"Aktives Management gewinnt an Bedeutung"
2024 war für die Fondsbranche ein Jahr voller Herausforderungen und Chancen. Trotz anhaltender Unsicherheiten auf den Märkten konnten nachhaltige Anlagestrategien und die Nachfrage nach Vermögensverwaltungslösungen deutliche Akzente setzen. Heinz Bednar, Geschäftsführer der Erste Asset Management und Präsident des VÖIG, gibt einen Einblick in aktuelle Entwicklungen und Ausblicke für 2025.
Wie würden Sie das Jahr 2024 für die Erste Asset Management zusammenfassen?
Heinz Bednar: Die Nachfrage nach Investmentfonds und Vermögensverwaltungslösungen bleibt erfreulich hoch, obwohl das wirtschaftliche Umfeld herausfordernd ist. Die Inflation ist zwar leicht gesunken, bleibt aber hartnäckig, und die Konjunktur in Europa, besonders in Österreich, ist weiterhin schwach. Zusätzlich belasten der Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten das Markt-Sentiment.
Welche Entwicklungen haben Sie im Jahr 2024 besonders überrascht?
Das Fondsvolumen der österreichischen Fondsgesellschaften stieg bis Ende September 2024 um 7,8 Prozent auf 217,7 Milliarden Euro. Besonders erfreulich war, dass die Erste AM mit einem Zuwachs von 9,9 Prozent und einem Marktanteil von 20,7 Prozent klar als Marktführer hervorging. Zudem stieg die Nachfrage nach gemanagten Vermögensverwaltungslösungen, vor allem bei Anleihenfonds, und ESG-Investments gewannen weiter an Bedeutung.
Wie hat sich dieser Trend auf die österreichischen Fonds insgesamt ausgewirkt?
Das österreichische Fondsvolumen der nachhaltigen Investmentfonds erhöhte sich seit Jahresbeginn um 13 Prozent auf rund 112 Milliarden Euro. Vor allem Aktienfonds profitierten von diesem Trend. Der Klimawandel und die Notwendigkeit, die europäische Wirtschaft auf nachhaltige Energieträger umzustellen, sind unumstritten. Die Verbindung von finanzieller Unterstützung der Dekarbonisierung und dem Gewinnpotenzial durch Kapitalmarkt-Investitionen hat das Anlegerverhalten verändert. Dabei geht es nicht nur um Umweltaspekte, sondern auch um soziale Themen wie Lieferketten, Arbeitsbedingungen und faire Löhne.
Welche Herausforderungen gab es 2024 bei der Integration von ESG-Kriterien in Investmententscheidungen, und wie wurden sie gemeistert?
Bereits seit 2001 sammeln wir Erfahrungen im Bereich nachhaltiger Geldanlage. Mit unserer umfangreichen ESG-Datenbank und dem ESGenius-Score-Modell können wir die Nachhaltigkeit von Unternehmen und Staaten umfassend bewerten. Dabei fließen ethische und ESG-relevante Risikofaktoren in die Beurteilung der einzelnen Investments ein. Dies erleichterte uns die Umsetzung der EU-Offenlegungsverordnung und haben unsere Fonds in Impact-Fonds, Responsible-Fonds und Integrations-Fonds kategorisiert.
Welche Trends erwarten Sie für das Jahr 2025?
Nächstes Jahr wird die Fondsbranche vor allem durch die verstärkte Integration von ESG-Kriterien, den zunehmenden Einsatz von KI und Automatisierung sowie eine stärkere Personalisierung von Anlagestrategien geprägt sein. Nachhaltigkeit bleibt dabei ein zentrales Thema. Wir haben kürzlich den Erwerb von 100 Prozent der Anteile an der Impact Asset Management abgeschlossen, um unsere Marktposition im Bereich ESG weiter zu stärken.
Welche Risiken sehen Sie für das kommende Jahr, und wie wird die Branche darauf reagieren?
2025 bringt eine Mischung aus makroökonomischen, geopolitischen und technologischen Risiken mit sich, die die Märkte volatil machen könnten. In diesem Umfeld wird aktives Management immer wichtiger, da es flexibel auf Marktveränderungen reagieren, Risiken gezielt steuern und Chancen besser nutzen kann als passive Anlagestrategien.