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Wie fehlende Arbeitskräfte die heimische Wirtschaft belasten

Wer in Niederösterreich derzeit auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz ist, dem stehen aktuell über 27.000 offene Stellen zur Verfügung. Das hat der Stellenmonitor des Wirtschaftsbundes im August gezeigt. Wenngleich die Lage am Arbeitsmarkt mehrere Branchen vor Herausforderungen stellt, dürften einige Sparten besonders dringlich auf neue Arbeitnehmerinnen sowie Arbeitnehmer angewiesen sein. Dazu zählen etwa Firmen, die in den Bereichen Handel, Logistik und Verkehr tätig sind.  Auch Einrichtungen mit gesundheitlichem oder sozialem Schwerpunkt benötigen dringend Arbeitskräfte und sind daher auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Bereits heute mache sich der Facharbeitermangel laut Wirtschaftsbund in über 80 Prozent der niederösterreichischen Unternehmen bemerkbar.

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Anreize schaffen

WBNÖ Landesgruppenobmann WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker und WBNÖ-Direktor Harald Servus blicken mit Sorge auf die Anzahl der unbesetzten Positionen.  „Unsere Betriebe stehen vor einer massiven Belastungsprobe. Wenn wir jetzt nicht gezielt Maßnahmen ergreifen, riskieren wir die Stabilität und Zukunft des Wirtschaftsstandorts Niederösterreich“, warnen Ecker und Servus unisono.

Ecker betont, dass heimische Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber trotz schwieriger Zeiten einen enormen Unternehmergeist gezeigt haben, „wofür ihnen Dank und Anerkennung gebührt“. Dennoch werde der Arbeitskräftemangel die Betriebe weiterhin vor Problem stellen „unabhängig von Branche, Region und Qualifikation“. Die demografische Entwicklung, hohe Teilzeitquoten und der Wunsch nach Work-Life-Balance verstärken die heikle Lage. Der WBNÖ-Landesgruppenobmann sieht insbesondere die Notwendigkeit, Arbeit wieder lohnenswert zu gestalten und fordert dafür Anreize. Steuerfreie Überstunden oder die Möglichkeit, sich im Regelpensionsalter ohne Abzüge oder Abgaben etwas dazu verdienen zu können, wären denkbare Mechanismen. „Vollzeitarbeit muss wieder attraktiver werden“, ergänzt Ecker.

Arbeitszeit erhalten

Servus schließt sich den Forderungen an und ergänzt, dass Betreuungspflichten – insbesondere von Müttern – eine hohe Anzahl von Teilzeitbeschäftigungen zur Folge haben. Er fordert bessere Betreuungsangebote, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Darüber hinaus betont der WBNÖ-Direktor, dass der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben in den Augen des WBNÖ gezielt gefördert werden sollte: „Ein degressives Arbeitslosengeld ist dabei ein wichtiger Hebel, um Menschen schneller wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Es ist entscheidend, dass das Arbeitslosengeld als Auffangnetz funktioniert, aber nicht zur sozialen Hängematte wird.“ Zudem sei die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Ausland ein entscheidender Faktor, um die Zahl der unbesetzten Stellen einzudämmen. Dafür fordert Servus eine Erleichterung bei der Rot-Weiß-Rot-Karte sowie eine schnelle Anerkennung ausländischer Qualifikationen. Zu den laufenden Diskussionen rund um allgemeine Arbeitszeitverkürzungen beziehen der WBNÖ-Landesgruppenobmann sowie der WBNÖ-Direktor ebenfalls klar Stellung.
 

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„Eine 32-Stunden-Woche führt zu höheren Arbeitskosten und gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen“, so Ecker. Eine Reduktion der Arbeitszeit bei gleichem Lohn sei darüber hinaus ein „Schlag ins Gesicht“ für Unternehmerinnen und Unternehmer. Servus stimmt dem zu und betont, dass die derzeitigen Forderungen langfristig den Sozialstaat schwächen würden und somit die finanzielle Sicherheit des Landes in Bedrängnis bringen: „Jetzt ist nicht die Zeit für Experimente, die unsere Unternehmerinnen und Unternehmer zusätzlich belasten und die wirtschaftliche Stabilität gefährden.“ Stattdessen gelte es Maßnahmen zu ergreifen, die sicherstellen, dass die Betriebe gut arbeiten können, wenn die Konjunktur wieder anspringt und die zudem Arbeitsplätze sichern.

Entschlossen handeln

Um den Herausforderungen am Arbeitsmarkt entschlossen entgegenzutreten zu können, sei die bevorstehende Nationalratswahl laut Wirtschaftsbund Niederösterreich von besonderer Bedeutung. Wirtschaftsfragen müssen als zentrale Zukunftsfragen anerkannt werden, die es durch praxisnahe Änderungen zu lösen gilt.

Aus diesem Grund wurde laut Ecker ein starkes WBNÖ-Team aufgestellt, um die notwendigen Reformen voranzutreiben. Mit dem Österreichplan liege darüber hinaus ein klarer Fahrplan vor, der die Vorschläge sowie geforderte Maßnahmen des WBNÖ berücksichtigt. „Es geht um die Zukunft unserer Wirtschaft, unseres Sozialstaats und damit um die Zukunft aller Österreicherinnen und Österreicher. Wir brauchen jetzt entschlossenes Handeln, um die Weichen richtigzustellen“, lautet das Fazit von WBNÖ-Landesgruppenobmann und WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker sowie WBNÖ-Direktor Harald Servus. 

Die Details zu den genauen Plänen des Wirtschaftsbundes Niederösterreich können online unter www.wbnoe.at  nachgelesen werden.