Chronik/Wien

Wohnungen mit Friedhofsblick: "Pietätlos"

Immer lauter wird die Kritik an dem geplanten Bauvorhaben der Stadt Wien, Wohnungen auf dem Areal der ehemaligen Friedhofsgärtnerei inmitten des Neustifter Friedhofs entstehen zu lassen. Neben einer Bürgerinitiative, die mit Plakaten und Infoständen den Friedhof retten will, mischt sich jetzt auch der Döblinger Bezirksvorsteher Adi Tiller (ÖVP) in die Diskussion ein.

"Das ist doch pietätlos", sagt der Bezirksvorsteher. "Wie kann sich die ,Sauberpartei‘ für so ein Projekt einsetzen?" In der Bezirksratssitzung vergangene Woche hat Tiller nun zwei Anträge beschlossen. Einen an Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) und einen an Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ).

Belastung für Umwelt

In den Schreiben nennt Tiller gleich mehrere Punkte, die gegen das geplante Bauprojekt sprechen. Nicht nur, dass die Verbauung "wieder einen Teil des Grünareals" zerstöre und zudem die nahe gelegene Kleingartenanlage am Sommerhaidenweg belaste. Die geplante Umwidmungsfläche liege zudem auf einem von der Unesco anerkannten Gebiet des "Biosphärenpark Wienerwald". Eine Umwidmung würde einen Bruch mit diesem Gesetz bedeuten, erläutert Tiller. Auch habe man das Gebiet gemeinsam mit der Magistratsabteilung 22 (Umweltschutz) attraktiv für seltene Tiere gemacht.

Die Initiative "Rettet den Neustifter Friedhof" gibt die Hoffnung jedenfalls noch nicht auf. Vor allem rund um Allerheiligen, wenn Angehörige verstärkt den Friedhof aufsuchen, will Initiator Yves Risacher und weitere Aktivisten, die Menschen über das Vorhaben informieren.

Die Aussage des grünen Planungssprechers Christoph Chorherr, man solle sich über die soziale Errungenschaft freuen, kann Risacher nicht nachvollziehen: "Was ist denn das für eine Leistung, wenn man Leute in Wohnungen mit Blick auf Trauernde abschiebt?"

Im Dezember soll es zu einer Entscheidung kommen.