So bauen die Ziviltechnikerinnen des Jahres
Von Maike Karr
Leben, Arbeiten, Wohnen: was immer wir tun, wir sind umgeben von gebauter Umwelt, die entworfen, geplant und geprüft wurde – größtenteils von Männern. Unter den Ziviltechniker:innen ist man sich jedoch einig, dass mehr weibliche Perspektiven in der Planung der Baukultur zugutekommen würden.
Ziviltechniker gibt es bereits seit 1860, Ziviltechnikerinnen aber erst seit den 1930er Jahren. Bis heute hat sich der Frauenanteil des Berufsstandes lediglich auf rund 15 Prozent erhöht, wobei die Architektur weiblicher ist als das Ingenieurwesen. Um dies zu ändern und die weibliche Perspektive („HER VIEW“) in der Planer:innen-Branche vor den Vorhang zu holen, wurden heuer erneut die stärksten Leistungen von Frauen mit dem anotHERVIEWture AWARD 2024 gewürdigt. Geehrt wurden dabei nicht nur einzelne Projekte, sondern das jeweils eingereichte Gesamtwerk.
Das sind die Preisträgerinnen in den vier Kategorien:
Architektin des Jahres: Susanne Veit-Aschenbrenner
Die Jury hob die Vielfalt und Stärke von Veit-Aschenbrenners Arbeiten hervor, die neben dem Projekt „Umnutzung der ehemaligen Geriatrie am Wienerwald zur Parkstadt Hietzing“ auch den Neubau der Neuapostolischen Kirche Wien Penzing und die Oberösterreichische Landesausstellung 2018 einreichte.
Aufstrebende Architektin des Jahres: Eva Maria Hierzer
Hierzers Arbeiten beschäftigen sich intensiv mit dem Verhältnis von Ort und Größe. Neben dem „Irish national Seed Vault“ reichte sie auch die Erweiterung des LKH Graz II Süd und die Erweiterung des FH Joanneum Kapfenberg ein.
Preis für außerordentliche Leistungen im Zivilingenieurwesen: Johanna Arnold
Arnolds “Technology Park“ ist ein multifunktionales Bürogebäude in Bad Aibling und besteht aus vorgefertigten Holzmodulen, welche nicht fix miteinander verbunden werden. Das spart Zeit und Kosten und erhöht die Kreislauffähigkeit der Gebäudebestandteile.
Internationale Architektin des Jahres: Miyuki Inoue
Neben der Renovierung der Kirche Geissberg reichte Inoue auch die Erweiterung der Grundschule Marzili und ein Wohnhaus ein. Die detailreichen Arbeiten der schweizer Architektin schaffen beruhigende Räume und vermeiden Reizüberflutung.
Eine lobende Erwähnung sprach die Jury der italienischen Architektin Francesca Perani aus, die u.a. mit dem Projekt REBELARCHITETTE weltweit Frauen in der Architektur hervorhebt. Insbesondere durch ihren Aktivismus leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Schließung der Geschlechterkluft in der Architektur.
Einen besonderen Stellenwert verlieh der Preisverleihung der Auftritt von Doris Schmidauer, die den Preis mit ihrem Ehrenschutz unterstützt. „Der Award ist aber nicht nur eine Plattform zur Anerkennung dieser Leistungen, sondern auch ein Aufruf zur Zukunftsgestaltung“, so Schmidauer. Ziel des 2022 zum ersten Mal ausgelobten Preises ist es auch, Vorbilder für den weiblichen Nachwuchs zu schaffen.
Weitere Informationen zu den Preisträgerinnen und ihren Projekten sind auf der anotHERVIEWture-Website einsehbar.