Leben

60 - noch ist Bohlen nicht verloren

Gut möglich, dass man eines (gar nicht so fernen!) Tages „Polarisieren“ mit weichem „B“ und stummem „h“ nach dem „o“ in den Duden aufnehmen wird: Bohlarisieren. Für Fernsehmacher, Fans und Feuilletonisten gilt gleichermaßen: Sie liebten und sie schlugen ihn. Das treibt gelegentlich so abgründig-amüsante Blüten, dass sie durchaus Bohlens ureigenem Schatzkästlein der gepflegten Verhöhnungen entsprungen sein könnten.

Etwa: „Wenn mich jemand fragt, was er mit Dieter Bohlen anfangen soll, antworte ich gern mit dem Namen seines Wohnorts.“ Wie? Was? Hä? Aha: „Tötensen!“ (Dort, in Niedersachsen, steht Bohlens Villa). Wer es bundesdeutsch ausspricht, stößt die Aufforderung zur physischen Beseitigung aus. Oder: „In was für einem großartigen Land wir doch leben: Hier werden keine Bücher mehr verbrannt – nicht mal die von Bohlen.“

(Dieter schrieb „Nur die Harten kommen in den Garten! – Der Weg zum Superstar“, „Hinter den Kulissen“, Nichts als die Wahrheit“ und „Der Bohlenweg: Planieren statt Sanieren“). Daher: „Der Bohlen-Weg klingt eher wie ein Imperativ: Der Bohlen weg!“ Das darin, plump und patzig, publizierte Credo: „Alles, was sich in den Weg stellt, muss umgemäht werden!“ Nicht immer von Geschmack angekränkelt, selten stilsicher, meist (Maßeinheit: 1 Bohlen) auf dem Fitnessparcours der Fettnäpfchen.

Als er, um undementierte 100.000 Euro, im Frühherbst 2013 als „Wahlkampflokomotive“ für Frank Stronach nach Wien geeilt war – zum Gipfel der großen Geister in die Akademie der Wissenschaften –, da sagte er doch allen Ernstes: „Ich finde, die Politiker verdienen zu wenig.“ Stronach hielt es für eine Pointe, was seine Art von Humor wohl am besten definiert. Lustig, dass der gebürtige Ostfriese (die idiomatische Entsprechung zum Burgenländer im Witz), der sich seit Jahrzehnten als neoliberaler Drüberfahrer gefällt, in seiner Jugend kurz Mitglied der Kommunistischen Partei war. Längst bewältigte Vergangenheit, tut man sich ohne Not die Lektüre an: „Geld ist geil“ oder, wie „Der Spiegel“ herauslas: „Frauen sind sexuelles Lebensmittel. Mehr nicht.“

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Bohlen kassiert eigene Tantiemen sonder Zahl, produziert am Fließband fremde Hits, vermarktet Tapeten, Comics, casht astronomische Summen für Galas und lukriert, dem Vernehmen nach, allein von RTL Jahr für Jahr 5 (in Worten: fünf) Millionen für seine Omnipräsenz als Juror jämmerlicher Jeierer (siehe Sprüche rechts) bei „Das Supertalent“ oder „Deutschland sucht den Superstar“. So wie Stefan Raab bei PRO7 oder einst Gottschalk im ZDF ist Bohlen das Existenzminimum seines Senders.

Der „Welt“ verriet er das D.I.E.T.E.R.-Prinzip: „D für Disziplin, I für Intelligenz, E für Ehrgeiz, T für Taten – die meisten labern nur rum und machen nix. Dann noch mal E für die Extrameile, und R für Rücksichtslosigkeit.“

„Die Stimme, die du hast, reicht vielleicht zum Eier-Abschrecken.“

„Ich habe in meinem Kopf immer so eine Skala: 1 ist supergut, 10 ist superscheiße. Und du bist 7.895.“

„Die einzige Frau, auf die ich höre, ist die aus dem Navigationssystem in meinem Auto.“

„Ich habe nichts gehört, meine Ohren waren mit Kotzen beschäftigt.“

„Das einzige, was du kannst, ist als Geruch auf'm Fischkutter arbeiten.“

„Du hast weniger Töne getroffen, als ein peruanischer Nackthund Haare am Arsch hat.“

„Für mich bist du im Finale– im finalen Endstadium ...“

„Geh nach Hause, lass dich löschen.“

„Affen können auch nicht singen, aber die probieren es erst gar nicht!“

„Man kann doch nicht einen Titel bis zum Refrain üben und dann aufhören. Man fängt ja auch nicht an, bei einer Frau so ein bisschen rumzuspielen und zieht sich dann die Hose wieder hoch und haut ab.“

„Ich habe gerade gelesen, dass man aus verschimmeltem Brot Penicillin machen kann. Und deshalb denke ich immer, man kann aus jedem etwas machen. Aber aus dir gar nichts.“

„Du hast ein göttliches Problem: Der liebe Gott gibt einigen Frauen dicke Möpse, anderen ’ne schlechte Stimme. Und dir hat er nun mal 'ne schlechte Stimme gegeben.“