Tanz und Musik im Festspielhaus St. Pölten: Von Hubert von Goisern bis Akram Khan
Mutige Schritte in neue Welten
Seit der Eröffnung vor 25 Jahren hat sich das Festspielhaus St. Pölten als ein wahres Mekka des zeitgenössischen Tanzes etabliert. Weltpremieren, Premieren im deutschsprachigen Raum oder auch große Österreich-Premieren: Im Festspielhaus wird der Begriff „Premiere“ ganz groß geschrieben, dazu ernstgenommen und vor allem gelebt. Denn jeder Tanzabend ist ein Ereignis, ein einzigartiges Erlebnis, das die besten und innovativsten internationalen Choreografinnen und Chorografen nach St. Pölten führt. Das Spektrum der künstlerischen, performativen Ausdrucksformen ist von unglaublicher Vielfalt geprägt.
Das zeigt sich etwa am 28. Jänner bei José Montalvo, der mit seiner neuen Arbeit „Gloria“ zu Gast ist. Gloria ist Choreografin, Hexe, Fee, barocke wie skurrile Künstlerin, die ohne Tanz nicht leben kann. „Ich liebe Gloria für ihre Fröhlichkeit, ihren Sinn für Feste, ihren Geschmack für das Leben, den sie durch ihre Lieder und Tänze ausdrückt“, beschreibt José Montalvo die Protagonistin seiner neuesten Arbeit.
Zuletzt 2018 mit seiner umjubelten Kreation „Carmen(s)“ zu Gast, zeigt der viel beachtete französische Choreograf im Festspielhaus nun den zweiten Teil seines Diptychons. Bekannt für seine innovative Fusion verschiedener Kunstformen und Tanzstile von Hip Hop bis Flamenco, lockt Montalvo das Publikum in ein fantastisches Universum des Tanzes, das in schwierigen Zeiten zum Träumen einlädt. Denn wo ökologisches Chaos, Gewalt und Gier herrschen, bietet Tanz eine kleine Insel der Zuflucht, des Widerstands, einen Ort der Erfindungen und der Liebe, einen irdischen Garten Eden.
Am 25. März folgt die Meisterchoreografin Eun-Me Ahn mit ihrer Company und dem Werk „Dragons“, das um das Millennium 2000 und somit um das „Jahr des Drachens“ kreist. Wir schreiben das Jahr 2000, also den Beginn eines neuen Millenniums, und des „Year of the Dragon“. Heute sind die im chinesischen Zeichen des Drachen Geborenen erwachsen geworden. Und doch liegt ihre Zukunft noch vor ihnen.
In ihrer neuen Kreation richtet die südkoreanische Choreografin Eun-Me Ahn ihren Blick auf die Millennials der asiatischen Tanzszene, die in einer globalisierten Welt heranwuchsen und zugleich ein jahrtausendealtes Erbe bewahren. Im Spannungsfeld zwischen Avantgarde und Tradition verhaftet, bringt die Künstlerin fünf Nachwuchstänzerinnen aus unterschiedlichen Ländern Asiens via Video mit ihrer Compagnie auf der Bühne zusammen. Was erzählen uns die Körper der Generation Z? Wie spiegeln sie persönliche Geschichten, Lebensstil und gesellschaftlichen Einfluss wider? Ein außergewöhnliches Porträt.
Am 22. April ist der Schweizer Künstler James Thierrée mit „ROOM“ zum ersten Mal im Festspielhaus zu erleben. In seiner neuesten Kreation schafft Thierrée ein ganzes Universum aus Musik, Tanz und Theater und schlägt ein neues Kapitel seines kreativen Schaffens auf. Mit Tänzerinnen und Tänzern, Musikerinnen und Musikern lotet er das Verhältnis zwischen Bühne und Auditorium und die Wechselwirkung von Körpern und Instrumenten aus. Seine bildgewaltige Arbeit ist ein magischer Aufruf zum Spielen und Erkunden.
Und am 7. und 8. Mai zeigt Akram Khan mit seiner Company „Jungle Book reimagined“ als Premiere im deutschsprachigen Raum. In seiner neuesten Kreation reimaginiert Khan Rudyard Kiplings Klassiker aus einer heutigen Perspektive. Mit seiner auch um den Klimawandel kreisenden Deutung will Khan Groß und Klein in eine fabelhafte Welt aus Tanz, Musik und Theater entführen.
Mitreißende Weltreisen
Auch das musikalische Programm im Festspielhaus St. Pölten ist reich an Angeboten für Neuentdeckungen und ein Wiedersehen mit beliebten Stars – etwa Hubert von Goisern. Der österreichische Liedermacher und Weltmusiker kommt am 2. und 3. April für zwei Konzerte ins Festspielhaus und präsentiert seine Hits sowie Songs seines aktuellen Albums „Zeiten & Zeichen“.
Auch auf diesem vielfältigen Album, das sich zwischen karibischen Sounds und Polka, Wienerlied, Elektronik und Rap bewegt, geht es unter anderem um den Umweltschutz: „Ich glaube, mit der Reiseart, dass man in einer Woche durch fünf Länder rast, oder für ein Wochenende nach Barcelona fliegt, muss jetzt Schluss sein“, sagt der Musiker zum KURIER. „Aber man muss sicher nicht ganz auf das Fliegen verzichten. Man kann auch nur einmal statt fünfmal im Jahr fliegen und länger dortbleiben. Dann kann man es sich auch leisten, wenn es fünfmal so teuer ist.“
Das Gute ist: Das Festspielhaus ist von Linz und von Wien so unkompliziert wie schnell mit der Bahn zu erreichen, nicht zuletzt auch dank Klimaticket ist die Anreise zu den Konzerten unaufwendig wie nie zuvor. Und von St. Pölten lässt es sich gut in die ganze Welt weiterreisen. Denn das Musikprogramm bietet zahlreiche spannende Konzerte.
Über 800 Konzerte in der ganzen Welt hat die ivorische Sängerin, Tänzerin und Perkussionistin Dobet Gnahoré bereits gegeben. Am 3. Februar kommt die Grammy-Preisträgerin ins Festspielhaus: In ihrer Musik vermengen sich elektronische Elemente mit westafrikanischen Mandingo-Melodien, ivorischen Ziglibiti-Gitarrenläufen, kongolesischen Rumba-Rhythmen und kamerunischem Bikutsi-Pop zu einer mitreißenden Mischung.
Und magisch wird es dann am 29. April: Das Hamburger Klassik-Quartett Salut Salon bringt seine neue Bühnenshow „Magie der Träume“ nach St. Pölten. Seit bald zwei Jahrzehnten begeistern die Musikerinnen mit Charma und Humor, mit Klassik-Hits von Bach bis Prokoview, Chansons, Instrumental-Akrobatik und poetischem Puppenspiel. Nun steht der Zauber, der von Träumen ausgeht, im Zentrum.
Am 3. Juni folgen Amadou & Mariam. Das „blinde Paar aus Mali“ erschuf mit seiner Mischung aus Electro Pop, Art Rock und Hip Hop, malischen Melodien, Streichern und Bläsern den „Afroblues“, tourte mit U2 und Coldplay, war für den Grammy nominiert und nahm den Song zur Fußball-WM 2006 mit Herbert Grönemeyer auf.