Kunst, nackte Haut & eine vibrierende Tanzfläche: 40. ImPulsTanz Festival startet in Wien
Von Tamara Gaider
Das internationale Tanzfestival ImPulsTanz hat auch 2023 wieder einiges Atemberaubendes, Spannendes und auch Kurioses zu bieten: Mit 68 Produktionen von 56 Künstler:innen ist die Vielseitigkeit so groß wie noch nie. Darunter befinden sich 10 Uraufführungen, 39 österreichische Erstaufführungen und 8 ImPulsTanz Classics. Aber auch Film- und Musikvideoprogramme, Buchpräsentationen, Ausstellungen und Workshops laden ein, sich an Musik und Kunst zu erfreuen. Wir haben die Highlights des Programms schon vorab zusammengefasst.
Tickets für alle Veranstaltungen finden Sie unter www.impulstanz.com
Festivaleröffnung im MuseumsQuartier: Eintritt frei!
Eröffnet wird das Jubiläumsfestival mit keiner geringeren als der international tätigen Performerin Doris Uhlrich, open air und bei freiem Eintritt im MuseumsQuartier. Die Österreicherin feiert auch ein ganz persönliches Jubiläum mit dem Gruppenstück more than naked – 10th anniversary, bei dem die Körper der Tänzer:innen ganz ohne den Schutz von Kleidungsstücken auskommen. Damit macht die Künstlerin Schluss mit der Anbetung von Sixpacks und Thigh-Gaps. Stattdessen wird das Fleisch, wie es gewachsen ist, zur Freude. Esben Weile Kjær macht zudem den Start der [8:tension] Young Choreographers’ Series mit BURN! - ein kontrolliertes Chaos von Tanz und Kunst.
Das sind die All-Star Highlights beim ImPulsTanz Festival 2023
Tanzen bedeutet für Cie. Marie Chouinard den vollen Einsatz aller emotionalen und geistigen Bewegungen sowie der gesamten Körpermaterie und ihrer Dynamik. Das zeigt die Künstlerin auch wieder in ihrem neuesten Werk « M » im Volkstheater. Einen Ruf nach dem Ende der Gewalt gegen Frauen zeigt Mathilde Monnier, eine von Frankreichs prägendsten Choreografinnen, mit BLACK LIGHTS. Eine geheimnisvoll unheimliche Atmosphäre empfängt das Publikum hingegen bei L’Étang (Der Teich): eine Bearbeitung von Der Teich, einem Dramolett des Schweizer Schriftstellers Robert Walser über einen jungen Mann, der sein quälendes Familienleben nicht mehr aushält. Er täuscht seinen Suizid vor, um zu sehen, ob dann jemand um ihn trauert. Bei Gisèle Vienne wird der Protagonist allerdings zur Frau, die an der Kälte ihrer Mutter und der Bosheit ihrer Schwester zerbricht.
- Alleyne Dance: Far From Home
- Nadia Beugré: Quartiers Libres
- Ayelen Parolin mit SIMPLE
- Lenio Kaklea: Agrimi (Fauve)
Meg Stuart und Trajal Harrell reisen mit einem Triple nach Wien
Mit dabei ist auch Meg Stuarts Classic BLESSED, das im Sonnenschein beginnt und im hallenden Regen versinkt. Dieselbe nimmt Sie in All the Way Around mit auf eine Reise durch den Gedächtnispalast ihres Körpers. Und mit Mark Tompkins teilt sie in ONE SHOT ihre Leidenschaft für Real Time Composition. Trajal Harrell ist auch mit zwei ImPulsTanz Classics zurück: Maggie The Cat und The Köln Concert. Seine aktuellste Arbeit, Monkey off My Back or the Cat’s Meow, reist mit 17-köpfigem Cast vom Schauspielhaus Zürich in das MuseumsQuartier in Wien.
- Anne Teresa De Keersmaeker / Rosas: Fase, Four Movements to the Music of Steve Reich
- Clara Furey: Dog Rising
- Christine Gaigg / 2nd nature: DeSacre!
Zahlreiche Artists kommen mit einem Performance-Doppelpack
Im Doppelpack ist alles besser! Vor allem, wenn es um Performances geht: Den Auftakt gibt Postmodern-Ikone Lucina Childs gemeinsam mit Robert Wilson mit RELATIVE CALM music by Jon Gibson, Igor Stravinsky, John Adams im Volkstheater und tanzt kurz darauf im Akademietheater in distant figure. Mit gleich zwei Stücken ist auch die Neeedcompany im Programm und arbeitet sich an Shakespears Komödien (Billy’s Joy) und Tragödien (Billy’s Violence) ab. Ebenfalls im Doppelpack ist der argentinische Shootingstar Marina Otero erstmals in Österreich zu Gast und fordert: LOVE ME im Schauspielhaus und FUCK ME im Akademietheater.
- Benjamin Abel Meirhaeghe mit Madrigals und Spectacles
- Ivo Dimchev: Begeraz Top 40 und The Selfie Concert
Performances von Newcomer:innen der Choreografie
2023 werden insgesamt neun Produktionen im Rahmen der [8:tension] Young Choreographers’ Series präsentiert. Auf Esben Weile Kjær folgen u.a. die jungen Choreograf:innen Chara Kotsali mit To Be Possessed, Sebastiano Sing mit MATHIEU, Harald Beharie mit Batty Bwoy sowie James Batchelor mit Shortcuts to Familiar Places. Sie vermitteln ein komplexes und sinnliches Portrait unserer digital geprägten Zeit. Unter allen Newcomer:innen wird der mit 5.000 Euro und einer Artistic Residency dotierte ImPulsTanz - Young Choreographers’ Award verliehen.
- Marga Alfeirão with Mariana Benenge, Myriam Lucas, Shaka Lion: LOUNGE
- Anna Biczók: DELICATE
- Anne Lise Le Gac, Loto Retina / OKAY CONFIANCE La Caresse du Coma ft. YOLO
- Olivia Axel Scheucher / Nick Romeo Reimann: FUGUE FOUR : RESPONSE
Filmisches Begleitprogramm zu Tanz und Choreografie
Im Österreichischen Filmmuseum erwartet Sie neben zwei brandneuen Musikvideoprogrammen Into The Groove und 2 Die 4 von und mit hochkarätigen Künstler:innen auch ein Blick hinter die Spiegel, etwa von Maguy Marins Produktion Umwelt. Alain Platel und Mirjam Devriendt suchen nach Antworten auf die Frage Why We Fight? und Derek Howard bietet gemeinsam mit Emma W. Howes und Justin F. Kennedy Einblicke in Cannibalizing the Conductor.
In 1001 Nights Apart beweist Sarvnaz Alambeigi, dass Tanz im Iran auch noch trotz des Verbots stattfindet. Michael Laub hingegen zeigt mit The Post Confinement Travelogue die intensive Liebe zu den Menschen.
Ausstellungen, Buchpräsentationen und mehr
Neben grandiosen Performances und Shows gibt es mit Monochrome auch eine Filmvorführung inklusive Artist Talk. Mit einem mumok-Performance-Ticket des jeweiligen Abends ist der Eintritt sogar frei! Ebenso spannend: Die Ausstellung Unveröffentlicht macht erstmals Entwürfe und künstlerische Arbeiten sichtbar, die im Laufe der Entwicklung für das heurige ImPulsTanz Festival entstanden sind, bisher aber ungenutzt blieben. Es werden Fotos von Anna Breit und Illustrationen von Luca Schenardi präsentiert, die heuer exklusiv für ImPulsTanz produziert wurden. Die besondere Ausstellung Files of Routine Action. Documentary. widmet sich dem Verhältnis von Tanz und Krieg mit Aufnahmen aus der Ukraine. Inna Falkova begleitet das Projekt mit einer interaktiven Research-Performance, Alfa of death. Auch hier dürfen Sie sich über den freien Eintritt freuen.
Sie möchten noch mehr über ImPulsTanz erfahren oder sich gleich Tickets sichern? Hier werden Sie fündig: www.impulstanz.com/performances