Chronik/Wien

Türkeireise war ein Horrortrip

Die haben mich so gedemütigt, das macht mir am meisten zu schaffen“, sagt Frau P. Aber der 67-jährigen Wienerin ist auf ihrer Türkeireise noch viel mehr passiert.

Elisabeth P. ist Mitglied bei Donauland. Die Buchgemeinschaft hat ihr einen günstigen Urlaub in der Türkei vermittelt, am 6. Februar ging es los. Die Rundreise mit dem Bus führte auch in ein Teppichgeschäft. Frau P. wollte keinen Teppich kaufen, außerdem hatte sie an dem Tag Kreislaufprobleme. Als sie im Geschäft so allein auf einer Bank saß, während sich ihre Mitreisenden Teppiche vorführen ließen, „wurde sie von den Habichten erspäht, umzingelt, eingekreist und bearbeitet“: So beschreibt das ihr Rechtsbeistand Nikolaus Lehner (Kanzlei Lehner & Lehner). Drei Türken nötigten sie „in perfektem Deutsch“, wie sie sich erinnert, zu einem Kauf.

Man servierte ihr Apfeltee, „worauf mir ganz eigenartig wurde.“ Der Jurist vermutet, dass sich K.o.-Tropfen darin befanden. Die Männer erklärten, man müsse die Arbeitsplätze in dem Geschäft erhalten. Elisabeth P.: „Ich sagte: ‚Jetzt hab’ ich aber genug.‘ Immer wenn ich aufstehen wollte, hat sich einer vor mich hingestellt.“

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Inzwischen war der Reisebus weitergefahren. Eine Mitreisende vermisste Elisabeth P., sie wurde vom Reiseleiter rüde abgekanzelt. Die Wienerin saß ganz allein ohne Pass in dem Teppichgeschäft: „Ich hätte nicht einmal beweisen können, dass ich Elisabeth P. bin“, sagt sie im KURIER-Gespräch. Nur ihre Kreditkarte hatte sie dabei. Die Männer nötigten sie, 2300 Euro Anzahlung für einen 7300 Euro teuren Teppich zu zahlen, „der mir nicht gefallen hat und den ich mir nicht leisten konnte.“

Keine Antworten

Nur wenn sie kauft, so drohte man ihr, werde man sie zu ihrer Reisegruppe bringen, die bereits irgendwo beim Mittagessen sitzt. Frau P. zückte die Kreditkarte und wurde in ein Auto gesetzt. „50 Minuten fuhren wir durch die Gegend, der Chauffeur hat mir auf meine Fragen keine Antworten gegeben. So eine Angst hatte ich noch nie im Leben.“ Im Hotel brach sie zusammen, lag die restliche Zeit nur im Bett, „während man die anderen noch in Leder- und Schmuckgeschäfte geschleppt hat“.

Zurück in Wien vertraute sie sich Dr. Lehner an. Der vermutet, dass potenzielle Opfer mit günstigen Reisen gekeilt und vor Ort zu Käufen genötigt werden; ein Zusammenspiel, um wirtschaftlich überleben zu können. Die Anwaltskanzlei erstattete Anzeige wegen Medikamentenvergiftung, Freiheitsentziehung, Nötigung und versucht, die Abbuchung von der Kreditkarte rückgängig zu machen. Einzige bisherige Reaktion: Das Angebot an Frau P., sie könnte den Teppich nun günstiger bekommen ...