Leben

Das beste Parfum der Welt

Jetzt bekommt sie mir einen Orden. „Was wirst du tragen?“, frage ich sie. „Eine Kleinigkeit von Phil Treacy am Kopf und sonst Schwarz und Opium. Was sonst?“ Ich habe keine Ahnung, wie alt meine Freundin Su Widl ist. Wahre Glamour-Bienen halten sich mit solchen Banalitäten wie Jahreszahlen nicht auf. Ihrer Strahlkraft können Dekaden nichts anhaben. Sie betreten einen Raum nicht, sie erscheinen. Sie würden lieber tot über dem Gartenzaun hängen, als in Scholl-Tretern ertappt zu werden. Sie legen Make-up auf, selbst wenn sich nur der Installateur zu einer Abfluss-Betrachtung angesagt hat. Su rangiert in der Champions League der Glamour-Bienen. Sie hat noch immer Beine, für die ein Kardinal ein Kirchenfenster eintreten würde. Peter Falk vergötterte sie. Sie riecht nach dem besten Parfüm, das Frauen tragen können. Es duftet nach Gelassenheit und einem Leben, in dem sie es vor allem einem Menschen recht gemacht hat – sich selbst. Unsere verstorbene Freundin M sagte über sie: „Die hat ein Herz so groß wie das Ritz unter dem Dekolleté.“ Und einen Uterus, der jetzt 110 Jahre alt wird. Ja, das Café Korb, das die Su mit der Grandezza einer gütigen Feldmarschallin führt, hat schon so viel auf dem Tacho. Es ist uns allen eine Wärmestube, ein Auffanglager an schlechten Tagen, ein Ort, der den Polgar-Sager „Man ist daheim und doch nicht zu Hause“ erfüllt. Hier hat man Kinder (fast) geboren, Bücher in die Welt geschossen, die Post und den Liebeskummer erledigt. Solche Gefühle der Geborgenheit konnten und können in Wien sonst nur Anna Sacher, die Frau Hawelka und die formidable Ankica vom Anzengruber ihren Gästen servieren. Danke, Su, auch dafür. Und ich weiß schon jetzt, dass du dir aus deinem Orden eine todschicke Brosche zaubern wirst, du Ordensschwester aller Exzentriker. Su-perb!

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