Leben

Der Herr der Hasen

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Die Jubiläumsausgabe wird erst im Jänner 2014 erscheinen. Vermutlich mit Supermodel Kate Moss auf dem Cover. Wer Hugh Marston Hefner, genannt „Hef“ kennt, weiß jedoch: Mr. Playboy nimmt es mit Ankündigungen nicht sehr genau.

Schon die erste Ausgabe seines in den letzten Monaten des Jahres 1953 gegründeten Magazins kam offenherzig, doch zugleich bedeckt über die Welt. Auf dem Cover winkte (im Badeanzug) Marilyn Monroe, damals noch eine Newcomerin. Das zweite Mysterium war das Datum. Einen Hinweis darauf suchte man vergebens. „Ich war wegen der Erfolgsaussichten unsicher“, erklärte Hefner, der „Herr der Hasen“, später: „Ich dachte mir, wenn es im ersten Monat nicht verkauft wird, lassen wir es noch einen weiteren an den Kiosken.“

Es. Kam. Anders. Völlig anders. Es folgten 719 Ausgaben „Playboy“, 60 Jahre hindurch Monat für Monat Lifestyle für Menschen mit einem Hang zum Leben in Luxus und mit Leidenschaft. Sechs Jahrzehnte Anschauungsunterricht für Männer zu „Allem, was Spaß macht“. Sechs bebilderte Jahrzehnte zu vorwiegend einem Thema – Sex.

Nicht nur. Natürlich gibt es da noch die legendären „Playboy“-Interviews, die Reportagen, die Essays. Ein Literat wie Ray Bradbury schrieb für den „Playboy“, Lebemann Norman Mailer ebenso. Männer wie Martin Luther King, Dalai Lama und John Lennon ließen sich vom „Playboy“ befragen. Stundenlang. Und Frauen wie Pamela Lee Anderson zogen sich aus. Mehrmals. Insgesamt 13-mal. „Playboy“-Rekord.

Wie tickt jemand, vor dessen Augen diese Fantasien wirklich werden? Was treibt jemanden an, die ganze Welt quasi durchs Schlüsselloch seiner von Sagen umwobenen „Playboy“-Mansion blicken zu lassen?

„Ich bin ein Romantiker“, schreibt der Mann, der meist im seidenen roten Schlafmantel auftritt, in seiner sechs Bände und 3.506 Seiten umfassenden Autobiografie. Aber ein Romantiker mit einer Mission. Frustriert von einer abgewiesenen Lohnerhöhung beim Männer-Magazin „Esquire“ – das übrigens gerade das 80-jährige Jubiläum feierte – gründet der damals 27-jährige Magister der Psychologie sein eigenes Magazin als „modernes Pendant zu Wein, Weib und Gesang, wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.“

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Die erste Ausgabe zu 50 Cent pro Heft schlug ein. Bald war sie vergriffen, fünf Jahre später hatte der „Playboy“ eine Million Käufer. Die Konkurrenz, auch die sehr seriöse, staunte, was Innovationen wie das Centerfold, das Aufklappbild in der Heftmitte, bewirken. Das US-Nachrichtenmagazin „Time“ brachte „Hef’s“ Leistung 1967 auf den Punkt: „Er erkannte als erster Verleger, dass der Himmel nicht einstürzen und die Mütter nicht aufmarschieren würden, wenn er einen nackten Busen zeigte; er begriff, dass die alten Tabus verschwanden; er nahm das altmodische heimlich durchgeblätterte Mädchen-Magazin, riss den simplen Schutzumschlag ab und fügte Glanz, Stil und Kultur hinzu.“

Dieses Rezept kam so gut an, dass der „Playboy“ in Lizenzausgaben sich von Italien bis Japan, von Mexiko bis in die Mongolei ausbreitete. Die deutsche Ausgabe debütierte 1972. Nachahmer wie „Penthouse“ und „Hustler“ blieben stets vulgäre Blätter, und selbst der exhibitionistischen Internet-Konkurrenz begegnet Hugh M. Hefner – nach langer Nachdenkpause – mit Stil, Lebensstil. Welcher Verleger kann sonst schon durch seine lebenslange unbedingte und ungebrochene Liebe zu seinem Beruf punkten?

Der Mann, der von sich behauptet, mehr als 1.000 Frauen mit ins Bett genommen zu haben, ist mit seinen 86 Jahren seit Silvester zum dritten Mal verheiratet. Gut für seine 60 Jahre jüngere Crystal: Der „Playboy“-Gründer steht zu Viagra und beteuert, seinen Ehefrauen stets treu geblieben zu sein. Gut für uns: Solange es jemanden wie ihn gibt, lebt das Happy End.

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