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Manuel Strasser bringt seine Modelle lebensgroß auf die Leinwand

Mitten im Kleinstadt-Dschungel, zwischen Baumkuchen und Volksmusik, führt ein Plakat mit Tiger in den Kunstraum der Raiffeisen Bank Retz Pulkautal. Hier thront er zwischen Steinböcken, einer Kuh, Adlern und manch anderm stolzen Tier.

Ihm ist höchstwahrscheinlich auch der Titel der Ausstellung „Wildlife“, die wir besuchen, zuzuschreiben. Wild ist nicht nur die Pose des Raubtiers, die es nach dem Riss seiner Beute zeigt, sondern auch wie es gemalt ist.

Mit flotten groben Pinselstrichen schafft der Maler Manuel Strasser eine unmittelbare Präsenz des Tieres, welche durch die lebensgroße Darstellung noch verstärkt wird. Überhaupt fällt auf, dass die meisten Gemälde in Lebensgröße gemalt sind, die Formate sind entsprechend raumfüllend.

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In der Ausstellung werden Bilder aus den Jahren 2012-2021 gezeigt, tatsächlich sind auch durch die Malweise und die Motivwahl verschiedene Schaffensperioden erkennbar. Man merkt, Manuel Strasser ist kein Maler, der sich wiederholt, um an einem Stil festzuhalten. Seine 12-jährige Praxis des Malens begann in Wien an der Grafischen Bundes Lehr- und Versuchsanstalt bei Karl Kriebel und Wilhelm Drach, danach studierte er an der Universität für Angewandte Kunst Malerei. Die Vielfalt seiner Malerei macht sich auch durch seine verschiedenen Vorbilder bemerkbar, die er uns nennt: Von Siegfried Anzinger über Gerhard Richter und Richard Diebencorn, bis hin zu Alfons Walde.

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Die Themen von Manuel Strassers Bildern sind vielfältig und ergeben sich spontan aus seiner jeweiligen Verfassung. Bezeichnend ist, dass man in der Ausstellung kaum ein Bild findet, welches nicht andere Bilder unter seiner Oberfläche verbirgt.

Zum Beispiel versteckt sich unter dem Tiger der Fußballer Sadio Mané. In dem Video auf seinem Instagramaccount „starting a new painting“ sehen wir ein Making off, wie ein Fußballer übermalt wird und sein rotes Trikot zur blutigen Pfote des Tigers wird.

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Die Räumlichkeit und Farbigkeit, welche durch die vielen übereinanderliegenden Schichten entsteht, zeichnen Manuel Strassers Bilder aus.

Wir fragen nach, wann entscheidet der Maler, dass er ein Bild übermalen möchte? „Wenn ich zu lange überlege, ob ein Bild fertig ist, weiß ich, dass es das nicht ist.“ Und wie entscheidet er, dass ein Bild gelungen ist? „Wenn nichts Schlechtes oder Peinliches mehr drin ist.“ 

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Durch Malerei zum Fußballfan

Als wir den Maler in seinem Atelier besuchen und er uns zu seinem Bilderlager führt, dürfen wir „unübermalte, fertige“ Fußballer lebensgroß sehen.

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Uns überkommt das Gefühl, vor einem zeitgemäßen Historienbild zu stehen. Nicht Napoleon in Strumpfhosen sondern Ronaldo und Ribéry in Kniestrümpfen im Zweikampf. Wir sind neugierig, wie es zu der Arbeit gekommen ist.

„Am Beginn stand das Interesse an der Darstellung des menschlichen Körpers in Bewegung. Deswegen sah ich mir Bilder von Sportlern an, wobei ich auf Franck Ribéry gestoßen bin, der mich durch seine spezielle Körpersprache und Mimik in seinen Bann gezogen hat.“

Er hatte vorher keinerlei Bezug zu Fußball. Über das Malen habe er sich mit dem Wesen der Spieler, ihrer Hochleistung, Präzision, ihren Strategien und ihrem Charakter befasst.

Wir bekommen noch weitere Einblicke in das breite Gesamtwerk des Malers Manuel Strasser, von der menschlichen Figur über Tierdarstellungen, Memento Mori Stillleben, Porträts, bis hin zur Landschaftsmalerei.

Er scheut auch nicht davor zurück, altherkömmlich behaftete Genres wie Bauern – oder Jagdmotive neu zu interpretieren. Zeichnerische spontane Gesten treffen auf handwerkliches Können, wodurch Malerei wieder eine spürbare Relevanz bekommt. 

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Zum Schluss interessiert uns noch, woran der Maler gerade arbeitet, welche kommenden Projekte geplant sind.  Seine Antwort führt uns zurück zum Retzer Hauptplatz, zum Weinlesefest, zum Tiger. Ihn hätten die Blasmusikannten so beeindruckt, insbesondere die Tubabläser. Auch das Instrument Tuba wolle er malen. Ob wir das allerdings jemals zu Gesicht bekommen werden, bleibt fraglich, vielleicht werden sie ja wieder von einem Raubtier gefressen, bleiben verborgen unter Schichten von Öl.