Ein Jahr Verzögerung: U2 fährt erst ab 2024 wieder durchgehend
Seit mittlerweile fast zwei Jahren ist die U2 zwischen Karlsplatz und Schottentor gesperrt – und das bleibt auch noch länger so. Der ursprüngliche Zeitplan sah vor, dass die lila Linie im kommenden September den durchgehenden Betrieb zwischen Karlsplatz und Seestadt Aspern wieder aufnimmt. Dieses Zwischenziel verzögert sich nun jedoch um ein Jahr bis zum Schulbeginn im September 2024, wie Gudrun Senk, technische Geschäftsführerin der Wiener Linien, am Donnerstag bekannt gab.
Der Grund für die Verzögerung liegt in „unvorhersehbaren technischen Herausforderungen“, wie es hieß. Konkret stieß man im Zuge der Errichtung des unterirdischen Absprungbauwerkes im Bereich Schottentor – also jenes Bereiches, an dem die neue von der bisherigen U2-Trasse abzweigt – auf gleich zwei dieser Herausforderungen.
Einerseits traf man in sechs Metern Tiefe auf undokumentierte Überreste des Alsbachkanals, also auf einen 50 Meter langen Hohlraum mit einem Durchmesser von zwei Metern, der aus statischen Gründen vor Weiterführung der Arbeiten aufgefüllt werden musste.
Mangelnde Bausubstanz
Zudem stellte sich heraus, dass die Deckenträger des bestehenden, aus den 1970er-Jahren stammenden U2-Tunnels unter der Universitätsstraße auf einer Länge von 120 Metern durch massive Verstärkungen gesichert werden mussten. „Die Substanz hat leider nicht die Erwartungen erfüllt, die wir aus den Vorerhebungen ableiten durften“, sagte U5-Projektleiter Johann Loreth.
Der alte Tunnel soll ab 2026 zur Verbindung der U5 mit dem Betriebsbahnhof Erdberg dienen und man sei „natürlich bestrebt, den Lebenszyklus wieder auf 100 Jahre zu bringen“, so Loreth.
Dazu, ob und welche Mehrkosten die Verzögerung verursacht, wollte sich Senk nicht äußern: Es sei zum jetzigen Zeitpunkt „müßig, über einzelne Zahlen an punktuellen Bauabschnitten zu spekulieren“, sagte die Geschäftsführerin, „abgerechnet wird zum Schluss“.
Gesamt-Zeitplan hält
Senk betonte zudem, die Verzögerung am Schottentor sei zwar „unangenehm“, habe aber keinerlei Einfluss auf den Zeitplan des Gesamtprojekts; die U5 könne – Stand heute – wie geplant 2026 in Betrieb gehen (siehe Infobox unten).
Großprojekt
Im Jänner 2021 begannen die Haupt-Bauarbeiten für das neue Linienkreuz U2/U5. Im Endausbau sieht es eine neue Linie, elf neue Stationen und neun Kilometer neue Strecke vor.
Zeitplan
2026 soll die U5 zwischen Karlsplatz und Frankhplatz den Betrieb aufnehmen, womit zum ersten Mal zwei Linien auf einer Strecke fahren werden. Ab 2028 soll die U2 beim Rathaus abzweigen und über Neubau- und Pilgramgasse zum Matzleinsdorfer Platz fahren. Bis 2035 soll die U2 bis zum Wienerberg und die U5 bis nach Hernals fahren.
August Weichselbaumer, Österreich-Vorstand der zuständigen Baufirma Swietelsky, betonte zudem – wie auch Senk –, Probleme wie dieses seien bei derart komplexen, innerstädtischen Bauvorhaben „eigentlich unausweichlich“.
Keine Auswirkungen an Oberfläche
An der Oberfläche soll sich die Verzögerung auf Anrainerinnen und Anrainer sowie auf die Verkehrsführung nicht über September 2023 hinaus auswirken. Für Öffi-Nutzerinnen und -Nutzer bleiben die eingerichtete Ersatz-Bim-Linie U2Z sowie die Verstärkungen auf weiteren Linien, wie etwa der U1, für ein weiteres Jahr aufrecht. Es sei „sichergestellt, dass die Beeinflussung durch die längere Sperre für unsere Fahrgäste minimal ist“, so Senk.
Im Großteil der alten, 2,7 Kilometer langen U2-Strecke liegen die Arbeiten im Zeitplan. Sowohl die Trasse selbst als auch die bestehenden Stationen werden ja für den vollautomatischen Betrieb der U5 technisch fit gemacht, etwa durch den Einbau von insgesamt 144 vollautomatischen Bahnsteigtüren sowie 16.000 Quadratmetern Glaswänden, die künftig die Bahnsteige von den Gleisen trennen werden. Am Frankhplatz wird zudem ab Mai der neue U5-Tunnel gegraben.
Insgesamt sind täglich rund 1.000 Arbeiterinnen und Arbeiter für die Erweiterung des U-Bahn-Netzes im Einsatz, alleine 300 arbeiten rund um die Uhr an der Errichtung des künftigen U2-/U5-Linienkreuzes Rathaus.