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David Hockney: Einer der teuersten lebenden Künstler der Welt zeigt seine Werke in Wien

Nackte Männerkörper, türkisfarbenes Wasser und dieser saftig grüne Rasen: Ich betrete die Ausstellung David Hockney: INSIGHTS - Reflecting the Tate Collection und befinde mich gefühlt augenblicklich im sonnigen Los Angeles, einer hedonistischen Welt, wo der Brite in den späten 60er bis 70er Jahren lebte. Die paradiesischen Hollywood-Gärten zeigen allerdings nur einen Teil seines Lebens und auch nur einen Bruchteil seiner Begabung.

Ebenso im selben Raum: Ein Film, genannt „A Bigger Splash“, der einen deutlichen Kontrast zu den ikonischen Swimming Pools in der schillernden Welt von Los Angeles symbolisiert. Ich bleibe stehen, mein Blick wendet sich von den farbenfrohen Acrylgemälden ab. Kuratorin Veronika Rudorfer merkt mein Interesse und klärt auf: Das Video handelt von David Hockneys erster großer Liebe, deren Trennung folgte - und somit auch großer Schmerz.

Aber trotzdem brennt noch diese eine große Frage in mir: Was macht diesen Mann zu einer/m der teuersten lebenden KünstlerInnen der Welt?

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Ich erfahre von Rudorfer, dass der Gesamtversicherungswert der Ausstellung satte 300 Millionen Euro beträgt, sein bisher teuerstes Gemälde „Portrait of an Artist (Pool with two figures)“ wurde bei Christie's in New York um 90,3 Millionen Dollar versteigert. Wow, denke ich und bekomme im nächsten Raum einen Einblick, warum der Künstler mit seinen Werken so viel Aufmerksamkeit erregt. Neben den berühmten Swimming-Pool-Kunstwerken ist Hockney nämlich auch für etwas anderes bekannt: seine multiperspektivischen Gemälde.

Eines davon hängt nun vor mir und ich betrachte die intensiven, nahezu leuchtenden Farben sowie den Künstler selbst darauf. Es ist das größte Format in dieser Ausstellung und misst über sieben Meter. Das Besondere ist allerdings gar nicht die Länge, sondern die Tatsache, dass er für das Selbstporträt 3.000 digitale Fotografien zu einer „fotografischen Zeichnung“ zusammenfügte. So schafft Hockney einen dreidimensionalen Raum - und ein Paradebeispiel für seine Überzeugung: Wenn Betrachtende sich im Raum bewegen, soll auch das Bild nicht nur eine, sondern verschiedene Perspektiven aufweisen können.

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Ich schaue mich weiter um und sehe farbenfrohe Landschaften von der Normandie bis hin zum Norden Großbritanniens. Dort überall hat Hockney eine Zeit lang gelebt. Mir gefällt die Art, wie er die Natur darstellt - diese künstlerische Farbigkeit, wie er knalliges Violett mit leuchtendem Grün vereint und damit tolle Kontraste schafft.

Von Doppelporträts und iPad Drawings 

Je weiter ich in der Ausstellung fortschreite und je mehr Räume ich betrete, desto erstaunlicher finde ich es, dass all diese Kunstwerke von demselben Menschen stammen. Ölgemälde, Acrylbilder, Druckfotografie, Videos - David Hockney hat mit verschiedenen Kunstrichtungen experimentiert und vereint sogar verschiedene Arten von Stilen in einzelnen Werken. Ein absolutes Highlight sind für mich die „iPhone & iPad Drawings“. Hier zeichnet Hockney eines seiner Lieblingsmotive: Landschaften, und zwar auf dem iPhone. Man sieht die Entstehung des Bildes Schritt für Schritt, Strich für Strich.

Die exakte Beobachtung der Umgebung und seiner Lebenswelt ist besonders wichtig für ihn, erzählt mir Rudorfer. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich deshalb so offensichtlich mit der Tatsache, dass das Auge die Welt anders sieht als die Kamera - und wie man diesen Umstand womöglich beheben kann.

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Mama als Lieblingsmotiv - geht es noch sympathischer?

Aber nicht nur für seine Pool-Bilder und Landschaftsgemälde ist der Künstler bekannt. Auch die lebensgroßen Doppelporträts von Freundinnen und Freunden sowie Bekannten machten Hockney zu dem Star, der heutzutage in der Kunstszene gefeiert wird. Ein besonders beliebtes Motiv ist dabei seine Mutter, die immer wieder auf den Bildern zu sehen ist. Sehr sympathisch, finde ich, und höre gespannt zu, als Rudorfer erzählt, dass David Hockney schon immer sehr offen mit seiner Homosexualität umgegangen ist. Wir betreten einen weiteren Raum. Hier ist es plötzlich nicht mehr so bunt und farbenfroh - einige Werke wirken düster. Man sieht Skizzen aus den 70er Jahren, die Hockney in Beirut zu den Gedichten des Lyrikers Konstantinos Kavafis angefertigt hat.

Pikant: Bis 1976 galt Homosexualität in England noch als Straftat. David Hockney ließ seine Sexualität aber trotzdem in seine Kunst einfließen: Schon in seinen frühen Arbeiten zu Studentenzeiten tauchten Begriffe wie „Queer“ oder „Queen“ in seinen Werken auf. Als er in einem Werbespot für ein Haarfärbemittel den Slogan „Blondes have more fun“ hörte, bleichte er sich die Haare, was schnell zu seinem Markenzeichen wurde.

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Die Wahrhaftigkeit der Wirklichkeit

Mittlerweile ist David Hockney, geb. 1937 in Bradford, UK, 84 Jahre alt und gilt als eine/r der einflussreichsten KünstlerInnen der Gegenwart. Seine Experimentierfreude und seine Suche nach immer wieder neuen Ausdrucksformen der Visualisierung - vor allem seine Arbeit mit dem iPhone und iPad - beeindrucken mich. Die Vielseitigkeit seiner Arbeiten symbolisiert sein Leben, das ebenso facettenreich ist.

Er kommt ursprünglich, so wie er selbst sagt, aus einer „radikalen Arbeiterfamilie“, hat es nach Hollywood geschafft und ist um die Welt gereist. Und dennoch ist er überzeugt davon, dass er keineswegs weiß, wie die Welt in Wirklichkeit aussieht.

Ich will damit sagen, dass wir in Wirklichkeit nicht sicher sind, wie die Welt aussieht. Furchtbar viele Leute meinen, wir wissen es, ich aber nicht.

David Hockney

Die Ausstellung ist noch bis 19. Juni 2022 im Ausstellungshaus auf der Wiener Freyung zu sehen und entstand in Zusammenarbeit mit der Tate.

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