Gemeinsam mehr erreichen
Wenn in einer Bank von Sparen die Rede ist, geht es zumeist um Zinsen. Bei der Kommunalkredit spricht man jedoch von Einsparungen bei -Emissionen. Denn die Spezialbank investiert bewusst in grüne Infrastrukturprojekte – in ganz Europa. Kommunalkredit-CEO Sebastian Firlinger: „Wir wollen die Energiewende beschleunigen und Dekarbonisierung vorantreiben. Als Spezialist für nachhaltige Infrastruktur können wir uns sehr fokussiert und engagiert mit Technologien auseinandersetzen, an die wir glauben und in die wir in weiterer Folge auch investieren.“
ABLÖSE VON KOHLE. So beteiligte man sich 2024 unter anderem an der Finanzierung des Baus des weltweit ersten Stahlwerks, in dem grüner Stahl auf Basis von grünem Wasserstoff und Strom produziert werden wird. Durch die Ablöse von Kohle kann das Werk im schwedischen Boden künftig knapp 95 Prozent an -Emissionen im Vergleich zu herkömmlicher Stahlproduktion einsparen. 2021 wurde von der Kommunalkredit gemeinsam mit der OMV in der Raffinerie Schwechat begonnen, die größte Elektrolyseanlage Österreichs zu ermöglichen. Diese spaltet destilliertes Wasser mithilfe von Strom in Sauerstoff und Wasserstoff. Ab der Inbetriebnahme sollen dort jährlich bis zu 1.500 Tonnen an grünem Wasserstoff nachhaltig produziert werden.
Durch regulatorische Maßnahmen wie den Green Deal der EU und Bemühungen, die Energiewende voranzutreiben, werden Investitionen in Infrastrukturprojekte auch in Zukunft an Bedeutung zulegen. Trends wie Dekarbonisierung, Digitalisierung, E-Mobilität oder auch alternde Bevölkerungen sorgen dafür, dass es weitere Investitionen in einen Ausbau von Infrastruktur braucht. Die Kommunalkredit nimmt dabei eine Vorreiterrolle bei der Investition in nachhaltige Infrastruktur ein. Gerade bei Themen wie grünen Wasserstoff gibt es neben rechtlichen Herausforderungen hohe finanzielle und technische Anforderungen. Es ist augenscheinlich, dass das öffentliche Budget für Investitionen in grüne Infrastruktur nicht ausreichen wird. Es wird auch privates Kapital verstärkt eingebunden werden müssen. Eine Möglichkeit, auch für private Investoren ihr Portfolio zu diversifizieren, da Infrastrukturinvestitionen wenig mit anderen Anlageklassen korrelieren.
WIRTSCHAFTSWACHSTUM. Eine funktionierende Infrastruktur ist für die Gesellschaft unerlässlich und hat maßgeblichen Einfluss auf wirtschaftliches Wachstum; ein mehr als aktuelles Thema also, um neben der grünen Wende auch die wirtschaftliche wieder einzuleiten. Dazu sind Änderungen in den Strukturen, verkürzte Wege und rasche Entscheidungen notwendig. Und der Wille und Glaube, etwas zu verändern.
KOMMUNALE SOMMERGESRPÄCHE. „Die beste Art, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie selbst zu gestalten,“ betonte CEO Sebastian Firlinger auch auf den von der Kommunalkredit und dem Österreichischen Gemeindebund veranstalteten Kommunalen Sommergesprächen in Bad Aussee. Die Relevanz von stabiler Netzinfrastruktur und die Vermeidung bürokratischer Hürden wurden hier als zentrale Thesen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft hervorgehoben. „Wir alle sind Partner dieser grünen Wende: die Politik – von der regionalen über die nationale und internationale Ebene –, Energieunternehmen, Wirtschaft, Investoren, die Finanzbranche.“ Key Note Speaker Joschka Fischer, ehemaliger deutscher Bundeskanzler, schlug in dieselbe Kerbe: „Europa braucht gemeinsame und starke Antworten in Sachen Sicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum.“ Es gibt noch viel zu tun.
GEMEINSAM STRUKTUREN AUFBAUEN. Über Entwicklungszusammenarbeit, früher gern Entwicklungshilfe genannt, gibt es manche Vorurteile. Eines davon: Die „Retter“ aus den Industrieländern würden durch ihr Geld die Länder des Globalen Südens von der Armut in die Abhängigkeit führen. Dabei geht es schon lange nicht mehr um einseitige „Hilfe“, sondern um den gemeinsamen Aufbau von Strukturen, die sich dann selbst tragen müssen. Ein möglicher Weg ist, Menschen mit Ideen Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten zu verschaffen, die es in ihren Ländern nicht in ausreichender Form gibt. In Österreich kümmert sich darum die Oesterreichische Entwicklungsbank (OeEB). Die OeEB ist eine private Aktiengesellschaft und fungiert als offizielle Entwicklungsbank der Republik. Sie beteiligt sich an Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern und verstärkt mit begleitenden Maßnahmen die entwicklungspolitischen Effekte. Das Geld wird dabei zu marktnahen Konditionen bereitgestellt, die OeEB kann dabei aber ein höheres wirtschaftliches Risiko als kommerzielle Banken eingehen. Heuer stellte die OeEB ihren neuen Strategiezyklus 2024-2028 vor, also die strategischen Leitlinien der kommenden Jahre. Dabei gibt es vier Themenschwerpunkte: Green Finance, finanzielle Inklusion, Infrastruktur und Industrie sowie Gendergerechtigkeit.
AUSWIRKUNG DES KLIMAWANDELS. Im Rahmen der neuen Strategie sollen auch noch weitere Themen gestärkt werden. Zum einen der Kampf gegen den Klimawandel, zum anderen das Engagement in Afrika und den am wenigsten entwickelten Ländern. Das ergibt doppelt Sinn, denn Entwicklungsländer sind von den Auswirkungen des Klimawandels überproportional betroffen und benötigen Kapital zur Reduktion von Treibhausgasen, bspw. für erneuerbare Energie, Energieeffizienzlösungen und sauberen Transport. „Der Themenschwerpunkt Green Finance umfasst auch Maßnahmen zur Klimawandelanpassung oder den Schutz von Wasser- und Meeresressourcen“, erklärt OeEB-Vorständin Sabine Gaber. „Wir haben uns ein ambitioniertes strategisches Ziel gesetzt: Bis 2028 sollen zumindest 50 Prozent unseres Neugeschäfts auf klimaanrechenbaren Investitionen entfallen.“ Nicht das einzige Ziel, das mit einer konkreten Zielmarke unterlegt ist. Ein Viertel des Neugeschäfts bis 2028 soll in Afrika abgeschlossen werden, mit einem besonderen Augenmerk auf Subsahara-Afrika und den dort am wenigsten entwickelten Ländern. Die Klimafinanzierung und der Ausbau des Engagements in Subsahara-Afrika rücken durch die neue Strategie noch stärker in den Fokus als in der Vorperiode.
UNABHÄNGIGKEIT FÖRDERN. Der Kerngedanke der Arbeit der OeEB ist, nicht einfach Geld zu vergeben, sondern Menschen in wirtschaftliche Unabhängigkeit zu führen. „Mit der Finanzierung und Begleitung von entwicklungspolitisch sinnvollen und wirtschaftlich tragfähigen privaten Projekten verfolgen wir das Ziel, die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern und die Erreichung der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen zu unterstützen“ sagt Gaber. „Der Privatsektor ist insbesondere zur Schaffung und Erhaltung von qualifizierten Arbeitsplätzen sowie für den Aufbau von nachhaltiger Infrastruktur ein wichtiger Treiber.“ Hilfe zur dauerhaften Selbsthilfe also.
Hinter dem gestärkten Fokus auf Gendergerechtigkeit stehen nicht nur politische Zielvorstellungen, sondern auch ganz handfeste wirtschaftliche Gedanken. Haben Frauen limitierten Zugang zu Finanzierung, entgeht den Ländern viel Potenzial zur Entwicklung. Deshalb soll mit der neuen Strategie verstärkt geschlechtergerechte Finanzdienstleistungen mit Schwerpunkt auf benachteiligte Frauen sowie von Frauen geführten Unternehmen in Entwicklungsländern bereitgestellt werden. Damit sollen die Lebensbedingungen verbessert, das Geschlechtergleichgewicht und die Reichweite erhöht und die Führungsrolle von Frauen gefördert werden.
GENDERGERECHTIGKEIT. Eines der Vorzeigeprojekte ist dabei der neue Global Gender-Smart Fund (GGSF). Er entstand im Juni durch Neustrukturierung eines Vorgängerfonds mit dem Ziel, den Gender-Fokus zu stärken. Die OeEB war schon beim Vorgänger ein Ankerinvestor, also ein früher und stark involvierter Partner, und dementsprechend auch an der Neuausrichtung beteiligt. Der Fond ist deshalb ein wichtiges Element des strategischen Themenschwerpunkts Gendergerechtigkeit.
Mit dem neuen Strategiezyklus will sich die OeEB, die 2023 ihren 15. Geburtstag feierte, noch fitter für die Zukunft machen und den Impact ihres Engagements noch erhöhen. „Mit Jahresende 2023 erreichte das Gesamtprojektportfolio der OeEB 1,7 Milliarden Euro“, sagt Steffen Suhany, der im OeEB-Vorstand den Bereich der Marktfolge verantwortet. „In von der OeEB finanzierten Projekten und Unternehmen waren mehr als 400.000 Personen beschäftigt.“ Das zeige, dass man mit den vorhandenen Instrumenten die Lebensrealität und -qualität zahlreicher Menschen zum Besseren verändere. Dabei ruhe man sich aber nie auf dem Erreichten aus, sondern wolle sich stets verbessern. „Es ist für uns zentral, die tatsächlich erreichten Entwicklungseffekte zu messen, um daraus künftige Handlungsstrategien abzuleiten.“