Damit Gelerntes lange hängen bleibt
15.000 Stunden verbringen Österreicherinnen und Österreicher im Schnitt in der Schule. Viel Zeit – und am Ende hat man viel von dem, was man gelernt hat, vergessen. Da stellt sich die Frage, wie Schule gestaltet werden muss, dass das Gelernte nachhaltig bleibt. Mit diesem Thema haben sich schon viele Fachleute auseinandergesetzt. Bekannt ist etwa der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie, der 2009 mit seiner Studie für Aufsehen sorgte.
Einer, der mit ihm geforscht hat, ist Klaus Zierer. Für ihn steht fest: „Hatties Kernbotschaft von damals gilt heute noch: Strukturen sind wichtig, aber nicht entscheidend für den Lernerfolg.“ Das gelte zum einen für die Systemfrage – also Gesamtschule oder gegliedertes System, Halbtags- oder Ganztagsschule –, zum anderen für die Unterrichtsmethoden, denn: „Entscheidend ist immer die Lehrperson und wie sie mit Schülerinnen und Schülern interagiert; wie sie es schafft, dass mit ihren Methoden Schule bildungswirksam wird.“
Lehrperson im Zentrum
Wirksame Bildung ist auch ein zentrales Anliegen des Österreichischen Bundesverlags (öbv). Geschäftsführer Maximilian Schulyok: „Unsere Bildungsmedien helfen Lehrkräften, wirksam zu werden. Denn wir entwickeln Inhalte und Lösungen und tragen so dazu bei, dass erfolgreiches Lernen jetzt und auch für die Zukunft gelingt. Dazu übersetzen wir komplexe und theoretisch formulierte Lehr- und Bildungspläne in praxistaugliche Konzepte, mit denen Lehrkräfte gut arbeiten können. So kann Unterricht erfolgreich gelingen,“ ist Schulyok überzeugt.
Wer sich mit nachhaltiger Bildung näher beschäftigen will, muss sich jedenfalls mit der Professionalität der Lehrperson auseinandersetzen. Das ahnt jeder, der an seine Schulzeit zurückdenkt, sagt Zierer und gibt eine Denkaufgabe: „Im Schnitt wurden Sie von 50 Lehrerkräften unterrichtet. An welche erinnern Sie sich noch? Meist kann man sich an zwei, drei gute Lehrkräfte und sechs bis acht schlechte erinnern. Doch die sind nicht das Problem – das Interessante ist, dass der Großteil im Nichts verschwindet, während eine kleine Gruppe es schafft, noch 20, 30 Jahre später nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben.“
Diese Lehrkräfte hatten übrigens dieselben Schülerinnen und Schüler samt Eltern wie ihre Kolleginnen und Kollegen, sie hatten dieselben Strukturen und finanziellen Möglichkeiten „und schafften es doch, einen anderen Einfluss zu erzeugen.“
Die Frage, was diese Lehrpersonen anders machten, beantwortet Zierer so: „Sie sehen sich nicht als bloße Wissensvermittler, sondern als Bildungsagenten. Sie schauen, dass sie nicht nur fachliche Aspekte weitergeben, sondern den Menschen insgesamt mit all seinen Möglichkeiten in den Blick nehmen. Sie versuchen, Kinder und Jugendliche immer wieder anzusprechen und sie mit der Sinnhaftigkeit des Lernens zu erreichen.“ Heißt: Sie sprechen Herz und Hirn an.
Es muss menscheln
Damit wird klar: „Fächer haben nur eine dienende Funktion. Das muss eine Lehrperson verstehen. Sie muss die Haltung mitbringen, dass sie selbst der entscheidende Faktor für Bildungserfolg ist, und dass das Zwischenmenschliche entscheidend ist. Fehlt das, wird es schwierig.“ Wer glaubt, dass die LehrerInnenbildung zum Ziel führt, den muss Zierer enttäuschen: „Überspitzt formuliert: So wie diese oft gestaltet ist, ist sie so wirksam wie wenn ich vier Jahre nichts mache.“ Sein Wunsch daher: „Die Professionalität der Lehrperson muss vielmehr Teil der LehrerInnenbildung werden. Lehrpersonen sollten darüber hinaus viel weniger als Einzelkämpfer, sondern als Teamspieler sozialisiert werden, die sich im Team über den Unterricht austauschen.“
Digital oder analog
Zum gelungenen Unterricht können vielfältige Bildungsmedien Entscheidendes beitragen. Auch hier kommt es darauf an, wie die Lehrperson Medien einsetzt – nämlich so, dass sie Schülerinnen und Schüler motivieren, dass sie Herausforderungen setzen und den Austausch fördern – zwischen Lernenden und Lehrperson, aber auch zwischen den SchülerInnen untereinander.“
Klingt logisch: „Die Kriterien, die für Lernprozesse wichtig sind, gelten im Kern ja auch für Bildungsmedien“, sagt Zierer. Wenn sie gut gemacht sind, können sie in der Fläche ein hohes Maß an Qualität sicherstellen. „Gäbe es keine Schulbücher, würde die Qualität ganz stark von der einzelnen Lehrperson abhängen.“
Bildungsmedien liefern zudem viele Möglichkeiten, die Lehrperson zu entlasten – etwa in der Vorbereitung. Mit der dadurch gewonnen Zeit kann sie sich gezielt einzelnen Schülerinnen und Schülern widmen.
Zentraler Faktor
Dem stimmt Maximilian Schulyok zu: „Die Rolle von Lehrmitteln wird vielfach unterschätzt. Inhaltlich wie formal sind sie eine zentrale Einflussgröße für die Gestaltung des Unterrichts und wirken weit über den Schulalltag hinaus. “
Die Wege zum Wissen sind ja individuell: „Wir glauben, dass es für jeden Inhalt, jede Klasse, jedes Kind richtige und unterschiedliche Wege gibt. Durch unsere Erfahrungen und unsere Expertise im Bereich Wissensvermittlung und Didaktik wissen wir was Schülerinnen und Schüler zum Lernen und Lehrerpersonen zum Unterrichten benötigen. Bildungsmedien müssen gut durchdacht und vor allem zukunftsorientiert sein – egal ob sie digital oder analog sind.“
Schulklassen: 25 x 1.000 Euro für nachhaltige Ideen
Im Jahr der Bildung startet der Österreichische Bundesverlag öbv die nachhaltige Ideen-Challenge „Mission Zwanzig Zukunft“ und ruft Schulklassen auf, ihre Zukunftsideen einzubringen und innovative Nachhaltigkeitsprojekte einzureichen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt: sowohl, was das Thema angeht – Umweltschutz, Klimawandel, Regionalität, Mobilität, Wasser und viele andere mehr – als auch, was die Form der Einreichung betrifft – Video, Podcast, Texte oder Projektpräsentationen sind möglich. Jede Idee, die gemeinsam in der Schule entwickelt und umgesetzt wird, ist willkommen. Eine Jury ermittelt die 25 besten Projekte, die mit je 1.000 Euro ausgezeichnet werden. Die nachhaltige Ideen-Challenge findet anlässlich des 250-jährigen Jubiläums des öbv statt und richtet sich an alle Schulstufen. Einsendeschluss ist der 15. Mai 2022. Infos zur Aktion: klassezwanzigzukunft.at
öbv-Podcast: Im Unterricht über Nachhaltigkeit reden
Nachhaltigkeit im Unterricht ist das Thema in der aktuellen Folge des öbv- Podcasts #klassezwanzigzukunft. Zu Gast ist diesmal Stephanie Kunisch. Die Lehrerin und Obfrau des Klimavolksbegehrens wünscht sich einen Wandel: „Es gibt wirklich in jedem Fach die Möglichkeit, das Thema Nachhaltigkeit zu integrieren – man muss sie nur nutzen. In der LehrerInnenaus- und -fortbildung wäre es wichtig, einen größeren Fokus auf die Aufbereitung aktueller Themen, wie Klimaschutz, zu setzen.“
Im Podcast dreht sich alles um die Zukunft der Bildung und darum, was wir öbv-Podcast: Im Unterricht über Nachhaltigkeit reden unseren Schülerinnen und Schülern jetzt mitgeben müssen, damit sie gut auf ihre Zukunft vorbereitet sind. Dazu interviewt der öbv sehr unterschiedliche, Menschen: von der Bildungspsychologin über Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen bis hin zu Politikerinnen und Politikern. Auch Profis aus einigen EdTech Unternehmen kommen zu Wort. Kurz gesagt: Es sprechen alle, die etwas zur Gestaltung der Bildung von morgen beitragen können. Der öbv Podcast #klassezwanzigzukunft ist auf allen gängigen Plattformen zu hören.