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Theater: Spielen im Ausnahmezustand

Gleich zwei Nestroy-Preise, internationale Koproduktionen, zumeist hymnische Kritiken und ein begeistertes Publikum – das Landestheater Niederösterreich ist auf absolutem Erfolgskurs. Oder war es zumindest, ehe der neuerliche Lockdown abermals den Spielbetrieb zum Erliegen brachte, die Theater wieder geschlossen bleiben müssen.

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Intendantin Marie Rötzer ist dennoch auch zuversichtlich. „Gerade in Zeiten wie diesen erleben wie eine ungeheure Solidarität des Publikums, dem wir wieder großes, spannendes Theater anbieten wollen.“

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Viel Schönes

Und ja: „Es ist ein Spielen und ein Planen im Ausnahmezustand. Wir wissen leider nicht, wann wir wieder aufsperren dürfen. Da sollte uns die Regierung trotz der Corona-Pandemie eine Perspektive, einen Zeithorizont geben. Eine Planungssicherheit wäre für uns und unser Publikum das Allerwichtigste. Denn wir haben sehr viel Schönes im Angebot“, so Marie Rötzer zum KURIER.

Da wäre etwa Friedrich Schillers Klassiker „Kabale und Liebe“ in der Inszenierung von Alexander Charim. Die Proben laufen – dank aller Coronatests – auf Hochtouren. „Wir bereiten dafür auch einen digitalen Probenbesuch vor“, betont Marie Rötzer und meint: „Ziel aber ist es, diese Produktion dem Publikum auch live zu zeigen. Egal, wie viele Besucher dann erlaubt sein werden, wir werden spielen.“

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Gleiches gilt auch für Produktionen, die bereits gezeigt werden konnten. Molières „Schule der Frauen“ in der Regie von Ruth Brauer-Kvam war ein Sensationserfolg und ist zu Silvester via Live-Stream zu erleben. „Ja, die digitalen Medien helfen uns sehr“, sagt Marie Rötzer, Aber: „Sie können niemals das gemeinsame Live-Erlebnis ersetzen. Dennoch wollen ein Zeichen setzen.“

Ein Zeichen, das durchaus in Form von sogenannten Adventlesungen stattfinden kann. Bereits morgen, Samstag (19. 12.), findet die Nächste via Stream statt. Zwei Mal kann man danach noch die Ensemblemitglieder Michael Scherff und Emilia Rupperti bei ihrer literarischen Reise durch den Advent via Stream verfolgen.

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Theaterfilm

Unter wirkommenwieder und www.landestheater.net ist all dies abrufbar, einen Stadtspaziergang zum jüdischen Leben in St. Pölten inklusive. Und Tim Breyvogels eindringliche Soloperformance von Simon Stephens’ Drama „Steilwand“ wird zum Theaterfilm. „Hoch literarisch und welthaltig sollte die Jubiläumssaison werden, aber die Corona-Krise stellt die Gesellschaft uns auch unser Theater vor große Herausfoderungen“, so Marie Rötzer, künstlerische Leiterin des Landestheaters, das heuer seinen 200. Geburtstag feiert. „Dass wir wieder live spielen wollen, ist klar.“

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Live – das hieße im konkreten Fall: „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ nach Thomas Mann wären wieder zu sehen. Und „Christoph Kolumbus“ von Mirolsav Krleža könnte wieder auf Reisen gehen – man hat ja diverse Koproduktionen u. a. mit Gent, Bozen und Brünn. Aber auch „Das kleine Gespenst“ oder Mira Lobes „Das Städtchen Drumherum“ könnten dann nicht nur alle Kinderherzen höherschlagen lassen. „Wir sind ein Theater für alle Altersklassen“, sagt Marie Rötzer. „Wir wollen spielen!“

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Viel Hochkarätiges

Etwa Johann Nestroys Posse „Der Talisman“ in der Regie von Alexander Pschill und Kaja Dymnicki, die am 20. März 2021 Premiere feiern soll. Oder William Shakespeares „Othello“ in der Regie des jungen Briten Rikki Henry, der für seine grandiose „Hamlet“-Adaption am Landestheater Niederösterreich mit einem Nestroy prämiert wurde. Dazu kommen hochkarätige Gastspiele.

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Und das Beste ist: Man kann jetzt schon für alle Produktionen Karten kaufen. Bezahlt wird aber erst, wenn die Aufführung auch stattfinden kann. Marie Rötzer: „Immerhin ein bisschen Planungssicherheit.“

Einst war das heutige Landestheater Niederösterreich ein Militärgefängnis, im Herbst 1820 aber wurde das Haus als erstes festes Theater in St. Pölten eröffnet. Baumeister war Josef Schwerdtfeger. In den 60-er Jahren wurde das Theater umgebaut. Seit 2005/’06 ist der Titel Landestheater Niederösterreich offiziell.

Die Intendantin
Marie Rötzer wurde in Mistelbach geboren, studierte in Wien Theaterwissenschaft und Germanistik, bewies sich in Berlin, Graz, Mainz und Hamburg in diversen Funktionen  und ist seit 2016 Intendantin. Ihr Vertrag läuft vorerst bis zur Saison 2022/’23.
 
www.landestheater.net

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