Freundschaft!
Von Polly Adler
Klar habe ich Männerfreunde. Kumpels, die mit mir ihre Kampfsportabenteuer aus der ZBZ (Zwischengeschlechtlichen Beschnupperungszone) bemurmeln wollen. Sich gerne um meinen Tisch scharen. Und mir immer wieder versichern, wie wichtig ich in ihrem Leben bin und dass ihre Existenz ohne mein „glockenhelles Lachen“ einem schwarzen Loch gleichkäme. Dann höre ich nichts mehr von diesen Jungs. Über Wochen, manchmal sogar Monate. Wenn ich dann einen von den Funkstillen durchklingle (schließlich wird man stetig vom Leben in der Disziplin „Über den eigenen Schatten springen“ trainiert) bekomme ich oft statt einer Begrüßung nur Vorwürfe – dass ich mich nie melde und mich so gar nicht um ihr Wohlergehen scheren würde. In Folge texten sie einen mit allen Wehwehchen zu, die sich in der letzten Zeit angesammelt haben, und benehmen sich, wie man es von anstrengenden Müttern erwarten würde. Irgendwann am Ende der Klage-Konversation kommt dann manchmal doch ein gelangweiltes „Genug von mir. Wie geht’s dir eigentlich so?“ Es ist wirklich interessant, wie unglaublich talentlos viele Männer bei der Kontaktpflege sind. Das Außen- und Sozialministerium stellen auch in Beziehungen meist die Frauen. Bei den großen historisch erfassten Hitzewellen zählten die meisten Opfer zur Kategorie Mann, alleinstehend, über sechzig. Frauen rotten sich auch in den späten Lebensphasen viel eher in Rudeln zusammen. Ist wahrscheinlich evolutionsbiologisch zu erklären. Beerensammeln und Kinderschaukeln war im Konvolut weniger langweilig; beim Jagen war das Cliquenwesen eher kontraproduktiv. Wie froh ist man wieder einmal, in die Fraktion der Beerensammlerinnen geboren worden zu sein. Geringe soziale Verzauselungsgefahr. Freundschaft!
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