Wer in Wien wohnt, ist gut aufgehoben
Mehr als jeder fünfte Österreicher (22 %) tut sich Monat für Monat mit dem Bezahlen von Miete oder Kreditrate schwer. Das ergab kürzlich die ING International Survey, eine Studienserie, die im Auftrag der ING Group regelmäßig verschiedene Aspekte rund um die Themen „Sparen, persönliche Finanzen, Digitalisierung und Wohnen“ beleuchtet. Dabei gibt es allerdings große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Während im Burgenland und Vorarlberg „nur“ jeder Zehnte (10 %) den Druck der Wohnkosten merklich spürt, ist es in Salzburg jeder Dritte (32 %). Fast drei Viertel der Befragten sind der Meinung, dass die Immobilienpreise im nächsten Jahr weiter steigen werden. „Dass die Wohnkosten in der Relation zum Einkommen immer höher werden, setzt viele unter Druck und macht es besonders für Jüngere schwierig“, so Sabine Gruber, Bereichsleiterin Immobilienfinanzierungen bei ING Österreich.
In Wien sorgen neben geförderten Wohnungen vor allem die Gemeindebauten der Stadt für erschwingliches Wohnen – auch in Krisenzeiten. Sie zeichnen sich durch leistbare Mieten, unbefristete Mietverträge und eine Hausverwaltung aus, die auf die Substanz der Häuser achtet. Die Mieter müssen in der Regel keine Provision und größtenteils keine Eigenmittel bezahlen.
Kulturerbe
Dass heute jeder vierte Wiener in einer der 220.000 Gemeindewohnungen lebt, macht den Kommunalbau im weltweiten Vergleich einzigartig. Für viele gehört er gar zum Kulturerbe der Stadt. Die Geschichte des Gemeindebaus begann jedenfalls in der Zwischenkriegszeit, als die Wohnsituation in Wien kaum noch zu ertragen war: Zwei Drittel der Bevölkerung lebte unter katastrophalen Bedingungen. Mit dem Bauprogramm des „Roten Wien“ legte 1919 Bürgermeister Jakob Reumann den Grundstein zum sozialen Wohnbau, Anfang der 1920er-Jahre beschloss die sozialdemokratische Stadtregierung bereits den Bau von tausenden Wohnungen. Ziel war es, leistbaren Wohnraum und mehr Lebensqualität zu schaffen. So fanden und finden bis heute im Gemeindebau nicht nur Wohnungen Platz, sondern auch Geschäfte, soziale Einrichtungen wie Kindergärten sowie Büchereien oder Medizinzentren.