Leben

Ab ins All

Fritz Lang, der Herr mit dem ewigen Monokel, der legendäre Utopist des Kinos, der Schöpfer fantastischer Filmklassiker wie Dr. Mabuse oder Metropolis, erkundet schon 1929 den Mond. Während auf der Erde am schwarzen Donnerstag die Weltwirtschaftskrise bedrohlich ihren Lauf nimmt, reisen die Frau im Mond und ihre beiden Begleiter, ein Wissenschaftler und ihr Geliebter, zum Mond. Sie entdecken Sand, heiße Quellen und – mit Hilfe einer Wünschelrute – Gold. Smarte, globale Touristikunternehmen wittern heute, 86 Jahre nach Fritz Langs Filmutopie, das große Geschäft, das Reiseziel Mond gilt längst nicht mehr als abwegig: Vor allem China treibt ein massives Mondprogramm voran, das CLEP (Chinese Lunar Exploration Program). In rund zehn Jahren soll eine erste bemannte Mondlandung stattfinden, Jahre danach sollen reiche Touristen folgen. Endlich raus aus den höllischen Smogstädten Chinas, zum Mond, zur Erholung bei Spaziergängen durch feinsten Mondstaub, beim Krater-Klettern und bei Thalasso-Therapien.

In Zukunft werden die Menschen dem Stress des Alltags entfliehen wollen, Urlaub wird dringend nötig für körperliches Wohlbefinden, seelisches Gleichgewicht und soziale Kontakte sein. In Familien wird immer weniger Zeit füreinander sein, auf Reisen mehr. Auch beim Weltall-Urlaub. Im galaktischen Hotel ist es dann egal, welche Sternen-Suite man bucht. Die Eltern können gemeinsam mit ihren Kindern von jedem Zimmer aus den Sonnenuntergang bewundern. Nur ein vorbeiziehender Satellit könnte das Spektakel verhindern. Doch hier gibt es pro Tag reichlich Sonnenauf- und -untergänge … Zuvor hat die ganze Familie auf einer pazifischen Insel ein Astronauten-Training absolviert, der Spaceship-Transfer bringt die Urlauber dann zu ihrer Weltraum-Herberge. Zu neuen Horizonten im All.

Übertriebene Utopie, Science-Fiction pur? Der Londoner Zukunftsforscher Rohit Talwar, der in mehr als 60 Ländern bei Vorträgen mit seinen Visionen für unser Leben morgen überrascht, ist davon überzeugt, dass das All schon in naher Zukunft eines unserer angesagten Reiseziele sein wird. Zu seinen Kunden zählen immerhin Hyundai und IBM, Panasonic, Pepsi und Pfizer – die ihre Geschäfte ziemlich realitätsnah führen.

Auch der russische Kosmonaut Sergej Wolkow, noch bis März nächsten Jahres im Raumschiff Sojus TMA-18M im Orbit unterwegs, ist davon überzeugt, dass Urlaub im All, allerdings nur für sehr reiche Menschen mit einem Urlaubsbudget von mehreren Millionen, möglich sein wird: Die Raumfahrt werde eine ähnliche Entwicklung wie die Schifffahrt einschlagen, früher war es eine große Sache, den Ozean zu überqueren, heute muss man kein professioneller Seemann mehr sein, sondern nur Tourist. Weltweit haben Regierungen ein Vermögen in die Raumfahrtforschung investiert, jetzt können Privatunternehmen diese Technologien nutzen.

Für einen spektakulären Sternentrip, ein Mond-Abenteuer oder einen Milchstraßenflug. Statt Urlaub auf Mallorca, Mauritius oder Mykonos.

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Urlaub im All wird bald Realität – davon sind Rohit Talwar (o.), britischer Zukunftsforscher, und Sergej Wolkow, russischer Kosmonaut, überzeugt