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Eine Uni probt die Bauwende

Marga Klompé war das erste weibliche Regierungsmitglied der Niederlande und brachte 1963 unter anderem das allgemeine Sozialhilfegesetz auf den Weg. 1982 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universität Tilburg, nun hat man der 1986 verstorbenen Politikerin ein Denkmal gesetzt und das neue Universitätsgebäude nach ihr benannt. Im kürzlich eröffneten Marga Komplé Haus müssen sich die rund 1.000 Studierenden keine Sorgen um ihren CO2-Fußabdruck machen, denn der Neubau ist ressourcenschonend errichtet und im Betrieb (annähernd) klimaneutral.

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So steht es in der Projektbeschreibung des Architekturbüros Powerhouse Company, das seine Pläne für den Bildungsbau detailgetreu umgesetzt hat. Schon allein die Visualisierungen, die in einem früheren Beitrag zum Projekt zu sehen sind, lassen sich von den Fotos, die nach der Fertigstellung gemacht wurden, kaum unterscheiden.

Leichtbausystem aus Holz

Einige Adaptierungen musste man während der Bauphase dennoch vornehmen. Vor allem die akustischen Anforderungen des Gebäudes waren sehr hoch und stellten in Kombination mit der Holz-Leichtkonstruktion eine besondere Herausforderung dar. „Pionierarbeit ist nicht einfach, aber wir haben es tatsächlich geschafft, Design und Konzept zum Leben zu erwecken“, erklärte Architektin Janneke van der Velden gegenüber dem Architekturportal Dezeen.

Pionierarbeit ist nicht einfach, aber wir haben es tatsächlich geschafft, Design und Konzept zum Leben zu erwecken.

Janneke van der Velden, Architektin bei Powerhouse Company

Die angepeilte Kreislauffähigkeit des neuen Unigebäudes spiegelt sich im erneuerbaren Baumaterial wider. Nicht nur die Konstruktion besteht aus Holz, sondern auch sämtliche Wände, Böden, Treppen, Rahmen und Oberflächen.

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Mithilfe eines Leichtbausystems in Form von Holzrippenböden ließen sich große Weiten überspannen, ohne die Raumakustik zu beeinträchtigen. „Holz ist eine sehr wichtige zirkuläre Komponente und schafft eine warme Atmosphäre – es fügt sich gut in den Baumbestand, der das Gebäude umgibt“, so Van der Velden.

Recycelte Jeans als Dämmung

Was die Nachhaltigkeit des Gebäudes betrifft, so haben sich die Architekten am Konzept Trias Energetica orientiert, das ursprünglich an der niederländischen Universität in Delft entwickelt wurde. Dabei ist die oberste Priorität, den Energiebedarf eines Gebäudes durch bauliche Maßnahmen auf ein Minimum zu reduzieren.

Die Baumwolldämmung aus Jeans ist nachhaltig und hat sich als hervorragende Möglichkeit erwiesen, den akustischen Komfort des Gebäudes zu verbessern.

Powerhouse Company, Architekturbüro

Die Energie, die für den Betrieb notwendig ist, soll in einer smarten Nutzung durch erneuerbare Quellen gedeckt werden. Und, falls fossile Energie zum Einsatz kommt, so soll diese effizient genutzt werden. So weit so logisch.

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Die funktionelle Landschaft

So wichtig der Klimaschutz bei Bauprojekten heute ist, so wichtig ist es auch, Maßnahmen zum Schutz vor den negativen Folgen des Klimawandels zu setzen. Richtete man sich bei der Gestaltung von Grünräumen früher nach rein ästhetischen Gesichtspunkten, so verbergen sich heute meist auch regulierende Funktionen hinter den gestalterischen Elementen.

In diesem Sinn entwarfen die mit dem Projekt beauftragten Landschaftsarchitekten von REDD ein Konzept für ein resilientes Ökosystem, in dem das Hochwasserrisiko minimiert ist. Die sanft abfallende Landschaft rückt bis an die Fassade des Marga Komplé Hauses heran. Ein mit Wildblumen bepflanztes Wadi ist nicht nur schön anzusehen, sondern dient auch als Versickerungsfläche im Fall von Starkregen, sodass die Kanalisation nicht überlastet wird.

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Mit dem Holzbau sowie dem energieneutralen, kreislauffähigen Design setzt die Universität Tilburg ein klares Zeichen in Richtung Klima- und Bauwende. Dass das Marga Komplé Haus „Europas erstes Universitätsgebäude aus Holz“ ist, wie es in der Beschreibung der Architekten heißt, ist allerdings nicht ganz richtig. Das Ilse Wallentin Haus der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) ist ein viergeschossiger Holzbau, der bereits 2020 eröffnet wurde.

Text: Gertraud Gerst Fotos: Sebastian van Damme

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