Die Woche 46
Von Martin Kubesch
Es ist bereits ein paar Jahre her, und mein journalistischer Weg führte mich an die Côte d'Azur, nach Monte Carlo, um einen österreichischen Multimillionär zu porträtieren, der seinen Lebensmittelpunkt dahin verlagert hatte. Wir - der Fotograf und ich - reisten am Vorabend unseres ersten Treffens an und hatten einige Stunden zur freien Verfügung, um durch das Paradies der Reichen (davon viele WIRKLICH reich) und Schönen (davon viele wirklich NICHT schön) zu flanieren. Wir kamen auch an den berühmten Yachthafen, den man alljährlich beim Formel-1-Rennen als elegante Kulisse für die Boliden sehen kann. Die Sonne war bereits im Meer versunken, und so konnten wir durch die riesigen Fensterflächen der Luxusschiffchen (die wirklich dicken Brummer ankern ja draußen auf dem offenen Meer) beobachten, wie Menschen, die mir nichts dir nichts die Millionen für 25 Meter lange Motoryachten, Tankfüllungen, Crew-Heuer und sonstige maritime Notwendigkeiten locker machen konnten, ihren Millionärs-Feierabend verbrachten.
Nun, offen gesprochen: Ich hatte es mir ein klein wenig glamouröser vorgestellt. Wir sahen eine vierköpfige Familie, die Pizzaschachteln auf ihrem lackierten Mahagonitisch stehen hatte und das Cola aus der Zweiliterflasche einschenkte. Wir sahen ein Paar, das sich aus einem McDonalds-Sackerl bediente. Und der Höhepunkt war jener einsame Mann, der in Unterwäsche auf seinem Alcantara-Sofa lungerte und Bier aus der Dose trank, während er fernsah. Das alles, wie gesagt, hinter den verschlossenen Panoramascheiben der Motoryachten (Air Condition!), während sich draußen, an der Kaimauer, hunderte Tagestouristen durch den monegassischen Abend schoben, auf der Suche nach einem günstigen Dinner.
Auch wenn ich mich wiederhole, ich hatte mir das Leben der High Society ein wenig glanzvoller vorgestellt. Andererseits: Hut ab vor so viel Entspanntheit. Und immerhin: So eine schöne Monaco-Geschichte hat nicht jeder zu erzählen ...
Ja, und was Michael Horowitz über die europäische Hauptstadt des Glücksspiels und der Schickeria zu erzählen hat, lesen Sie heute auf freizeit.at oder in der neuen freizeit. Schnell reinblättern!
Ihnen allen ein schönes Wochenende!