Leben

Die Reportage: Urlaub bei Freunden

Neugierig schaut Destiny über den Gartenzaun und beobachtet uns. Sie hat die wunderbarsten Ohren, die ich je gesehen hab. „Du bist aber eine Schöne“, sag ich. „Weiß ich eh“, sagt Destiny, stößt sich mit den Vorderpfoten vom Zaun ab und läuft elegant Richtung Haus. Ein bisschen kokett vielleicht, aber sie hat ja Recht.


Destiny ist eine junge Black-and-Tan-Coonhound-Dame. Und, auch wenn sie ein wenig so wirkt, als würde ihr das hübsche Weinbauernhaus samt Garten gehören: Sie macht hier nur Urlaub. Genau genommen machen natürlich ihre Besitzer Urlaub. Und die standen vor einem Problem, das praktisch jeden Hundebesitzer mindestens einmal im Jahr quält: Wohin mit dem besten Freund? Oder eben der besten Freundin. Entweder man fährt nur mehr mit dem Auto auf Urlaub, wobei es auch dann nicht ganz einfach ist, ein Hotel zu finden, das auch Hunde nimmt. Und sich die Frage stellt: Mach ich meinem Liebling unter Umständen nicht mehr Stress als gut ist? Oder man lässt ihn zurück. Opa, Oma, Tante? Wer keine Verwandten oder hundeerfahrene Freunde in der Stadt hat, kann sich Flugreisen dann allerdings abschminken. Und auch wenn: Ein Hund macht Arbeit. Viel Arbeit. Wer tut sich das für zwei oder drei Wochen an? Und wem vertraut man eigentlich genug? Denn auf einen Hund aufzupassen, bedeutet Verantwortung. Viel Verantwortung.

Destinys Besitzer genießen ihren Urlaub mit ruhigem Gewissen. Denn ihre Hündin wohnt in der „Pension Hundeglück“ im idyllischen Blumenthal im südlichen Weinviertel. Großer Vorgarten, freier Zugang zu allen Räumen im Haus, schattiger Innenhof – und eine eingezäunte 6000-Quadratmeter-Spielwiese am ehemaligen Weinberg. Das hat schon richtig Urlaubsqualität. Auch für den Hund.


„Nach ihrem Aufenthalt hier sind die Tiere meist viel entspannter als vorher. Das freut mich natürlich. Und die Besitzer auch“, sagt Theresa Parton, die Besitzerin dieses Hundeparadieses. Sie ist ausgebildete Tierpflegerin und hat Hundetrainerin nach der „animal learn“-Methode gelernt. Vor fünf Jahren machte sie sich als Hundebetreuerin selbstständig. Damals waren die Bedingungen noch nicht so ideal wie jetzt. „Ich hatte ein Haus gemietet, aber der Garten war sehr klein. Also musste ich zwei bis drei Mal täglich mit sieben Hunden im Auto zu den verschiedenen Auslaufplätzen fahren“, sagt sie und lacht, während sie Fotograf Gilbert und mich durch ihre Gärten führt. Destiny hat inzwischen ihre Freundinnen Molly, Suri und Missy geholt, Pensionsgäste wie sie. Nein, die kleine Missy ist Theresa Partons eigener Hund, also quasi die Hausherrin. Die vier haben allerdings grad keine Zeit für uns, denn Theresa Parton hat den großen alten Stadl zwischen Haus und Weinberg geöffnet. Mit den Nasen dicht am Boden sausen sie von einem Eck ins andere. „Abenteuerspielplatz – hier riechts nach Mausis“, erklärt die Pensionswirtin augenzwinkernd.

So schön kann Urlaub sein – und so entspannend.

Theresa Parton mit Missy. Im Vordergrund denkt Molly gerade darüber nach, ob sie lieber auf den kühlen Fliesen oder im Schatten eines Baumes ein Nickerchen machen soll.

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Mit drei Gasthunden ist das Haus derzeit nur halb belegt, mehr als sieben Hunde nimmt Parton nicht auf. „Mehr geht nicht. Vom Platz her wäre es zwar möglich, aber ich könnt mich dann nicht mehr entsprechend um die Tiere kümmern – es soll ja keine bloße Abfertigung sein“, sagt sie. Parton nimmt ihre Aufgabe ernst, geht auf die unterschiedlichen Charaktere ihrer Schützlinge ein. Sensibelchen mit Heimweh, Frechdachse, Furchtsame oder entdeckungsfreudige Abenteurer. „Es ist ein bisschen wie ein multikultureller Kindergarten. Nur halt 24 Stunden lang.“ Und sieben Tage in der Woche.

Zwinger gibt es in ihrer Hundepension keine, jeder liegt und schläft, wo er will. Da bleibt kein Platz für eigene Freizeit. „Wenn dir die Arbeit wirklich Freude macht, ist das nicht so wichtig“, sagt Parton. Klingt nach Berufung, nicht nur Beruf. „Hunde sind einzigartig“, erklärt sie, „für sie ist der Mensch das Schönste und Beste das es gibt. Sie lieben ihn grundsätzlich und bedingungslos – sogar wenn er sie schlägt und schlecht behandelt. Ich versuche, etwas von dieser Liebe zurückzugeben.“ Dabei ist Theresa Parton keine Kuschelesotherikerin. Sie spricht nicht viel mit den Tieren, lässt ihnen ihre Ruhe. „Es ist bei Hunden nicht nötig, alles zu kommentieren. ,Ja freilich!’ und ,schönes Gacki hast g’macht!’ – das ist doch albern. Hunde beobachten uns ohnehin die ganze Zeit, können uns ,lesen’ wie kaum anderes Tier, besser als wir Menschen selbst.“

Und sie beobachtet ihre Hunde. Praktisch ununterbrochen. Es kann auch in der freundlichsten Hundegruppe schnell passieren, dass ein Spiel „kippt“, ein Tier plötzlich mehr Stress bekommt als es vertragen kann. Da heißt es rechtzeitig dazwischengehen. „Ich kann schon bestimmt, wenn’s sein muss“, sagt Parton. „Streng“ sagt sie nicht, lieber „konsequent“.

Woher kommt ihre Tierliebe? „Ich weiß nicht – ich wollte schon als Kind unbedingt einen Hund, für meine freiberuflichen Eltern war das aber nicht möglich. Ich bekam nur einen Goldfisch“, sagt sie lachend. Apropos Eltern: Dorothea Parton die Mutter, Miguel Herz-Kestranek der Vater – hat es sie selbst nie gereizt auch Schauspielerin zu werden? „Oh Gott, nein – dass ich das nicht will, war mir schon als Kind klar.“ Dafür verbringen die Eltern mittlerweile viel Zeit in der Pension Hundeglück. Heute ist der Vater da, sitzt im ruhigen Vorgarten, und man sieht ihm an, dass er stolz auf das ist, was seine Tochter hier erreicht hat. „Was ist schon Schauspielerei gegen die Arbeit mit Tieren?“, sagt er, als wir uns verabschieden. „Noch dazu mit Hunden. Das wär etwas, das mich auch reizen würde.“ – „Genau, bleib doch einfach hier bei mir“, sagt die schöne Destiny und legt sich ganz behutsam auf seine Fußspitzen.

www.hundeglueck.eu Tel. 0676–700 96 88

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