Keine Einbahnstraße: So vielfältig sind die Karrieremöglichkeiten mit einer Lehre
„Die Lehre ist nur etwas für Schulabbrecher:innen“, „Es ist nur eine Lehre“ oder „Mit einer Lehre hat man keine Aufstiegsmöglichkeiten“ – diese und andere Vorurteile tragen dazu bei, dass die Lehrausbildung in der Gesellschaft nicht den Stellenwert genießt, der ihr eigentlich zusteht. Denn die Lehre ist in Österreich ein seit vielen Jahrzehnten etabliertes Erfolgsmodell und die Fachkräfte stellen ein wichtiges Rückgrat der österreichischen Wirtschaft dar.
In einer Gesprächsrunde mit dem KURIER haben WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker, Elektrotechnikerin Laila Gruber, Drucktechniker Matthias Heimerl, Brau- und Getränketechnikerin Nina Hermanek und Landmaschinentechniker Manuel Fahrnecker diskutiert, wie vielfältig die Karrieremöglichkeiten mit der Lehre sind und warum sie sich für eine Lehrausbildung entschieden haben. Denn so viel ist sicher: Eine Lehre ist keine Einbahnstraße. Vielfältige Ausbildungsformen wie die Lehre mit Matura oder Lehre und Studium bieten den Lehrlingen die Möglichkeit, sich ständig weiterzuentwickeln. Wie das konkret aussehen kann, haben Brau- und Getränketechnikerin Nina Hermanek und Drucktechniker Matthias Heimerl erzählt.
Besser spät als nie: Lehre mit Mitte 30
Was früher normal war, ist heute oft die Ausnahme: einen Berufsweg einzuschlagen und diesen Job für den Rest des Lebens auszuüben. Aus dem Wunsch nach Abwechslung oder aus der Not heraus entscheiden sich immer wieder Menschen dafür, ihre bisherige berufliche Laufbahn hinter sich zu lassen und in einer neuen Branche komplett neu zu starten. So war es auch bei Mathias Heimerl, der sich nach 15 Jahren körperlicher Arbeit noch einmal völlig neu orientiert hat. Seinen Beruf als Drucktechniker, den er heute ausübt, hatte er ursprünglich nicht unbedingt auf dem Schirm. Warum er sich trotzdem für eine Lehre in der Drucktechnik und Buchbinderei entschieden hat, was ihn an diesem Beruf fasziniert und wie es ihm als „Papa“ in der Berufsschule erging, können Sie hier nachlesen.
Drucktechnik stand nicht auf meiner Prioritätenliste.
(Verkürzte) Lehre nach der Matura
Nach der Matura folgt das Studium? Nicht immer, und das ist auch gut so, wie Nina Hermanek zeigt. Sie entdeckte ihre Leidenschaft für Getränketechnik erst später, nachdem sie schon ein paar Jahre als Sozialpädagogin gearbeitet hatte. Trotzdem führte ihr Weg Sie dann nicht zu einem Studium, sondern einer klassischen Lehrausbildung. Neben einer Verkürzung der Lehrzeit ergaben sich für die Getränketechnikerin noch einige weitere Vorteile durch ihre Matura und ihre Berufserfahrung. Lesen Sie hier, welche das waren und wie die verkürzte Lehre für Nina Hermanek funktionierte.
Am Ende ist es unerheblich, ob man sich für eine Lehre oder für ein Studium entscheidet. Am wichtigsten ist, dass der Beruf Freude bereitet. Die WKNÖ unterstützt gemeinsam mit dem Land Niederösterreich junge Menschen und Quereinsteiger:innen bei der Berufsfindung, etwa mit Programmen wie dem Talente Check oder der App „BO to Go“. So können Kompetenzen und Potenziale ermittelt und Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Und dabei sollte auch „nur“ eine Lehre in Betracht gezogen werden - denn diese kann den Weg für eine große Karriere ebnen.