geben: Sie wählen selbstständig die beste und sparsamste Route, bei der die Wetterbedingungen berücksichtigt sind. Auch ein energiesparender Formationsflug – wie bei einem Vogelschwarm – ist denkbar. So könnten auf Hochfrequenzrouten, etwa über den Atlantik, Flugzeuge mit weniger Luftwiderstand unterwegs sein.

Auch der Reisestress, die frustrierenden Abläufe, das endlose Warten auf Flughäfen wird sich (hoffentlich bald) ändern. Der Reisesuchmaschinen-Gigant Skyscanner prognostiziert das vielversprechende Bild eines völlig neuen Flughafen-Typs. Mit futuristischen Innovationen – ohne elend lange Warteschlangen. Man wird dann nicht mehr die Koffer durch ein Labyrinth von Absperrbändern schleppen müssen, denn per Gesichtsscanner und biometrischem Ausweis wird eingecheckt, dank digitalem Etikett kann man dann seinen Koffer auch im Flughafen-Café abgeben. Der elektronische Anhänger schleust das Gepäck direkt in das richtige Flugzeug. Und auch der Körperkontakt beim Abtasten durch das Sicherheitspersonal soll in weniger als zehn Jahren passé sein: Molekulare Körperscanner werden die Reisenden bis auf 50 Meter Entfernung durchleuchten können. Und Flughäfen sollen sich immer mehr in Wellness-Oasen verwandeln. Mit Yoga, Massagen, Schwimmbädern und Dampfduschen.
Vorbild für dieses neue Airport-Feeling ist der Changi-Flughafen von Singapur mit seinem Pool am Dach und dem vertikal über fünf Stockwerke reichenden Garten, in dem herumflatternde Schmetterlinge Entspannung vermitteln sollen.

Ist man dann im Flieger angelangt, soll auch hier vieles anders sein. Das Flugzeug der Zukunft hat ein riesiges Panorama-Fenster-Dach. Die Scheiben werden HD-Bildschirme sein, die nicht nur als Fenster, sondern auch als Computer mit Internetverbindung fungieren. Und wird die Riesenflieger-Vision des spanischen Designers Oscar Vinals Realität, wird sein Sky Whale mit 88 Meter Spannweite rund 755 Passagieren Platz bieten. Im Falle eines Absturzes sollen sich die Flügel mit den Treibstofftanks beim Aufprall vom Rumpf lösen, um vielleicht die Überlebenschancen ein wenig zu verbessern.


Aber wir wollen nicht ans Abstürzen denken. Lieber an Luxus in der Luft. Wer 28.895 Euro für den Flug London-Abu Dhabi-London übrig hat, findet schon heute im The Residence-Abteil der Etihad-A 380 das Nonplusultra an Luxus. Mit Privatsphäre pur, eigenem Butler, Koch und einer 3-Zimmer-Suite: Neben Bad und Schlafzimmer entspannt man sich im Living-Bereich auf dem von Poltrona Frau bezogenen Ledersofa. Zwei Esstische, eine wohlsortierte Bar und ein 32-Zoll-Flatscreen-Fernseher bieten eine Oase der Entspannung.

michael.horowitz@kurier.at