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„Das MQ ist so beliebt wie nie zuvor“

Wie verbringen Sie Ihre letzten Tage im MQ?

Christian Strasser: Ich mache das, was ich immer gemacht habe. Ich komme früh am Morgen und drehe eine Runde am Areal. Das ist ein wertvolles Ritual für mich. Ich habe das MQ in dieser Morgenstimmung am liebsten. In dieser Zeit sammle ich Ideen und verschaffe mir einen Überblick. Danach gehe ich ins Büro, die Arbeit ist auf den letzten Metern nicht weniger als früher.

Haben Sie keine Zeit zurückzublicken?

Doch, natürlich, das ergibt sich automatisch. Wenn ich am Areal unterwegs bin, dann habe ich dieser Tage viele schöne Erinnerungen vor Augen. Doch ich bin nicht der Typ, der in der Vergangenheit lebt. Deshalb war es mir auch wichtig, das Jubiläum anlässlich „20 Jahre MQ“ im heurigen Sommer und Herbst für aktuelle Projekte zu nutzen und keine Zeitreise zu unternehmen.

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Haben die Besucherinnen und Besucher die Programme gut angenommen?

Wir haben im heurigen Jahr enormen Zuspruch erlebt, vielleicht den größten Zuspruch in zehn Jahren. Ich war erstaunt und berührt. Im März 2020 haben wir gedacht, dass wir die Höfe sperren müssen, dann aber haben wir das Gegenteil gemacht. Mein Team und ich haben glücklicherweise rasch erkannt, dass wir mit dem Areal etwas sehr Positives bewirken können. Geschlossene Räume sind in der Pandemie ein Problem, also sind wir ihnen in den Höfen, im Freien, mit Kunst und Kultur entgegengekommen.

Wie hat sich das MQ in den vergangenen zehn Jahren verändert?

Vor zehn Jahren war die Welt eine andere und das MQ war gerade dabei, seine wichtigsten Entwicklungsschritte zu machen. Damit das geschehen konnte, mussten wir einen lebendigen und belebten Ort gestalten und immer über den Tellerrand hinausblicken.

Wie wichtig ist das Kunst- und Kulturprogramm in den Höfen?

Das öffentliche Kunst- und Kulturprogramm im MQ ist der Schlüssel für alles, denn es ist für alle Menschen da, kostenlos und ohne Hürden. Das ist weltweit einzigartig – die Mikromuseen in den Passagen, die Festivals, die MQ Art Box, die Konzerte, Kunstinstallationen, Lesungen und vieles mehr. Das MQ ist ein Ort für alle, ohne Vorbehalte, für große Museen, aber auch für einzelne Kunstschaffende und für kleine Kulturinitiativen.

Wir mussten einen lebendigen und belebten Ort gestalten und immer über den Tellerrand hinausblicken.

Christian Strasser

Mir war es immer wichtig, demokratisch zu bleiben, alle Menschen zu berücksichtigen, auch wenn das nicht immer jedem schmeckt – aber so funktioniert Offenheit, das ist auch ein Lernprozess. Zuerst docken die Menschen in den Höfen an, dann gehen sie in die Museen, so ist der Weg. Dieser Mechanismus hat das MQ zu einem der erfolgreichsten Kulturareale der Welt und zu einem internationalen Aushängeschild der Kulturmetropole Wien gemacht.

Wie messen sie das?

Da gibt es mehrere Ebenen. Vor der Pandemie hatten wir pro Jahr 4,5 Millionen Besucherinnen und Besucher, ein konstantes Rekordhoch seit ungefähr 2016. Während der Pandemie erfreuen sich die Menschen an der Kunst im öffentlichen Raum, das ist sehr wichtig und bringt großen Zuspruch. Und auf einer internationalen Ebene: Seit Jahren erhalten wir laufend Besuch von internationalen Delegationen. Das MQ ist in allen wesentlichen Netzwerken für Kulturareale weltweit vertreten. Wir gelten als Best-Practice-Beispiel und Kulturministerien und Museumsplaner*innen wollen immer wissen, was die geheime Formel unseres Erfolgs ist.

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Und was ist die Erfolgsformel?

Offenheit in jeder Hinsicht. Die Menschen können sich in den wunderschönen Höfen sicher und wohl fühlen, sie können die Hofmöbel nutzen, die Gastronomie genießen und sie haben eines der besten Kulturprogramme der Welt, zunächst in den Höfen, dann in den Institutionen. Das alles, das ganze Zusammenspiel ist enorm wichtig. Gäbe es nur Kultureinrichtungen, aber keine Klammer, dann hätten wir das Problem, das viele andere auch haben: Das Areal ist schön, aber wird nicht angenommen.

Das MQ ist weit mehr als die Summe der einzelnen Teile, es ist das größte Kulturareal Europas. Es war wichtig, unsere Messlatte international auszurichten und auch gegen so manche Widerstände einen belebten und beliebten, international geprägten Kulturort zu schaffen, so wie es auch im Quartier des Spectacles Montreal oder im Christchurch Art Centre in Neuseeland der Fall ist. Das MQ ist bei den Menschen heute so beliebt wie nie zuvor.

Wie wichtig war die Zusammenarbeit mit anderen Arealen?

Der Austausch ist enorm wichtig, denn Kulturareale sind die Orte des 21. Jahrhunderts und teilen ihr wertvolles Wissen. Wir haben heuer ein Buch herausgebracht, es ist das erste dieser Art, in dem Kulturareale von allen sechs Kontinenten vorgestellt werden und einige maßgebliche Expert*innen zu Wort kommen – selbstverständlich gibt es neben der deutschen eine englische Ausgabe, die begeistert angenommen wird. Wir Kulturareale sind eine internationale Gemeinschaft mit Mitgliedern aus aller Welt, von Nairobi bis Helsinki.

Kommen wir zurück auf die „MQ Libelle“. Haben sich hier die Erwartungen erfüllt?

Die „MQ Libelle“ hat das MQ verändert. Ich hatte immer gehofft, dass diese Erweiterung neue Impulse gibt. Dass sie aber so gut angenommen wird und in ihrer Symbolik als neues Wahrzeichen so gut funktioniert, das konnte niemand vorausberechnen. Eigentlich sind es im Wesentlichen drei Punkte, die funktionieren. Erstens, die „MQ Libelle“ ist von den MQ Architekten Laurids und Manfred Ortner in Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen Brigitte Kowanz und Eva Schlegel als neues Symbol für das MQ geplant worden. Es ging ihnen darum, das, was dieses Areal ausmacht, in einem Baukunstwerk zu manifestieren: das Zusammenspiel von unterschiedlichen Kunst- und Kultursparten.

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Zweitens, und das ist eine wichtige städtebauliche Entwicklung: Wir erleben bei allen zentralen Bauprojekten in europäischen Städten viele Diskussionen. Das ist verständlich, denn der Raum ist eng, das Alte soll geschützt werden. Die „MQ Libelle“ ist im Grunde die Fortsetzung eines Prinzips, das schon den Erfolg des ganzen MQ ausgemacht hat: Neues zulassen auf alten Fundamenten. Laurids Ortner hat es oft gesagt: Es geht nicht um Repräsentationsbauten, sondern darum, wie man die Dinge, die vorhanden sind, am besten mit neuen Ideen kombinieren kann. Und drittens: Die „MQ Libelle“ eröffnet eine neue Perspektive auf die Stadt und sie demokratisiert den Blick. Dachterrassen sind Luxus und meist nur privat oder gegen Bezahlung nutzbar. Die „MQ Libelle“ ist eine öffentliche Terrasse für alle Menschen. Wir haben in einem Jahr Betrieb gesehen, wie sehr die Menschen es lieben, davon Gebrauch zu machen.

Die „MQ Libelle“ eröffnet eine neue Perspektive auf die Stadt und sie demokratisiert den Blick

Christian Strasser

Bilanz nach 10 Jahren. Was ist das MQ heute?

Das MQ erfüllt eine wichtige Funktion als Ort der Kommunikation, als Raum zum Austausch. Ins MQ kommen Gäste aus aller Welt, Kunstschaffende, Eltern mit Kindern, Jugendliche, Freundeskreise, Kunstbegeisterte, eigentlich jeder und jede Stadtbewohner*in kommt hier einmal oder öfter her. Und das bietet Chancen. Man sieht hier, an diesem Ort, dass ein gutes und friedliches Miteinander möglich ist, das stiftet Frieden in der Gesellschaft – und diesen Rahmen gilt es so gut wie möglich zu gestalten und zu erhalten. Das MQ möchte die Menschen abholen und weiterreichen in die einzelnen Institutionen und ihnen sagen: Das ist Kunst, seht es Euch an, macht die Reise, sie wird toll!

Es klingt so, als ob sie noch immer brennen würden für das MQ. Kein bisschen Wehmut?

Natürlich brenne ich noch immer für das MQ. Der einfache, alte Spruch „Man soll gehen, wenn es am Schönsten ist“, der trifft sehr auf meine Situation zu. Mir war es immer wichtig, am Puls der Zeit zu bleiben. Die neue Direktorin, Bettina Leidl, sieht jetzt wieder alles mit frischen Augen, und das ist auch sehr wichtig. Und wehmütig bin ich nicht. Denn mir war es in den vergangenen zehn Jahren immer bewusst, dass ich in einer großartigen Institution an einem der schönsten Plätze im Land arbeiten darf, ich habe das meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oft gesagt. Es war ein Geschenk.

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Architekturzentrum Wien
Tatiana Bilbao Estudio bis 07.02. Ausstellungshalle 2 
Kunsthalle Wien
Ines Doujak Geistervölker bis 16.01. 
mumok
Wolfgang Tillmans Schall ist flüssig bis 24.04.
Leopold Museum
Ludwig Wittgenstein Fotografie als analytische Praxis bis 06.03. 
Halle E+G STOMP
mit neuen Highlights zurück auf großer Tour Mi 12. bis So 16.01. Halle E 
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ALLES HOLZ bis 20.02. Eine Mitmachausstellung für Kinder von 6 bis 12 Jahren 
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MQ Wintergarten
bis 09.01. MQ Haupthof, Eintritt frei, Eisstockbahn, LED-Kugelbahn „Lumina“, Lichtprojektionen von „Lumine“, winterlich-festlich gestaltete Höfe sowie künstlerische Highlights sorgen für Weihnachtsstimmung der besonderen Art.
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