5 Ideen für eine bessere Zukunft: Zug um Zug voran
Von Bernhard Praschl
Der nächste Stop auf dem nächsten Kontinent. Was seit Langem mit der Transsibirischen Eisenbahn möglich ist, soll dereinst auch für das ambitionierteste Bahnvorhaben dieser Tage gelten. China plant ein Megaprojekt. Und was für eines! Ein Hochgeschwindigkeitszug soll zwei Erdteile miteinander verbinden, Asien und Amerika. Was jetzt nur per Flugzeug funktioniert, ginge dann auch, ohne völlig abzuheben: Ein direkter Trip von Fernost in die Vereinigten Staaten. In der „Bejing Times“ war erst jüngst davon zu lesen. Die Route dieser Eisenbahnstrecke soll vom Nordosten Chinas über Sibirien entlang der Beringstraße, Alaska und Kanada bis an die Westküste der USA führen. Zusammengenommen ergibt das eine Strecke von mehr als 13.000 Kilometern. Wenn Sie meinen, dass sich das nie und nimmer ausgeht, nehmen sie einen Atlas zur Hand. Die größte Herausforderung dabei ist sicher die Untertunnelung des Meeres bei der Beringstraße. Dieser Tunnel wäre dann in etwa vier Mal so lang wie der Eurotunnel im Ärmelkanal. Die ganze Fahrt würde bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 350 km/h zwei Tage dauern. Für Passagiere möglicherweise etwas umständlich, für Frachtgüter hingegen eine kostengünstige Alternative. Die knapp 80 Kilometer weite Meerenge zwischen der östlichsten Stelle Asiens und dem westlichsten Punkt des amerikanischen Festlands ist dabei nicht erst seit Kurzem Objekt der Begierde innovationsfreudiger Techniker. Schon im Jahr 1905 hat mit Loic de Laubel ein französischer Ingenieur einen mehr als hundert Kilometer langen Tunnel angedacht, der Russland mit seiner 1867 an die USA verkauften ehemaligen Kolonie Alaska verbinden sollte. Es war sogar schon Geld für die Errichtung gesammelt worden. Dann aber verhinderten der Erste Weltkrieg und die Oktoberrevolution den Bau. Lange her, aber nicht vergessen. Laut „Bejing Times“ ist die Route von China in die USA nur eines von vier aufsehenerregenden Projekten für Mega-Linien. Eine Zugstrecke soll China mit London, Paris, Berlin und Moskau verbinden. Eine andere sieht eine Trasse zwischen China und Singapur vor, mit Zwischenstopps in Vietnam, Kambodscha, Thailand und Malaysia. „Im Moment stecken wir mitten in der Diskussionsphase“, bestätigt Wang Mengshu von der chinesischen Maschinenbau-Akademie gegenüber der chinesischen Tageszeitung. Viele Fragen bleiben weiterhin ungelöst. Mehr noch. Es ist sogar möglich, dass der Zug zumindest vorerst abgefahren ist. Laut dem britischen „Guardian“ haben sich weder Eisenbahnunternehmen anderer Staaten zu diesem Megaprojekt geäußert noch seien die Regierungen der USA und Kanadas dazu gefragt worden.