Chronik/Wien

„Wir werden die Zweifler überzeugen“

Keine Illusionen hat der designierte Wiener VP-Obmann Stadtrat Manfred Juraczka, 42, wenn es um die Bewältigung der Parteikrise geht. Seine Lichtblicke: Ein neues Team, der Mut der Verzweiflung und dass die Volkspartei nicht tiefer fallen kann.

 

KURIER: Wie fühlt man sich im vermutlich undankbarsten Job der Republik?

Manfred Juraczka: Ausgezeichnet. Ich habe das Gefühl, von der ganzen Breite im Parteivorstand unterstützt zu werden. Mit meinem neuen Team werden wir die zugegeben schwere Aufgabe angehen.

 

Wer genau ist denn in diesem Team nun vertreten?

Neben den bisherigen Stellvertretern Sebastian Kurz für die Jungen und Ingrid Korosec für die Senioren gibt es neue Gesichter: Veronika Mickel, Isabella Leeb und Alexander Biach aus der Wirtschaft sowie Wolfgang Gerstl als Bezirksparteiobmann. Da ist Potenzial dahinter. Wir sind gewillt, die Herausforderung anzugehen.

 

Kritiker meinen, dass viele Stellvertreter eine Schwächung des Obmannes seien.

Es war immer eine Tradition in der Volkspartei eine möglichst große Anzahl von Stellvertretern zu haben, um sich in der Breite der Partei wiederfinden zu können. Gute Ideen können mehrere einbringen. So kann die Partei auch wieder Selbstbewusstsein bekommen.

 

Die ÖVP grundelt laut Umfragen bei rund zehn Prozent herum. Was kann da ein neuer Obmann noch retten?

Ich sag’ ganz offen, dass man sich neu positionieren muss, auch personell. Wir haben aber vier Jahre Zeit, um auch Zweifler von unseren Ideen zu überzeugen.

 

Wie schaut nun Ihr angekündigtes Gegenmodell zu Rot-Grün aus?

In Wien werden einfach nur Gebühren erhöht. Ganz aktuell auch die U-Bahn-Steuer, die 38 Mio. € ausmachen wird. Das alles wäre mit Einsparungen besser und billiger zu erzielen, ohne Arbeitsplätze zu gefährden.

 

Was werden Sie in der Opposition machen?

Der Stadtregierung auf die Finger schauen. Ich würde auch gerne Frau Vassilakou bei der Bürgerbeteiligung abholen. Sie ist dafür zuständig, erklärt uns aber, dass man die Bürger beim Parkpickerl oder beim Garagenbau nicht befragen soll.

 

Hat die ÖVP ihr Ziel, in Wien den Bürgermeister zu stellen, aufgegeben?

Wahlziele werden wir vor den nächsten Wahlen formulieren. Einen grundsätzlichen Führungsanspruch geben wir natürlich nie auf, auch wenn es bis dahin ein weiter Weg ist. Was ich heute schon sagen kann: Die 13,99 Prozent müssen das historisch schlechteste Wahlergebnis der ÖVP bleiben.