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Kunst bereichert unser Leben, spendet Trost und gibt Hoffnung

Michael Miskarik: Kunst und Kultur sind wichtige LEBENSWERTE für unsere Gesellschaft. Sie spiegeln gesellschaftspolitische Debatten wider, bieten Reibungsflächen zur Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und weisen über das alltägliche Geschehen hinaus. Kunst und Kultur sind damit ein sichtbarer Ausdruck des menschlichen Daseins und dennoch leiden gerade diese Bereiche in Krisenzeiten besonders. Woran liegt das?

Angela Fischer: In Krisenzeiten dominieren Gefühle der Ohnmacht und Ratlosigkeit und man beschränkt sich auf das Notwendigste. Ein Zustand, der uns nicht vorausschauend agieren lässt, da der Ausgang ungewiss ist. Diese Unsicherheit spiegelt sich auch im Investmentverhalten wider.  Anleger bevorzugen unmittelbar ertragreiche Projekte. Die Risikobereitschaft sinkt und der Fokus verlagert sich stärker auf kurzfristig orientierte Veranlagungen beziehungsweise in Richtung gewinnbringender Lösungen. Dabei geraten nicht nur Kunst und Kultur schnell ins Abseits, sondern generell die Beschäftigung mit dem Schönen und Interessanten – also alles, was unser Leben an sich LEBENSWERT macht. Das hat zwangsläufig gesellschaftspolitische Auswirkungen: Kunst und Kultur sind nicht für alle Menschen zugänglich oder spielen in der individuellen Lebensführung einfach keine Rolle. Auch dieses Defizit wird in Krisenzeiten deutlich sichtbar.

Was sind derzeit die größten Herausforderungen, mit denen Kulturschaffende konfrontiert sind? 

Es ist ein gemeinsamer Kraftakt, den Kunst- und Kulturbetrieb unter Einhaltung aller Covid-Vorsichtsmaßnahmen aufrecht zu erhalten. Für selbstständige Kulturschaffende bedeutet das auch, den Lebensunterhalt trotz finanzieller Einbußen zu sichern. Viele Unternehmen standen selbst vor Herausforderungen. Natürlich fehlt dann auch das Budget, um in Kunst und Kultur zu investieren bzw. heimische Künstlerinnen und Künstler zu fördern. Das bedeutet: Für die Umsetzung größerer Kooperationsprojekte fehlten die finanziellen Mittel. Damit waren nicht nur Kulturmanager in ihrer Handlungskraft eingeschränkt, sondern auch alle anderen Beteiligten.

Wie haben Sie persönlich die Corona-Einschränkungen der letzten Monate erlebt?

Ich persönlich habe versucht, das Beste aus der Situation zu machen: Selbst einmal in die Stille zu gehen, über den eigenen Lebensentwurf nachzudenken und danach zu fragen, wie ich mit den verbleibenden Zeitressourcen umgehen möchte. Im Tun und Handeln vergisst man leicht, worauf es im Leben wirklich ankommt.  Mir persönlich wurde immer mehr bewusst, was Lebensqualität für mich bedeutet. Manchmal tut es gut, gewisse Lebensbereiche auf ihre Aktualität zu prüfen. Ich habe mich vermehrt der Literatur zugewandt. Mit dieser neu gewonnen Gelassenheit konnte ich die erzwungene Auszeit auch als Chance sehen.

Was hat Ihnen in dieser Zeit Mut gemacht? Gab es besonders LEBENSWERTE Momente?

Ich habe in meinem näheren Umfeld gemerkt, wie froh und dankbar alle waren, dass wir uns als Gemeinschaft gegenseitig Halt geben konnten. In dieser Zeit sind aus zufälligen Begegnungen echte Freundschaften entstanden und wir haben gelernt, dass nichts als selbstverständlich betrachtet werden darf. Mut gemacht haben mir meine Kunstsammler, die mich größtenteils von Anfang an begleitet haben, worüber ich sehr dankbar und glücklich bin. Ein schönes Gespräch ermutigte mich zum Glauben an den nie versiegenden Einfallsreichtum des menschlichen Geistes. Und schließlich versuche ich ganz konkret, die Zuversicht am Leben zu halten. Auch kleine Gesten im Alltag zeugen von Wertschätzung und Respekt. Generell sind für mich schöne Momente und angenehme Atmosphären wichtige Bestandteile, um das Leben als LEBENSWERT genießen zu können.

Hat Sie die Pandemie auch künstlerisch beeinflusst?

Ja sehr sogar. Die Sehnsucht nach einer heilen Welt, in der man friedfertig miteinander umgeht, ist gewachsen. Mir persönlich gibt es immer viel Kraft, mich mit positiven Inhalten und guten, lehrreichen Gedanken zu beschäftigen. Dabei entwickelt man ein Weltbild, das es real so nicht gibt, es bleibt vielmehr ein Ideal. Gerade in stressigen Zeiten braucht man Räume, in denen man von der Wirklichkeit pausieren kann. Das versuche ich auch gerade bei meiner aktuellen Installation LOVE umzusetzen. Ich mag die Vorstellung, dass das Visuelle meiner Objekte bestimmte Emotionen hervorruft und die Haptik der Oberflächen ein sinnliches Erlebnis ermöglicht. Wenn die Arbeiten dann auch noch inhaltlich gut aufgebaut sind, vermitteln sie eben auch diese Stärke und Wirkung auf den Betrachter. Daher muss alles stets ausgelotet werden, wobei ich mich gerne gewisser Irritationen bediene, und der geglaubte Ersteindruck dann doch wieder anders ausfällt.  Abseits dieser Wahrnehmungs-Phänomenologien setzte ich mich mit Feminismus und Gleichbehandlungsfragen auseinander. Es wird wohl noch dauern, bis auch im Kunstbetrieb gleichberechtigt agiert wird. Ich bemühe mich daher sehr, ein Umfeld zu schaffen, in dem man Frauen wachsen lässt und sie unterstützt. Mir ist es ein Anliegen, dass Künstlerinnen sichtbar und geschätzt werden, die selbstbestimmt ihren eigenen Weg gehen. Ich wünsche mir mehr selbstbewusste Frauen, die durch ihr Vorbild wirken und nicht durch ihre Machtposition. Gabriele Lenikus und Monika Rintersbacher gehören zu diesen Vorreiterrinnen, die andere Frauen unterstützen und wachsen lassen.

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