Leben

Stahlbad Zweisamkeit

Sie war wirklich eine tolle Frau“, sagte mein frisch getrennter Kumpel, während wir den Altausseer See umtourten, „durchaus anschmiegsam ...“ – „Wichtiges Kriterium. Nicht nur bei Frauen. Auch bei Siamkatzen. Und weiter?“ – „Magische Hände.“ – „Masseuse?“ – „Hobbymasseuse, aber hallo.“ – „Wo war das Problem?“ – „Sie war einfach zu viel.“ – „Wovon zu viel?“ – „Von allem. Woche 2: kommentarlose Installation der Abschminkutensilien in meinem Bad. Plus Erstellung eines Partnerschaftshoroskops. In Woche 3 bereits zwangloses Kennenlernen der Eltern inklusive Servus-ich-bin-der-Franzi-Vati. Woche 4: zwei Geburtstage ihrer besten Freundinnen. Prosecco-Kanister an Dauergekicher plus die 15-fach gestellte Frage Na, ist er nicht ein Wahnsinn, mein Bärlibu? beim Mädchenitaliener. Kürprogramm: Präzise Vorschläge für Schrankraumschaffung in meiner Wohnung. Woche 5: Link-Bombardements zum Aussuchen der anzumietenden Ferienhäuser.“ – „Mit Bleifuß am Beziehungsgas?“ – „ So in etwa. Eine Krake. Sechs Fangarme um mein Leben gezurrt. Anstrengend.“ – „Und? Wie hat sie die Trennung aufgenommen?“ – „Na, in der ZiB ist bis jetzt noch nichts von einem Fenstersturz im Liebeswahnsinn vermeldet worden. Ich denke, gut.“ – „Du hast nicht einmal die Du-hast-dir-einen-besseren-Mann-verdient-Abschiedsnummer gemacht?“ – „Schau ich aus, als ob ich daheim einen Zeitscheißer stehen hab', der mir Zehnerblocks für so ein Theater zusteckt? Meine Abwesenheit muss Ansage genug sein.“ Nachrichten aus dem Stahlbad Zweisamkeit. Wenn man den Jungs so zuhört, verliert man seinen Glauben an die romantische Liebe. Und jetzt die gute Nachricht: Wenn man zuvor schon jahrelang in Mädchenrunden die Lauscher aufgesperrt hat, hat man ohnehin nichts mehr zu verlieren.


polly.adler@kurier.at