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Liebeserklärung an Vulkane

Die Faszination Islands beruht vor allem auch darin, dass die Insel Schauplatz mächtiger Naturgewalten ist. Ob Vulkan oder riesiger Gletscher, ob sprudelnder Geysir oder heiße Thermalquelle: Sie alle prägen die spektakuläre Landschaft im Wechsel mit Wasserfällen und malerischen Städtchen.

Von „Pforten der Hölle" zum Wirtschaftsfaktor

2024 erweist sich als besonders bewegtes Jahr für Island: Vier Mal innerhalb von vier Monaten ist auf der Insel ein Vulkan ausgebrochen. Beim letzten Mal war die leuchtend rote Eruption nahe dem Küstenort Grindavík sogar von der nordöstlich gelegenen Hauptstadt Reykjavik aus zu sehen.

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Das vom chinesischen Studio RE+N entworfene Iceland Volcano Museum erweist dieser Urgewalt Vulkan Respekt. Rankten sich früher viele Mythen und Sagen um die Vulkane – so glaubten viele, dass sich in einigen Vulkanen die „Pforten der Hölle" befänden – so sind sie heute ein mächtiger Wirtschaftsfaktor: Zusammen mit anderen Wundern und Sehenswürdigkeiten locken sie jedes Jahr mehr als 2.000.000 Touristen an.

Auf Island gibt es 32 Vulkansysteme und rund 130 vulkanische Berge. Die meisten der aktiven Vulkane befinden sich allerdings weit entfernt von Städten und Dörfern. Der bekannteste Vulkan auf Island ist der Katla – er gilt auch als einer der gefährlichsten Vulkane der Welt. Nach Höhe gilt der Öræfajökull mit 2.119 Metern als größter Vulkan. Dies ist gleichzeitig auch der höchste Berggipfel Islands.

Eigenes Museum für das Faszinosum Vulkan

Man geht davon aus, dass ein Drittel der Lava, die jemals auf der Erde geflossen ist, aus Island stammt. Insgesamt ist ein Viertel der isländischen Oberfläche mit Vulkanen bedeckt. Dass dem Naturphänomen und Faszinosum daher ein eigenes Museum gewidmet wird, ist nicht verwunderlich.

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Das epische Iceland Volcano Museum von Studio RE+N liegt im Herzen der atemberaubenden Region Mývatn. Der namensgebende See Mývatn liegt nahe der Gemeinde Skútustaðir im Nordosten Islands im Bereich des Krafla-Vulkansystems.

Das Iceland Volcano Museum bietet sowohl Besucherinnen und Besuchern als auch Einheimischen eine einzigartige Möglichkeit, sich mit der Umgebung und der Kultur der Mývatn-Region zu verbinden.

Yuting Zhang, Mitbegründerin und Projektarchitektin von Studio RE+N

Mit seinem innovativen Design und seinen organischen Elementen fügt sich das Iceland Volcano Museum nahtlos in die Landschaft ein. Es biete sowohl Besuchern als auch Einheimischen eine einzigartige Möglichkeit, sich mit der Umgebung und der Kultur zu verbinden, meint Yuting Zhang, Mitbegründerin und Projektarchitektin von Studio RE+N.

Preisgekröntes Iceland Vulcano Museum

Im Vorjahr hat das Iceland Volcano Museum zahlreiche internationale Awards verliehen bekommen. Dazu zählen der London Design Award (Silber in der Kategorie „Museum, Exhibits, Pavilions Architecture Design“) und der A’ Design Award (Silber in der Kategorie Architektur, Gebäude- und Strukturdesign).

Daneben heimste das Projekt noch den ADC Architecture and Design Collection Award (Platin in der Kategorie Architektur-Kulturräume) ein sowie den Architecture Masterprize (AMP) Award, aus dem der Entwurf des chinesischen Architekturbüros als Siegerprojekt in der Kategorie Konzeptarchitektur hervorgegangen ist.

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Inspiriert von den Formen, die Vulkankrater eben aufweisen, erhebt sich das geneigte Dach organisch aus der Erde. Die runde Struktur der beiden Volumina des Museums spiegeln die elliptische Gestalt der nahegelegenen Lavafelder Hverfjall und Dimmuborgir wider. Die beiden elliptischen Formen sind zueinander geneigt.

Drei Rundwege zum Erkunden

Diese Doppelstruktur schafft einen fließenden Raum, der Innen- und Außenbereiche miteinander verbindet. Der Schnittpunkt dieser Schrägen bildet ein terrassenförmiges Veranstaltungsdeck mit Panoramablick. Ein durchgehender Ring von Ausstellungs- und Büroräumen innerhalb des Museums umfasst ein reflektierendes Becken, das für den See und die Kultur der Region Mývatn steht.

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Die Besucher können drei verschiedene Ringwege innerhalb des Museums nehmen. Eine nach unten verlaufende Rampe am Eingang lässt die Menschen symbolisch die Alltagswelt hinter sich lassen. Hier beginnt die innere Galerie, die Gelegenheit zu Kontemplation gibt. Zahlreiche Kunstwerke und Installationen warten hier darauf, entdeckt zu werden.

Transluzide Lamellenstruktur der Fassade

Der zweite Weg, ein begehbares Außendach, dient als Aussichtsplattform. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick auf den Hverfjall, die Dimmuborgir-Lavafelder und das Myvatn-Gebiet – ein erhebendes Panoramaerlebnis.

Der dritte Weg ist ein Rundweg durch den Park im Außenbereich. Er fungiert als Freilichtmuseum, in dem die Besucher großformatige Skulpturen und ortsspezifische Auftragsarbeiten inmitten der dynamischen Landschaft bewundern können.

Die Lamellen der durchlässigen, stabförmig strukturierte Fassade des Iceland Volcano Museum lassen ein Maximum an Sonneneinstrahlung hinein. Sie nehmen auch gleichzeitig Bezug auf die linearen Muster der klassischen isländischen Architektur.

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Die verwendeten Materialien stehen in einem zeitlosen Dialog mit der Landschaft. Das Gesamtgebilde und die Umgebung bilden eine perfekte Kulisse für die in der Mehrzweckhalle ausgestellten Kunstwerke, heißt es bei Studio RE + N.

Über Studio RE + N

Das von den Architekten Yuting Zhang, Pu Zhang und dem Landschaftsarchitekten Shimin Cao mitbegründete Studio RE+N ist ein multidisziplinäres und preisgekröntes Büro mit Niederlassungen in Shanghai, Lishui – eine Stadt im Südwesten der chinesischen Provinz Zhejiang – und New York. Unter Beteiligung der künftigen Nutzer eines Projekts möchte man Räume neu definieren.

Zu den jüngsten Projekten von Studio RE + N gehört „Being Heard“, das beim DesignTO Festival 2024 zu sehen war. Es ist Kanadas größtes jährliches Designfestival, während dem jeweils im Januar mit mehr als 100 kostenlosen Ausstellungen und Veranstaltungen der Rolle des Designs bei der Schaffung einer nachhaltigen, gerechten und fröhlichen Welt gehuldigt wird.

Text: Linda Benkö Fotos: RE + N

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