Zwischengeschlechtliche Rätselhaftigkeiten
Von Polly Adler
Die Gören halten einen DRZGVM-Untersuchungsausschuss. Für Laien: Die Rätselhaftigkeit zwischengeschlechtlicher Verhaltensmuster. Ich sperre in Wurfweite die Lauscher auf. Schließlich will man ja wissen, was die Jugend so bewegt. „Wir waren schon Boot fahren an der Donau, Sushi essen und einmal Kino“, nölt eine, „und der Typ rührt nicht einmal ein Ohrwaschel“. – „OMG – voll arg!“, mobilisieren die anderen drei konzertantes Entsetzen. „Und was ist, wenn du ihn an die Wand drückst und die Parole „Küssen, volle Kraft voraus“ ausgibst?“, wirft die Sonderbeauftragte für Krisenmanagement ein. „Bin ich Rambo? Nein, ich bin eine Frau, die große Gefühle will und vor allem das, dass sie von dem Karli begehrt wird“, erklärt das Dating-Opfer. „Scheiß Emanzipation. Alles muss man heutzutage selber machen“, seufzt eine, „ich übersiedle in einen Jane-Austen-Roman.“ – „Was? Diese Filme gibt’s auch als Roman?“, fragt eine der Girlies, über die schon immer als Schutzpatronin Santa Ignorantia schwebte. „Vielleicht ist er schwul“, spendet das Krisenmanagement Erklärungstrost, „oder er hat Angst vor starken Frauen. Oder er möchte nicht, dass du dich als Sexobjekt missbraucht fühlst.“ – Unisono gellen sie los: „Oh Gott, ein Weepie, bloß nicht!“ Mit dem Begriff Weepie bezeichnet das Mädchen-Komitee jene Sorte von Männlichkeits-Aspiranten, die zu Weltschmerz und Weinerlichkeit neigen, anstatt blutiges Fleisch zu essen und Frauen auf den Hintern zu klopfen. Ich kann jetzt nicht mehr an mich halten und melde aus dem Ohrensessel: „Vielleicht will der Karli aber ganz einfach nicht und du verschwendest nur deine Zeit.“ Jetzt sieht der Fortpflanz mich sehr, sehr streng an: „Meine süße Freundin P nicht wollen?! Geht’s noch? Unmöglich! Und Mama, wie kannst du außerdem nur so grausam sein! Natürlich will er sie... Er weiß es nur noch nicht.“