Einmal Sonne bitte
Von Bernhard Praschl
Selbst im normalen Pkw wäre diese Tour eine Tortur, in Flundern wie diesen ist es eine Hölle: 3.000 Kilometer quer durch das australische Outback, von Darwin im Norden bis nach Adelaide im Süden führt die „World-Solar-Challenge 2013“. So aerodynamisch sich die Piloten gegen den Wind stemmen, so sehr brennt die Sonne in die kleine Kanzel der Fahrer. Temperaturen von bis zu 50 Grad sind keine Seltenheit, eine Klimaanlage ist hingegen nicht in Griffweite – die würde nur Strom fressen. Dafür nähern sich die spektakulär geformten Mobile auf leisen Pneus. Die aus aller Welt stammenden Bastel-Boliden werden einzig von der Kraft der Sonne angetrieben. Dennoch tragen viele Teilnehmer vor dem Start am 6. Oktober leicht getrübte Mienen.
Der Grund für den Gram: Erneut ist das niederländische Nuon-Solar-Team mit dabei. Und die Piloten aus Delft gelten nicht erst seit vorgestern als Favoriten. Vier Mal konnten sie das Rennen bereits für sich entscheiden, zwei Mal waren sie Zweite. Sogar den Streckenrekord von 29 Stunden und 11 Minuten halten die eilenden Holländer.
Aber es geht noch besser. Nicht umsonst lobt Nuon-Fahrer Leslie Noteboom sein Dienstfahrzeug. „,Nuna7’ ist das erstenachhaltige Rennmonster“, sagt er über das 150 Kilo leichte Gefährt. Bei der Weiterentwicklung des Seriensiegers ,Nuna3’ handelt es sich zudem um das erste allradgetriebene Solarfahrzeug der Welt. „So ist ein Tempo von 185 km/h möglich“, verspricht Noteboom.
Der große Herausforderer aus Cambridge hofft auf ein Spitzentempo von 100 km/h. Dennoch geht das unter anderem von der Sportwagen-Schmiede Jaguar gesponserte Eco-Team siegessicher an den Start. Rennleiter Keno Mario-Ghae: „Das letzte Mal lagen zwischen dem Ersten und dem Zweiten immerhin 30 Minuten. Wir vertrauen darauf, dass uns unser ,Resolution’ zur Poleposition verhilft.“
Seit 1987 wird das Rennen ausgetragen, nun zum elften Mal. Wenn es die Briten aufs Treppchen schaffen, wäre es das erste Mal, dass ein Teilnehmer in Tropfenform vorne mit dabei ist. Denn bisher verteilten die Ingenieure der futuristisch wirkenden Fahrzeuge die erlaubten sechs Quadratmeter Solarzellen auf eine möglichst ebene Fläche. Schön ist das nur bedingt.
Die ästhetischen Bedenken mögen kleinlich wirken, besser passen die Solarzellen sowieso auf die Außenhaut von Flugzeugen und Schiffen. Gerade erst beweisen die Weltumrundungen des Sonnengleiters „Solar Impulse“ und des Katamarans „Planet Solar“, dass die Kraft der Sonne auch für wesentlich größere Verkehrsmittel reicht.